Joachim von Seydlitz-Kurzbach

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Joachim von Seydlitz-Kurzbach (* 1911; † 2005) war ein deutscher Jurist, Offizier der Wehrmacht und der Bundeswehr, zuletzt im Dienstgrad eines Brigadegenerals, Angehöriger der Organisation Gehlen und des Bundesnachrichtendienstes (BND). Sein Deckname war Seidel oder Seidl bzw. Seibold. Er war Schwager des Chefs der Organisation Gehlen und späteren ersten Präsidenten des BND Reinhard Gehlen.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Seydlitz-Kurzbach war Jurist und gehörte dem Adelsgeschlecht Seydlitz an. Von 1932 bis 1934 war er Mitglied des Stahlhelms bzw. der SA. 1934 trat er in die Wehrmacht ein. Wie Gehlen, der 1931 von Seydlitz-Kurzbachs Schwester Herta geheiratet hatte, begann er seine militärische Laufbahn im neu aufgestellten Artillerie-Regiment Schweidnitz im gleichnamigen Ort in Niederschlesien. 1940 war er Batteriechef und 1942/43 Ordonnanzoffizier im Oberkommando des Heeres. Von 1943 bis 1944 absolvierte er die Ausbildung zum Generalstabsoffizier an der in diesem Zeitraum nach Hirschberg im Riesengebirge verlegten Preußischen Kriegsakademie. Danach war er als Generalstabsoffizier unter anderem 1944 bei der 9. Armee eingesetzt. Bei Ende des Zweiten Weltkrieges hatte er den Dienstgrad Oberstleutnant. Anschließend befand er sich in britischer bzw. amerikanischer Kriegsgefangenschaft.[1][2]

Von Seydlitz-Kurzbach trat am 22. Februar 1947 in die Organisation Gehlen ein und arbeitete bis 1956 im Bereich Auswertung. Im Camp King in Oberursel wohnten er und seine Familie im Schweizer Haus. Später wechselte er auf Schloss Kransberg im Taunus. Zum 6. Dezember 1947 erfolgte der Umzug nach Pullach im Isartal. In der neuen BND-Liegenschaft in Pullach lebte die Familie im Haus Nr. 19 (Sonnenweg 18) der ehemaligen Reichssiedlung Rudolf Heß. Ab Juli 1956, drei Monate nach der Umwandlung der Organisation Gehlen in den Bundesnachrichtendienst, wurde er Leiter der Personalabteilung, evtl. auch wegen seiner juristischen Vorbildung. 1962 wurde er Leiter der Fernmeldeaufklärung des BND. Am 26. August 1966 nahm die Bundesregierung den Vorschlag zur Ernennung zum Brigadegeneral zustimmend zur Kenntnis.[3] Am 31. März 1972 wurde er in den Ruhestand versetzt.[1][4]

Im Verteidigungsfall wäre von Seydlitz-Kurzbach Leiter einer im Kriegsfall zu schaffenden Abteilung IV Aufklärung geworden. In dieser wären Fernmeldeverbindungswesen, Fernmeldeaufklärung, Chiffrierwesen und Fernmeldetechnik zusammengefasst worden.[5]

Von Seydlitz-Kurzbach war verheiratet und hatte zwei Kinder.[1]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Susanne Meinl, Bodo Hechelhammer: Geheimobjekt Pullach – Von der NS-Mustersiedlung zur Zentrale des BND. Ch. Links, Berlin 2014, ISBN 978-3-86153-792-2, S. 144–146; 171.
  2. Armin Müller: Wellenkrieg: Agentenfunk und Funkaufklärung des Bundesnachrichtendienstes 1945–1968. 1. Auflage. Ch. Links, Berlin 2017, ISBN 978-3-86153-947-6, S. 31.
  3. Protokoll der 40. Kabinettssitzung – Personalien. In: bundesarchiv.de. 26. August 1966, abgerufen am 7. Februar 2022.
  4. Rolf-Dieter Müller: Reinhard Gehlen: Geheimdienstchef im Hintergrund der Bonner Republik. 1. Auflage. Ch. Links, Berlin 2017, ISBN 978-3-86153-966-7, S. 40.
  5. Agilolf Keßelring: Kriegs-BND: Planungen für die Mobilmachung des Bundesnachrichtendienstes von 1953 bis 1968. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift. Band 79, Nr. 2, 2020, S. 480 ff.