Isar-Loisach-Gletscher

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Maximale Ausdehnung des Isar-Loisach-Gletschers mit Moränenstrukturen (rot) und Gletscherseen (blaugrün). August Rothpletz, 1917

Der Isar-Loisach-Gletscher war ein Vorlandgletscher im bayerischen Alpenvorland während der letzten, als Würm-Kaltzeit bezeichneten Eiszeit.[1] Er entstand im Umfeld des Alpenhauptkamms und schob sich über das vollvergletscherte Inntal und durch die bayerischen Voralpen hinaus in das Alpenvorland.

Von den großen Würm-eiszeitlichen Vorlandgletschern im heutigen Deutschland Inn-, Isar-Loisach-, Iller-Lech- und Rheingletscher drang der Isar-Loisachgletscher am weitesten nach Norden vor.[2] [3] Er stieß aus den Alpentoren der heutigen Tälern der Isar, des Kochelseebeckens und der Loisach aus den Bergen hervor. Dort erreichte der Gletscher eine Dicke von etwas über 1000 m über dem heutigen Niveau. Die Gletscherzungen vereinigten sich, überzogen die Landschaft des unmittelbaren Vorlandes und schürften die Becken des Ammersees, des Starnberger Sees und das Isartal von Bad Tölz bis kurz vor Wolfratshausen aus. Dabei hinterließ er eine bis heute gut erkennbare Moränenlandschaft, aus Grund-, End- und Seitenmoränen, Drumlins und Gletscherterrassen. Die Schmelzwasser des Gletschers transportierten über das vereiste Gebiet hinaus den Schotter, der die Münchner Schotterebene bildet.

Bei der maximalen Ausdehnung vor etwa 20.000 Jahren reichte der Gletscher bis zum heutigen Landsberg am Lech, Grafrath, Leutstetten, Geretsried und kurz vor Sachsenkam. Aus der Eisdecke ragten als sogenannte Nunataks nur der Hohe Peißenberg und der heute nicht mehr prominente Tischberg heraus, eine Kuppe aus Oberer Süßwassermolasse südöstlich des Starnberger Sees.

Beim Rückzug hinterließ der Isar-Loisach-Gletscher die durch die Grundmoräne überformte Landschaft des heutigen Alpenvorlandes. Von besonderer Bedeutung ist die Eiszerfallslandschaft mit gewaltigen Toteis-Blöcken aus denen die Osterseen entstanden, das Eberfinger Drumlinfeld mit rund 360 Drumlins mit einer Größe von über 100 bis 1900 m und die gewaltigen Schlammmengen mit hohen Tonanteilen, die beim Abschmelzen des Gletschers zurückblieben und die Böden abdichteten, auf denen die großflächigen Moor-Landschaften des Alpenvorlandes mit Murnauer Moos, Ampermoos, den Loisach-Kochelsee-Mooren und die kleinräumig mit anderen Landschaftsformen verzahnten Nieder- und Hoch- beziehungsweise Regenmoore entstanden. Die abfließenden Schmelzwasser schufen den Teufelsgraben und das Gleißental, das Mühltal und weitere kleine und größere Abflüsse, die großteils über die Isar und teilweise über die Mangfall und den Inn letztlich ins Urstromtal der Donau entwässern.

Wissenschaftsgeschichte

Die Spuren des Isar-Loisach-Gletschers waren bedeutend für die Erforschung der Glazialmorphologie im 19. Jahrhundert, insbesondere die Glaziale Serie. Die Entstehung von Endmoränen wurde anhand des Durchbruchs der Würm ins Mühlthal am Nordende des Leutstettener Mooses erkannt, die von Drumlins anhand des Eberfinger Drumlinfelds und die Abfolge der zusammengehörenden glazialmorphologischen Erscheinungen erforschte Albrecht Penck anhand des Alpenvorlandes und prägte 1882 den Begriff der glazialen Serie.

Einzelnachweise

  1. Hermann Jerz: Das Eiszeitalter in Bayern, Band 2 der Geologie von Bayern, Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, 1993. ISBN 3-510-65157-X. Kapitel Glazialer, fluvioglazialer und galzifluviatiler Bereich (Alpenvorland und Alpen)
  2. Ludger Feldmann: Die geologische Entwicklung der Landschaft um Eberfing. In: Luise Hohenleitner: Eberfinger Heimatbuch, Herausgegeben von der Gemeinde Eberfing, 1998. Seiten 255–263
  3. Rolf K. F. Meyer, Hermann Schmidt-Kaler: Wanderungen in die Erdgeschichte – Band 8: Auf den Spuren der Eiszeit südlich von München, östlicher Teil. Pfeil Verlag, 1997. ISBN 3-931516-09-1, Seiten 15–26