Kleine Heidelberger Liederhandschrift

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Seite der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift mit Autorüberschrift des Walther von der Vogelweide (Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 357, Fol. 5v).[1]
Die alte Heidelberger Liederhandschrift, Herausgabe (1844) von Franz Pfeiffer

Die Kleine Heidelberger Liederhandschrift, kurz oft Handschrift A genannt, ist eine Sammlung mittelhochdeutscher Minnelyrik, die vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts im Elsass entstanden ist. Der Auftraggeber ist unbekannt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie ist die älteste der drei oberdeutschen Liederhandschriften und enthält auf 45 Pergamentblättern im Kleinformat (Quart: 18,7 × 13,4) Texte vom Ende des 12. und vom Anfang des 13. Jahrhunderts. Die enthaltenen Lieder stammen von Dichtern aus den Jahren 1180 (Heinrich von Rugge) bis 1240 (Neidhart und Bruder Wernher).

Die Schreibsprache ist Alemannisch, im Anhang mit mitteldeutschem Einfluss. Die Handschrift ist in gotischen Minuskeln geschrieben. Der Hauptteil 1–39 ist von einer Hand geschrieben wurden; der Nachtrag wurde von vier Händen verfasst. Die Lieder wurden ohne Spaltengliederung niedergeschrieben, ihre Anfänge wurden durch Paragraphenzeichen markiert. Die Strophenanfänge sind durch teils aufwendig gestaltete Initialen in blau und rot bezeichnet.

Der Hauptteil der Handschrift A ist in 34 Abschnitte beziehungsweise Autorennamen gegliedert; der Nachtrag ist namenlos. Vier oder fünf der genannten Autoren sind in je zwei Sammlungen unter leicht abgewandeltem Namen vertreten, demnach werden etwa 30 Autoren unterschieden. Der Umfang der überlieferten Lieder erstreckt sich von zwei (Reinmar der Junge) bis zu 151 Strophen (Walther von der Vogelweide).

Im Hauptteil sind 791 Strophen und zwei Minneleiche, davon 67 Strophen Unica. Von den 60 Strophen im Anhang sind 22 Unica ebenso wie der Leich aus a.

Der Nachtrag besteht aus 56 Strophen ohne Namensangaben und Initialen. Aufgrund anderer Quellen können sie teilweise bestimmten Dichtern zugeordnet werden. Die letzte Seite enthält jüngere, zersungene, das heißt abgewandelte, Strophen und Federproben.

Die „Kleine Heidelberger Liederhandschrift“ wird heute, ebenso wie die Große Heidelberger Liederhandschrift, in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt (Signatur: Cod. Pal. germ. 357).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Adelung: Nachrichten von altdeutschen Gedichten, welche aus der Heidelbergischen Bibliothek in die Vatikanische gekommen sind. Königsberg 1796, Band I. p. 87–130
  • Friedrich Heinrich von der Hagen und Johann Gustav Gottlieb Büsching: Literarischer Grundriß zur Geschichte der deutschen Poesie, Berlin 1812, p. 486–497
  • Friedrich Wilken: Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelberger Büchersammlungen – Ein Beitrag zur Literaturgeschichte, vornehmlich des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts, Heidelberg 1817
  • Karl Lachmann: Verzeichnis der Strophenanfänge nach ihrer Reihe in der Handschrift in: Zeitschrift für deutsches Altertum Band 3., Berlin 1843
  • Franz Pfeiffer: Die alte Heidelberger Liederhandschrift, Literarischer Verein Band IX., Stuttgart 1844
  • Wilhelm Wisser: Das Verhältnis der Minneliederhandschriften A und C zu ihrer gemeinsamen Quelle, Eutin 1895 (Gymnasialprogramm No. 692)
  • Vollständige Textausgabe: Die kleine Heidelberger Liederhandschrift in Nachbildung. Mit Geleitwort und Verzeichnis der Dichter und Strophenanfänge herausgegeben von Carl von Kraus. Stuttgart 1932

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kleine Heidelberger Liederhandschrift – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wissenschaftliche Beschreibung der Handschrift: Matthias Miller & Karin Zimmermann (Bearb.), Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 304–495), Wiesbaden 2007, S. 208–229.