Jüdischer Friedhof (Sayn)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ansicht (2017)
Ansicht (2017)

Der Jüdische Friedhof in Sayn, einem Stadtteil der Stadt Bendorf im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz, entstand nach 1723. Der jüdische Friedhof liegt südlich des Kernortes auf einer Höhe von etwa 150 m ü. NHN in Waldlage. Erreichbar ist die verschlossene Friedhofsanlage zum einen aus südlicher Richtung über den Meisenhofweg. Zum anderen vom Kernort aus, über einen teils steilen und schlecht begehbaren Fußweg. Dieser schließt an den Heinzenweg an und endet seit dessen Aufstellung in jüngerer Zeit an einem, den Friedhof umgehenden Maschendrahtzaun. Zuvor führte er über den Friedhof, als diesen erschließender Mittelweg zum Zugang an der Ostseite.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sayner Friedhof wurde nach 1723 zunächst als Privatfriedhof angelegt. In den Jahren 1870 und 1871 erfolgte eine Erweiterung der Anlage,[1] parallel zur Einrichtung der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke von Meier Jacoby in Sayn. Die Anstalt fungierte von 1940 bis zu ihrer Auflösung am 11. November 1942 als Sammellager für die 1942 umgesetzten Deportationen in die Vernichtungslager.[2] Nachweislich wurden 146 Patienten der Jacoby’schen Anstalt hier beigesetzt.[3]

Am 13. November 1988 wurde im Eingangsbereich von der Stadt Bendorf und auf Veranlassung des ökumenischen Arbeitskreises ein Erinnerungsstein aufgestellt.[4] Das Friedhofsareal umfasst eine Fläche von 2503 m2.[3]

Gedenkstein von 1988 (2017)

„DIE JACOBY’SCHEN ANSTALTEN IN SAYN
WAREN 1940–1942
SAMMELLAGER FÜR JUDEN.
DORT STARBEN 146 PERSONEN, DIE AUF
DIESEM FRIEDHOF BEIGESETZT WURDEN.
ETWA 1000 JUDEN,
DARUNTER 32 BÜRGER UNSERER STADT,
WURDEN IN DIE VERNICHTUNGSLAGER
DES DRITTEN REICHES DEPORTIERT.

WIR GEDENKEN IHRER
IN EHRFURCHT UND TRAUER.
DIE BÜRGER DER STADT BENDORF.“

Stadt Bendorf[5]

Eine seinerzeit gerichtlich verfolgte und mit einer vierwöchigen Gefängnisstrafe belegte Friedhofsschändung ist für das Jahr 1890 belegt, nachdem am 11. September des Jahres zwei junge Männer aus Sayn ein Grabmonument zertrümmert hatten.[6]

Als Denkmalzone Jüdischer Friedhof Sayn ist die Anlage ein geschütztes Kulturdenkmal. Sie weist noch 150 Grabsteine auf.[7][8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jüdischer Friedhof – Sammlung von Bildern

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz 2., erweiterte und überarbeitete Auflage, Mainz 1991, ISBN 3-89289-000-5, S. 20–22.
  • Stefan Fischbach, Meier Schwarz (Bearb.): „... und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen. Rheinland-Pfalz – Saarland (=Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, Band 2), Hrsg. Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes und Synagogue Memorial Jerusalem, Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 102 f.
  • Michael Huyer: Zur Geschichte der Juden am Mittelrhein. Jüdische Friedhöfe (Wegweiser Mittelrhein, Band 13.2) Görres Verlag, Koblenz 2006, ISBN 3-935690-45-2, S. 64.
  • Ulrike Puvogel, Martin Stankowski unter Mitarbeit von Ursula Graf: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation Band I, Hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1995 (Nachdruck 1996), ISBN 3-89331-208-0, S. 652 f.
  • Dietrich Schabow: Zur Geschichte der Juden in Bendorf. Bendorf 1979
  • Dietrich Schabow: Die israelitische Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke (Jacobysche Anstalt, 1869–1942) und die spätere Verwendung der Gebäude in: Die Heil- und Pflegeanstalten für Nerven- und Gemütskranke in Bendorf Buchhandlung Reuffel, Koblenz 2008, ISBN 978-3-9800158-9-9, S. 55–95.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stefan Fischbach, Meier Schwarz (Bearb.): „... und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen. Rheinland-Pfalz – Saarland S. 102.
  2. Dietrich Schabow: Die israelitische Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke (Jacobysche Anstalt, 1869–1942) und die spätere Verwendung der Gebäude S. 71–87.
  3. a b Jüdischer Friedhof Sayn bei Alemannia Judaica
  4. Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz 2., erweiterte und überarbeitete Auflage, Mainz 1991, ISBN 3-89289-000-5, S. 22.
  5. Ulrike Puvogel, Martin Stankowski unter Mitarbeit von Ursula Graf: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation Band I, Hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1995 (Nachdruck 1996), ISBN 3-89331-208-0, S. 652.
  6. Artikel aus Der Israelit vom 8. Oktober 1890 auf Alemannia Judaica, abgerufen am 8. Juli 2017.
  7. Jüdischer Friedhof Sayn beim Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland.
  8. Verzeichnis der Grabsteine nach Aufzeichnungen von Dietrich Schabow (Memento vom 24. Oktober 2009 im Internet Archive)

Koordinaten: 50° 26′ 1,7″ N, 7° 34′ 42,8″ O