Hive (Film)

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Film
Titel Hive
Produktionsland Kosovo, Schweiz,
Albanien, Nordmazedonien
Erscheinungsjahr 2021
Länge 84 Minuten
Stab
Regie Blerta Basholli
Drehbuch Blerta Basholli
Produktion Valon Bajgora,
Agon Uka,
Yll Uka
Musik Julien Painot
Kamera Alex Bloom
Schnitt Félix Sandri,
Enis Saraçi
Besetzung

Hive (engl. für „Bienenstock“) ist ein Filmdrama von Blerta Basholli, das Ende Januar 2021 beim Sundance Film Festival seine Premiere feierte. Der Film ist von wahren Begebenheiten inspiriert und erzählt von einer willensstarken und mutigen Frau in Krusha e Madhe, nach dem Massaker im März 1999 als „Dorf der Witwen“ bezeichnet, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt, den Führerschein macht und eine landwirtschaftliche Genossenschaft gründet, den patriarchalisch geprägten Strukturen in ihrem Dorf zum Trotz.

Handlung

Fahrije lebt in dem Dorf Krusha e Madhe. Nach dem Massaker im März 1999 hat sie ihren Ehemann Agim als vermisst gemeldet. Sie ist nur eine von rund einem Dutzend Frauen in dem kleinen kosovarischen Dorf, deren Ehemänner während des Kosovokriegs verschwunden sind, und die Behörden arbeiten frustrierend langsam bei der Suche nach den Vermissten oder ihren Leichen. Die stark patriarchalisch geprägte Gesellschaft des Landes bringt die Frauen, die möglicherweise Witwen sind, ohne es zu wissen, in eine schwierige Situation, denn von ihnen wird erwartet, dass sie einfach auf die Rückkehr ihrer Ernährer warten und zwischenzeitlich von der Sozialhilfe leben sollen, obwohl das Geld kaum reicht, eine Familie zu ernähren. Als Frau selbst eine Arbeit anzunehmen oder ein Unternehmen zu gründen wird nicht nur als Subversion der natürlichen Ordnung angesehen, sondern auch als Zeichen von Respektlosigkeit gegenüber dem verschollenen Ehemann.

Fahrije muss sich nicht nur um ihre Tochter im Teenageralter und einen jüngeren Sohn kümmern, sondern auch um ihren Schwiegervater Haxhi. Weil sie aber irgendwie für sie sorgen muss, macht sie ihren Führerschein, was von den Menschen ihm Dorf als Zeichen eines unmoralischen Lebenswandels wahrgenommen wird. Fahrije gründet ihr eigenes kleines Unternehmen und kann den Leiter eines Supermarktes davon überzeugen, ihr hausgemachtes Ajvar abzunehmen, das sie gemeinsam mit ihrer Freundin Naze zubereitet. Zunächst betreiben sie das Geschäft mit nur wenig Unterstützung der anderen Frauen des Dorfes und der aktiven Opposition der Männer. Doch bald folgen die Frauen Fahrijes Beispiel und verkaufen ebenfalls ihre hausgemachten Spezialitäten. Irgendwann ist sogar Haxhi vom Engagement seiner Schwiegertochter beeindruckt.[1]

Produktion

Die Frauen in Krusha e Madhe fingen an, eingemachtes Obst und Gemüse zu verkaufen, um ihre Familien über Wasser zu halten

Hive ist von der wahren Lebensgeschichte von Fahrije Hoti inspiriert. Die Kosovo-Albanerin hatte ihren Ehemann nach einem Massaker durch serbische Streitkräfte im Dorf Krusha e Madhe (serbisch-kyrillisch Velika Kruša) am 25. März 1999 als vermisst gemeldet, einen Tag nach dem Start der Luftangriffe der NATO. Hotis Haus wurde während des Krieges niedergebrannt, und sie musste sich nun alleine um zwei kleine Kinder und die Eltern ihres Mannes kümmern. Als alleinerziehende Mutter diskriminiert, versuchte Hoti, ihre Nachbarinnen, die fast alle ihre Männer im Krieg verloren hatten, davon zu überzeugen, dass sie Geld verdienen könnten, indem sie ihre hausgemachten Gurken und den traditionellen Ajvar verkaufen.[2]

Regisseurin Blerta Basholli studierte in den USA an der New York University für ihren Masterabschluss, als ihr Freund, ein Fotograf, sie auf die Geschichte aufmerksam machte, die er über eine Frau aus einem Dorf gehört hatte, die nach bestandener Führerscheinprüfung im gesamten Distrikt diskriminiert wurde, weil sie arbeitete und einen Van fuhr. Dies habe sie sehr interessant gefunden, so Basholli, da die Albaner mit ihrer Gastfreundschaft, Höflichkeit und Solidarität prahlten, doch hätte diese Mutter von zwei Kindern, deren Ehemann nach dem Krieg vermisst wurde, nur wenig Unterstützung erfahren.[2]

Als sie sich an Hoti wandte, dachte diese zuerst, sie wollten einen Dokumentarfilm über ihr Leben machen, doch Basholli konnte sie beruhigen, man wolle ihr Leben nur als Vorlage für einen Spielfilm verwenden und viele Elemente verändern. Als Hoti das Ergebnis sah, habe sie gesagt: „Ich habe so viel mehr gelitten, aber ich denke, Sie haben die Dinge sehr gut zusammengefasst.“ Basholli hatte auch die vielen Interviews in den Film einfließen lassen, die Hoti und andere Frauen aus dem Dorf im Laufe der Jahre gegeben hatten. Basholli selbst war erst 2011 in den Kosovo zurückgekehrt. Heute ist sie Kulturdirektorin in Pristina.[2]

Die albanische Schauspielerin Yllka Gashi spielt in der Hauptrolle Fahrije.[3] Kumrije Hoxha spielt ihre Freundin Naze, Çun Lajçi ihren Schwiegervater Haxhi.[1]

Eine erste Vorstellung erfolgte am 31. Januar 2021 beim Sundance Film Festival.

Rezeption

Kritiken

Der Film stieß bislang auf die Zustimmung aller Kritiker bei Rotten Tomatoes bei einer durchschnittlichen Bewertung von 7,5 der möglichen 10 Punkte.[4]

Jessica Kiang von Variety schreibt in ihrer Kritik, Hive erinnere daran, wie gefährlich patriarchalische Gemeinschaften für Frauen bleiben, selbst und vielleicht besonders für diejenigen, die es schaffen, sich ein klein wenig Unabhängigkeit zu erarbeiten. Der Film erzähle aber auch von Fahrijes Ehemann Agim als einem sanften Typ, der seine eigenen Bienenstöcke baute, den die Bienen nie gestochen haben und von dem Fahrije glaubt, er hätte die von ihr getroffenen Entscheidungen unterstützt.[1]

Auszeichnungen

Sundance Film Festival 2021

  • Auszeichnung mit dem World Cinema Grand Jury Prize: Dramatic
  • Auszeichnung mit dem Audience Award: World Cinema Dramatic
  • Auszeichnung mit dem Directing Award: World Cinema Dramatic[5][6]

Einzelnachweise

  1. a b c Jessica Kiang: 'Hive' Review: A True but Familiar Story of Perseverance in the Face of Patriarchy. In: Variety, 3. Februar 2021.
  2. a b c Xhorxhina Bami: In Sundance Film, a Kosovo War Widow Rebuilds Against the Odds. In: balkaninsight.com, 2. Februar 2021.
  3. "Hive": Porträt einer mutigen Frau aus dem "Dorf der Witwen". In: euronews.com, 6. Februar 2021.
  4. Hive. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 17. Februar 2021.
  5. Hive. In: sundance.org. Abgerufen am 7. Februar 2021.
  6. Chris Lindahl: Sundance 2021 Winners. In: indiewire.com, 2. Februar 2021.