Isovalerianazidämie

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Klassifikation nach ICD-10
E71.1 Sonstige Störungen des Stoffwechsels verzweigter Aminosäuren
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Bei der Isovalerianazidämie (IVA), die auch als Isovaleranazidurie bezeichnet wird, handelt es sich um eine angeborene Stoffwechselstörung aus der Gruppe der Organazidopathien. Die Erkrankung wird autosomal-rezessiv vererbt. Betroffen ist der Abbauweg der verzweigtkettigen Aminosäure Leucin.

Die Häufigkeit der Erkrankung (Prävalenz) wird in Europa auf 1:100.000 geschätzt.[1]

Pathogenese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Abbau von Leucin erfolgt in mehreren Zwischenschritten. Dabei entsteht auch Isovaleriansäure, die beim Stoffwechselgesunden weiter abgebaut wird. Durch einen Defekt des Enzyms Isovaleryl-CoA-Dehydrogenase kann Isovaleriansäure nicht abgebaut werden und reichert sich im Gewebe an. Dies führt zu einer Azidose und zu einer sekundären Beeinträchtigung von weiteren Stoffwechselwegen.

Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei etwa der Hälfte der Betroffenen treten die Symptome bereits in der Neugeborenenperiode auf.[2] Die Säuglinge können mit Trinkschwäche, Erbrechen, Apathie und Krampfanfällen auffallen.

Bei milderen Formen kommt es erst bei älteren Säuglingen zu Symptomen.[3] Im Rahmen von Auslösern wie einer Gastroenteritis, Atemwegsinfektionen oder hoher Eiweißzufuhr kann es zu krisenhaften Verschlechterungen kommen.

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei schweren Verlaufsformen kommt es zu Hyperammonämien, Laktaterhöhungen und Ketoazidose. Die Diagnose kann im Rahmen eines Neugeborenenscreenings durch eine Tandem-Massenspektrometrie erkannt werden.

Zum Nachweis des genetischen Defektes erfolgt eine molekulargenetische Untersuchung, damit ist auch die Identifikation von milden Verlaufsformen möglich.[4]

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die notfallmäßige Behandlung besteht im Stopp der Proteinzufuhr und Maßnahmen zur Korrektur der Azidose und Hyperammonämie.

In der Dauertherapie erfolgt eine kontrollierte Reduktion der Leucin-Zufuhr (Spezialnahrung mit Aminosäurengemisch). Zur Bindung und Entgiftung können Glycin und L-Carnitin verabreicht werden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. E. Mönch: Infusionstherapie und Ernährung bei angeborenen Stoffwechselstörungen. In: Ernährungsmedizin Pädiatrie. Springer, Berlin / Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-29816-5, S. 215–248, doi:10.1007/978-3-642-29817-2_21.
  2. Sarah C Grünert, Udo Wendel, Martin Lindner, Michael Leichsenring, K Otfried Schwab: Clinical and neurocognitive outcome in symptomatic isovaleric acidemia. In: Orphanet Journal of Rare Diseases. Band 7, Nr. 1, 2012, ISSN 1750-1172, S. 9, doi:10.1186/1750-1172-7-9, PMID 22277694, PMC 3292949 (freier Volltext) – (biomedcentral.com [abgerufen am 26. Juli 2018]).
  3. K Tanaka, M A Budd, M L Efron, K J Isselbacher: Isovaleric acidemia: a new genetic defect of leucine metabolism. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 56, Nr. 1, 1966, ISSN 0027-8424, S. 236–242, PMID 5229850, PMC 285701 (freier Volltext).
  4. Regina Ensenauer, Jerry Vockley, Jan-Marie Willard, Joseph C. Huey, Jörn Oliver Sass: A Common Mutation Is Associated with a Mild, Potentially Asymptomatic Phenotype in Patients with Isovaleric Acidemia Diagnosed by Newborn Screening. In: The American Journal of Human Genetics. Band 75, Nr. 6, Dezember 2004, ISSN 0002-9297, S. 1136–1142, doi:10.1086/426318, PMID 15486829, PMC 1182150 (freier Volltext) – (elsevier.com [abgerufen am 26. Juli 2018]).