Johanna Müller-Hermann
Johanna Müller-Hermann (geboren 15. Jänner 1868 als Johanna Josefine Friederike Hermann in Wien; gestorben 16. April 1941 ebenda[1]) war eine österreichische Komponistin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schon früh erhielt Johanna Hermann Musikunterricht, gemeinsam mit ihren beiden Geschwistern. Das entsprach ganz dem gutbürgerlichen Bildungsideal, ihr Vater war Sektionschef im Ministerium für Cultus und Unterricht und gehörte damit dem gehobenen Beamtenstand an. Den Zeitumständen entsprechend konnte sie ihren musikalischen Ambitionen allerdings nicht weiter nachgehen, sondern absolvierte die Lehrerinnen-Bildungsanstalt und unterrichtete mehrere Jahre an einer Wiener Volksschule.
Mit der Heirat 1893 des Verkehrsfachmanns Otto Müller (ab 1911 Müller-Martini) entfiel die bis dahin notwendige Berufstätigkeit und sie setzte ihre Musikstudien fort. Es folgten Klavier- und Geigenunterricht, Unterweisung in Musiktheorie bei Josef Labor, Studium bei Guido Adler, dessen Lehrer unter anderem Anton Bruckner war, Kompositionslehre bei Alexander Zemlinsky, dem Tschechen Josef Bohuslav Foerster und Franz Schmidt. Ihr Opus 1, Sieben Lieder, wurde 1895 gedruckt. Öffentliche Aufführungen ihrer Werke erfolgten im Wiener Musikverein und bei Frauenkompositionsabenden, dort traf sie auch mit Mathilde Kralik von Meyrswalden zusammen. 1918 wurde Johanna Müller-Herrmann Nachfolgerin ihres Lehrers Joseph Bohuslav Foerster als Professorin für Musiktheorie am Neuen Wiener Konservatorium.
Sie hat ein umfangreiches Werk hinterlassen: Lieder, Kammermusik, groß besetzte Werke für Soli, Chor und Orchester, meist auf einer literarischen und programmatischen Grundlage. Nach ihrem Tod setzte sich unter anderem Wilhelm Furtwängler für die Erhaltung ihres Werkes ein. 1995 wurde ihre Heroische Ouvertüre op. 21 und ihr Epilog zu einer Tragödie Brand, symphonische Phantasie nach Ibsens Drama für großes Orchester op. 25 (Thorofon, Frauentöne Vol. 1), auf CD veröffentlicht und 1999 ihr Streichquartett Es-dur op. 6 (Nimbus bei Naxos).
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](für 1 Singstimme und Klavier falls nicht anders vermerkt)
- Sieben Lieder, op. 1 (erschienen Gutmann 1895)
- Fünf Lieder, op. 2
- Vier Lieder, op. 4
- Zwei Frauenchöre mit Orchester, op. 10
- Vier Lieder, op. 14, nach J. P. Jacobsen für eine Singstimme mit Klavierbegleitung. 1. Landschaft. 2. Sonnenuntergang. Den Lenz laß kommen. Polka. (1915, Alma Mahler-Werfel gewidmet)
- Drei Lieder, op. 19
- Vier Lieder, op. 20
- Deutscher Schwur für Männerchor und Orchester, op. 22
- Herbstlieder, op. 28
- Drei Lieder, op. 32 (Nr. 1 mir Orchesterbegleitung)
- Zwei Gesänge für eine Singstimme mit Orchester, op. 33
Kantaten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lied der Erinnerung, op. 30
Kammermusik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sonate d-Moll für Violine und Klavier, op. 5
- Sonate für Violoncello und Klavier, op. 17
- Streichquartett Es-Dur, op. 6
- Streichquintett a-moll, op. 7
- Klavierquintett g-moll, op. 31
Orchesterwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heroische Ouvertüre, op. 21
- Sinfonische Fantasie, op. 25
- Symphonie in D, op. 27
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- M. Schneider: Müller-Martini, Johanna; geb. von Hermann (Herman), Ps. Müller-Hermann (1868–1941). In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 430.
- In: Alfred Baumgartner: Propyläen Welt der Musik - Die Komponisten - Ein Lexikon in fünf Bänden. Propyläen Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-549-07830-7, S. 129, Band 4.
- Elena Ostleitner: Müller-Hermann, Johanna. In: Brigitta Keintzel, Ilse Korotin (Hrsg.): Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2002, ISBN 3-205-99467-1, S. 526f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werke von und über Johanna Müller-Hermann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- MUGI Redaktion: Artikel „Johanna Müller-Hermann“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 17. März 2011
- Tonaufnahme mit Johanna Müller-Hermann im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek
- Klassika: Johanna Müller-Hermann (1878–1941)
- Benedikt Lodes / Anika Suck: Online-Ausstellung Die übersehenen Komponistinnen, Österreichische Nationalbibliothek 2023: Johanna Müller-Hermann (1868–1941)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Neue Zeitschrift für Musik, Juni 1941, S. 420 (archive.org); Taufbuch Wien Am Hof, tom. IX, fol. 65 (Digitalisat). Abweichend werden auch der 14. April und der 19. April angegeben.
Personendaten | |
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NAME | Müller-Hermann, Johanna |
ALTERNATIVNAMEN | Hermann, Johanna Josefine Friederike (Geburtsname); Müller-Martine, Johanna (Ehename) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Komponistin |
GEBURTSDATUM | 15. Januar 1868 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 16. April 1941 |
STERBEORT | Wien |