Jägerschlag

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Jägerschlag, Leipzig, 2019

Der Jägerschlag gehört als Initiationsritus zu den jüngeren jagdlichen Bräuchen.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Jägerschlag stellt im Leben eines Jägers den Moment dar, an dem er sein Versprechen, in Zukunft nach den Regeln der deutschen Weidgerechtigkeit zu jagen, abgibt und damit in die Reihen der Alten Jägerschaft aufgenommen wird. Mit dem Jägerschlag wird aus dem Jagdscheininhaber und Jungjäger ein Jäger. Der frische Jäger grüßt nun die anderen Jäger nicht mehr mit „Horrido“ sondern mit „Weidmannsheil“. Der Jägerschlag war ursprünglich ein Teil der Wehrhaftmachung des ausgelernten Jägersburschens mit der Entlassung aus der Lehrzeit und der Übergabe des Hirschfängers durch seinen Jagdherren. Heute übernehmen Jäger als Jagdaufseher im Rahmen des Jagdschutzes hoheitliche Aufgaben.

Zeremonie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der genaue Ablauf des Jägerschlags ist in den einzelnen Jägerschaften unterschiedlich.

Jägerschlag in Sachsen

Dem Jägerschlag wird eine kurze Rede durch den Lehrprinzen vorangestellt, in der er versucht, noch einmal den Jungjäger für seine neue Verantwortung gegenüber dem Wild, Wald und Mitmenschen zu sensibilisieren und auf Gefahren im Zusammenhang mit der Jagd hinzuweisen.[1][2][3][4]

Jagdherr:

Ich darf dich, lieber Jungjäger, nun bitten, dein Gelöbnis zu sprechen.

Jungjäger:

Ich gelobe: mit offenem Herzen und bestem Willen in die Reihe der waidgerechten Jäger eingetreten zu sein,
die überlieferten, die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze der Waidgerechtigkeit zu achten,
die Gebote des Naturschutzes zu befolgen, das jagdliche Brauchtum allzeit in Ehren zu halten.
Ich will als Jäger vor allem Heger und Pfleger sein die Vorbilder überlieferter Jägertreue zur Richtschnur meines waidmännischen Lebens machen.
Das gelobe ich.

Jagdprinz:

Bevor unser Jagdherr dich gleich zum Jäger schlagen wird, möchte ich dir für dein hoffentlich langes Jägerleben noch folgenden Waidmannsspruch mit auf den Weg geben:

Ein Jäger, der kein Brauchtum pflegt, das Wild nicht füttert und nicht hegt,
der nur zum schießen ist im Wald , nicht richtig anspricht eh'es knallt,
gewissenlos lässt Nachsuchen sein, gibt besser ab den Jägerschein.
Wer sinnvoll Flint' und Büchs' benützt, das edle Stück vorm Raubzeug schützt,
dem Wilderer das Handwerk legt, und stets nach bestem Vorbild hegt,
das Wild vorm Hungerstod bewahrt, der lebt nach rechter Waidmannsart.

Der Jagdherr schlägt nun dem Jungjäger dreimal mit dem Hirschfänger sanft auf die linke Schulter mit den Worten:

Der erste Schlag soll dich zum Jäger weihen, der zweite Schlag dir Weidgerechtigkeit verleihen,
der dritte Schlag sei ein Gebot: was du nicht kennst, das schieß nicht tot.

Nun wird der Jäger mit Handschlag in die Reihen der Alten Jäger für immer aufgenommen und mit Weidmannsheil zum ersten Mal von Jäger zu Jäger begrüßt. Er erwidert ab nun den Gruß als Jäger auch mit "Weidmannsheil oder Weidmannsdank".[5][6]

Varia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verschiedentlich wird der Brauch des Jägerschlages mit dem in der Literatur beschrieben Brauch "Die Pfunde geben", eine Bestrafungsart für Vergehen gegen die Weidgerechtigkeit auf früheren Gesellschaftsjagden verwechselt.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kurt Lindner (Hrsg.): Das Jagdbuch des Martin Strasser von Kollnitz, Das Kärntner Landesarchiv, 3. Bd., Klagenfurt, 1976
  • Johann Friedrich von Flemming: Der vollkommene teutsche Jäger. Darinnen nicht allein die in dem ersten Theil vorgetragene Materien von der Erde, den Gebürgen, Kräutern, Bäumen, Wäldern … und andern Jagd- und Forst-Sachen … sondern auch unterschiedene neue und auserlesene Jagd- und Forst-Sachen gelehret werden, deme auch zugleich der wohlunterrichtete Teutsche Fischer mit angefüget ist. Leipzig, 1724–49. Nachdruck Graz: Akademische Druck- u. Verl.-Anst. der Ausgabe Leipzig, 1724–49. Enthält: Der fortgesetzte immerwährende Jäger-Kalender.
  • Heinrich Wilhelm Döbel: Neueröffnete Jägerpractica oder der wohlgeübte und erfahrene Jäger, 3. Auflage, Leipzig, 1783
  • Gilbert Fuchs: Steirischer Jägerbrauch, Graz, 1959
  • Herberstein, Schaschl, Stättner, Sternath: Jägerbrauch, 2. Auflage, Wien, 2008
  • Johannes Dieberger: Die Sache mit dem Jägerschlag I. In: St. Hubertus 18. Februar 2013 (abgerufen: 19. März 2013)
  • Johannes Dieberger: Die Sache mit dem Jägerschlag II. In: St. Hubertus 6. März 2013 (abgerufen: 19. März 2013)
  • Heiko Hornung: Jägerschlag oder Schlag gegen die Jäger. Jagdliches Brauchtum. In: Wild und Hund, 24/2002, S. 12–13
  • Hanns-Gero von Lindeiner-Wildau: Der Jägerschlag. In: Wild und Hund, 70. Jg. (1967/68), S. 1013–1014
  • Johanna: Die vier Fackeln. In: Jagd in Bayern, 8/2022, S. 66
  • Siegfried Erker: Erst zum Jäger schlagen, dann die Leber rösten ... In: Der Anblick, Graz, Oktober 2022

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Sirowatka: Der Jägerschlag. In: Der Anblick - Zeitschrift für Jagd und Natur in den Alpen. Nr. 10/2021. Graz 15. Oktober 2021.
  2. KJS Wesel | Jägerschlag. Abgerufen am 26. November 2020.
  3. Jägerschlag. In: Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V. Abgerufen am 26. November 2020 (deutsch).
  4. Jägerschlag. Abgerufen am 4. Oktober 2020.
  5. Der Jägerschlag. Abgerufen am 26. November 2020.
  6. SuperJagd - Service: Der Jägerschlag. Abgerufen am 26. November 2020.
  7. Anton Gilbert Fuchs: Steirischer Jägerbrauch. Hrsg.: Steirischer Jagdschutzverein. Graz 1959.