Knindže

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die sogenannten „Knindže“ (serbokroatisch-kyrillisch Книнџе Ninjas aus Knin[1]) oder Crvene Beretke (serbisch-kyrillisch Црвене беретке ‚Rote Barette‘), war de facto eine paramilitärische spezialisierte Polizeieinheit des jugoslawischen Staatssicherheitsdienstes RDB,[2] welche die Armee der Republik Serbische Krajina während des Kroatienkrieges unterstützte. Operationsgebiet der Knindže war die völkerrechtlich nicht anerkannte Republik Serbische Krajina. Die Angehörigen der Einheit wurden nach ihrem Kommandanten, dem verurteilten Kriegsverbrecher Dragan Vasiljković (KampfnameKapetan Dragan“), auch als Draganovci ‚Dragans Männer‘ bezeichnet. Aus den Knindže und der Srpska dobrovoljačka garda ‚Serbische Freiwillgigengarde‘ rekrutierte sich der Kern der serbischen Jedinica za specijalne operacije ‚Einheit für Spezialoperationen‘.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Milan Martić vom jugoslawischen Staatssicherheitsdienst SDB als militärischer Führer der aufständischen Serben in der Krajina installiert worden war, stellte ihm der SDB eine Elite-Kampftruppe auf. Martićs Einheit mit dem Spitznamen „Knindže“ wurde als Spezialpolizeieinheit vermutlich Mitte 1990 formiert und stand unter dem Kommando von Dragan Vasiljković. Im August 1990 wurde die Einheit erstmals offen während der sogenannten Baumstammrevolution als professioneller Kern der Streitkräfte der aufständischen Serben in Kroatien bei der Festigung ihrer Kontrolle über die Stadt Knin eingesetzt. Während des Frühjahrs und Sommers 1991 wurde die Einheit in die Region Banija der nördlichen Krajina verlegt.

Nach offenem Ausbruch des Kroatienkrieges Ende 1991 waren die „Knindže“ stark an den Kämpfen in den Regionen um Knin und der Banija beteiligt. Im Mai 1991 hatte der SDB – nun umbenannt in Resor državne bezbednosti (RDB) – neben den gut ausgebildeten und zuverlässigen „Knindže“, in Golubić in der Krajina auch die Einheit für Spezialoperationen, genannt „Rote Barette“, aufgestellt. Auch diese stand zu diesem Zeitpunkt unter dem Kommando von Dragan Vasiljković und daneben unter der Aufsicht von Franko „Frenki“ Simatović. Die „Knindže“ und die „Roten Barette“ dienten als mobile Eliteeinheiten und führten gemeinsame militärische Operationen durch.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die serbische Zeitung Politika verlegte im Herbst 1991 ein Comicserie unter dem Titel Knindže — Vitezovi Srpske Krajine ‚Knindže — Ritter der Serbischen Krajina‘, welcher fiktive Heldentaten des „Kapetan Dragan“ und seiner Einheit propagandistisch verherrlichten. Die erste Ausgabe erschien mit dem Titel Po zapovesti kapetana Dragana ‚Auf Befehl von Kapetan Dragan‘ und die zweite Ausgabe im November 1991 mit dem Titel Za slobodu Srpske Krajine ‚Für die Freiheit der Serbischen Krajina‘.[3] Den Text besorgte Danko Djukić und die Zeichnungen Žarko Katić. Ebenfalls Ende 1991 erschien auch eine Romanvariante unter dem Titel Die Dämonen kommen vom Autor Miloš Krajišnik, ebenfalls herausgegeben von der Politika.[4]

Der serbische Musiker Baja Mali Knindža („Baja, der kleine Kniner Ninja“) wählte seinen Künstlernamen nach der Einheit.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Agilolf Keßelring: Die historische Analyse paramilitärischer Verbände als Herausforderung für die Neueste Militärgeschichte am Beispiel der Kommandoverantwortung im zerfallenden Jugoslawien. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift. Band 77, Heft 2. De Gruyter Oldenbourg, München 2018, Verbundkrieg und Kommandoverantwortung in Krajina und Baranja am Beispiel von Arkans »Tiger« und Dragans »Knindže«, S. 415–457, hier S. 437 ff., doi:10.1515/mgzs-2018-0082.
  • Central Intelligence Agency [CIA] – Office of Russian and European Analysis (Hrsg.): Balkan Battlegrounds. A Military History of the Yugoslav Conflict. Band 2. Washington DC 2003, Annex 1: The Organisation and Arming of the Croatian Serbs, 1988–1991 – Formation of Elite Combat Units, S. 26, 32 f. (englisch, detaillierte Darstellung).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kompositum aus Kninjani (Mehrzahl von Kninjanin ‚Person aus Knin‘) und Nindže (Mehrzahl von Nindža Ninja). Siehe: Milorad Radovanović: Serbian Sociolinguistics. In: International Journal of the Sociology of Language. Nr. 151. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2001, S. 104 (englisch).
  2. Agilolf Keßelring: Die historische Analyse paramilitärischer Verbände als Herausforderung für die Neueste Militärgeschichte am Beispiel der Kommandoverantwortung im zerfallenden Jugoslawien. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift. Band 77, Heft 2. De Gruyter Oldenbourg, München 2018, Ergebnis und Schlussfolgerungen, S. 454, doi:10.1515/mgzs-2018-0082: „Die Untersuchung der Verbindung zwischen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina eingesetzten paramilitärischen Truppen und der serbischen respektive kroatischen Führung in Belgrad bzw. Zagreb anhand der durch den ICTY erschlossenen Quellen zeigt, dass 1. die serbischen »Tiger« Ražnatovićs und Knindže/Crvene Beretke Vasiljkovićs als Truppen des serbischen Geheimdienstes anzusehen sind, […]“
  3. Vladimir Miladinović: Knindže – Vitezovi Srpske Krajine. 9. März 2014, abgerufen am 25. Dezember 2017.
  4. Eine nähere Analyse des propagandistischen Inhalts findet sich bei Ivan Čolović: Bordell der Krieger. Folklore, Politik und Krieg. fibre Verlag, Osnabrück 1994, ISBN 3-929759-08-X, Bordell der Krieger, Die Heiligen Krieger, S. 64–70, 127 f. (serbisch: Bordel ratnika. Folklor, politika i rat. Belgrad 1993.).