Jüdisches Filmfestival Berlin Brandenburg

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Festivalmagazin JFBB 2021

Das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg (JFBB) ist ein jüdisches Filmfestival in Deutschland.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg wurde 1995 von Nicola Galliner, im Rahmen der Kulturarbeit der Jüdischen Gemeinde Berlin, gegründet. Ein jüdisches Filmfestival in Berlin zu organisieren, der Stadt, von der aus der Holocaust vorbereitet, geplant und organisiert wurde, war und ist dabei mit einer besonderen Verantwortung verbunden. Zum 25-jährigen Jubiläum des Festivals schrieb Nicola Galliner: „Eines unserer großen Anliegen war und ist es, jüdisches Leben, jüdische Biographien nicht in einer tradierten, oft ausschließlichen ‚Opferrolle‘ abzubilden. In all den Jahren war es uns immer wichtig, diesen einseitigen Blick aufzubrechen und so um die gegebene Komplexität zu erweitern. Aufzuzeigen, dass das Judentum vor allem eines ist, nämlich höchst lebendig.“ Mittlerweile bezeichnet sich das JFBB als größtes deutsches Festival mit Filmen zu jüdischen Themen und aus Israel.

Seit 2021, mit der 27. Ausgabe wird das JFBB von den Organisatoren des Filmfestival Cottbus, Doreen Goethe und Andreas Stein, veranstaltet. Die zentralen Festivalorte sind Berlin und Potsdam. Darüber hinaus finden ganzjährig Aktivitäten im In- und Ausland statt. Die Eröffnung des Festivals findet im Hans Otto Theater in Potsdam statt. Die Preise werden jeweils im Rahmen eines Sommerfestes vergeben. Neu ab 2022 ist die Verkürzung der Festivaldauer von elf auf sechs Tage. Das JFBB steht unter dem Motto Jewcy Movies.

Inhaltliche Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg bildet die Vielfältigkeit jüdischen Lebens und Alltags ab. Ein Schwerpunkt ist dabei das jüdisches Leben und dessen ständiger Wandel – in Deutschland, Israel, Europa und darüber hinaus. Sorgfältig ausgewählte Spiel- und Dokumentarfilme, Mittellang- und Kurzfilme sowie Serien vermitteln Einblicke in Vielfalt und Komplexität jüdischer Kultur und jüdischen Lebens im Gestern und Heute und setzen sich gleichzeitig vehement gegen jegliche Formen von Antisemitismus, Zuschreibungen und Ausgrenzungen ein.

Der Publizist Henryk M. Broder beantwortete die Frage „was macht einen Film jüdisch?“ in der Festschrift zum zehnjährigen Jubiläum des Jüdischen Filmfestival Berlin gewohnt pointiert: „Alles, was nicht langweilig ist, ist jüdisch. Denn entgegen allen Vorurteilen gibt es nur einen Bereich, in dem Juden in der Tat dominieren. Es ist nicht das Bankwesen, nicht die Börse, nicht das Billard-Spiel. Es ist die Unterhaltung, das Showbusiness. … Was also macht einen jüdischen Film aus? Dasselbe, was ein jüdisches Buch oder jüdische Musik ausmacht. Er langweilt nicht. Kaum, dass er begonnen hat, ist er schon vorbei. Zwischen Anfang und Ende liegen 60, 120 oder 180 Minuten, doch es kommt nur auf die gefühlte Zeit an. Wenn es mehr als zehn Minuten sind, dann ist es kein jüdischer Film.“[1]

Im Zentrum des Festivals stehen die beiden Wettbewerbe für den besten Spielfilm sowie den besten Dokumentarfilm. Alljährlich und in Erinnerung an den 1999 verstorbenen Regisseur Gershon (Gerhard) Klein stiftet Familie Klein die Gershon-Klein-Preise in den beiden Wettbewerben des JFBB. Des Weiteren gibt es Hommagen für einzelne Filmschaffende, historische und politische Reihen und Specials die Geschichte, Gegenwart und Zukunft jüdischen Lebens aufzeigen und diskutieren. Das Festival wird von Bildungsveranstaltungen und einem Rahmenprogramm flankiert.

Wettbewerb Spielfilm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eingereicht werden können Spielfilme, die sich mit jüdischem Leben und jüdischer Kultur in Geschichte, Gegenwart und Zukunft befassen. In denen jüdische Charaktere und Themen wesentlich die Handlung tragen und die von jüdischen Filmschaffenden stammen. Bevorzugt werden deutsche Premieren. Die eingereichten Filme sollten vor dem JFBB keinen Kinostart, Fernsehausstrahlung und Streaming-Premiere in Deutschland gehabt haben. Das Produktionsjahr der Filme sollte nicht älter als 2021 sein.

Der Preis wird von einer internationalen Festivaljury an den Regisseur vergeben und ist mit einem Preisgeld in Höhe von 3000 Euro dotiert.

Regiepreis für den besten Spielfilm

  • 2005 WATERMARKS von Yaron Zilberman (Israel/Frankreich/USA 2004)
  • 2006 USHPIZIN von Gidi Dar (Israel 2004)
  • 2007 FIVE DAYS von Yoav Shamir (Israel 2005)
  • 2008 MY FATHER, MY LORD von Arik Lubetzky und Matti Harari (Israel 2008)
  • 2010 A FILM UNFINISHED von Yael Hersonski (Israel 2009)
  • 2011 GEI ONI von Dan Wolman (Israel 2010)
  • 2012 FOOTNOTE von Joseph Cedar (Israel 2011)
  • 2013 ZAYTUN von Eran Riklis (Israel/Großbritannien/Frankreich 2012)
  • 2014 FRAGILE von Vidi Bilu (Israel 2013)
  • 2015 AM ENDE EIN FEST von Tal Granit und Sharon Mayman (Israel/Deutschland 2014)
  • 2016 DIBBUK – EINE HOCHZEIT IN POLEN von Marcin Wrona (Polen/Israel 2015)
  • 2017 1945 von Ferenc Törönk (Ungarn 2017)
  • 2018 DER KUCHENMACHER von Ofir Raul Graizer (Israel/Deutschland 2017)
  • 2019 FIG TREE von Aäläm-Wärqe Davidian (Frankreich/Israel 2019)
  • 2020 THE END OF LOVE von Keren Ben Rafael (Frankreich/Israel 2019)
  • 2021 THE PAINTED BIRD von Vaclav Marhoul (A/CZ/SK/2019)
  • 2022 CINEMA SABAYA von Orit Fouks Rotem (IL/BE 2021)
  • 2023 SHTTL von Ady Walter (UA/FR 2022)

Wettbewerb Dokumentarfilm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eingereicht werden können Dokumentarfilme, die sich mit jüdischem Leben und jüdischer Kultur in Geschichte, Gegenwart und Zukunft befassen. In denen jüdische Charaktere und Themen wesentlich die Handlung tragen und die von jüdischen Filmschaffenden stammen. Die deutsche Premiere der eingereichten Filme ist erforderlich.

Der Preis wird von einer internationalen Festivaljury an den Regisseur vergeben und ist mit einem Preisgeld in Höhe von 3000 Euro dotiert.

Regiepreis für den besten Dokumentarfilm

  • 2021: KINDER DER HOFFNUNG (OT: PROMISED LANDS) von Yael Reuveny (DE/IL/2021)
  • 2022: SUMMER NIGHTS von Ohad Milstein (IL 2021)
  • 2023: KNOCK ON THE DOOR von Ohad Milstein und Aya Elia (IL 2023)

Weitere Wettbewerbe und Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preis für den interkulturellen Dialog[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von 2000 Euro, gestiftet von der iSQI Group.[2]

  • 2021: Endphase von Hans Hochstöger (AT/2020)[3]
  • 2022: EINE FRAU Jeanine Meerapfel (DE/AR 2021)

Preis zur Förderung des filmischen Nachwuchses[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neu eingeführt im Jahr 2021. Dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von 1000 Euro, gestiftet von Familie Goericke.

  • 2021 DISPLACED von Sharon Ryba-Kahn (DE 2020) Sharon Ryba-Kahn
  • 2022 WHATS HAS CHANGED Salomon Chekol (IL 2021)

Kino Fermished[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bunt gemischt mit Genrevielfalt. Das besondere Kino des JFBB.

Programmkollektiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Programmkollektiv

Die Filme für das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg (JFBB) werden seit 2021 von einem Programmkollektiv bestehend aus Bernd Buder, Amos Geva, Lea Wohl von Haselberg, Arkadij Khaet und Naomi Levari ausgewählt.

Webseite[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Celebration!: 25 Jahre Jüdisches Filmfestival Berlin & Brandenburg / 25 Years Jewish Film Festival Berlin & Brandenburg [1]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nicola Galliner: Jewish Film Festival Berlin: Filme, Bilder, Geschichten ; die ersten 10 Jahre. Bebra, 2004, ISBN 978-3-89809-052-0 (google.de [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  2. Preise, auf jfbb.info, abgerufen am 7. Februar 2022
  3. Endphase, auf jfbb.info, abgerufen am 7. Februar 2022