Kohlenmeiler

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Schnitt durch einen Kohlenmeiler

Ein Kohlenmeiler ist ein bedeckter Holz-Haufen, der von einem Köhler in Brand gesetzt wird, um Holzkohle zu erzeugen.

Funktionsweise

Der Meiler wird aus Holzscheiter sauber geschlichtet, und dann mit Erde, Gras und Moos, Asche und anderem luftdicht überschüttet. Die Hitze des glimmenden Holzes im Innern des Meilers treibt dann alle flüssigen und organischen Bestandteile als Rauch aus dem Holz. Es bleibt zu rund 98 % nur das Kohlenstoffgerüst der Holzzellen zurück. Das Relikt eines Kohlenmeilers, wie es oft in Wäldern zu finden ist, heißt Meilerplatz.

Der Holzkohlemeiler wird ebenerdig, möglichst an einem Ort nahe einem Gewässer zum späteren Löschen in Form eines Kegels gebaut. Zu Beginn wird ein Schacht (Quandel) aus Stangen errichtet, die senkrecht in den Boden gelassen werden. Rundherum werden Holzstücke aufgeschichtet, meist Ein-Meter-Scheite. Darauf kommt ein Dach aus trockenem Laub, Heu oder Stroh. Zum Abschluss wird der Meiler mit Erde, Gras und Moos luftdicht verschlossen. Über den Schacht wird der Meiler entzündet. Die Aufgabe des Köhlers ist es nun, über die folgenden Tage oder Wochen (je nach Größe des Meilers) den Meiler weder erlöschen noch ihn durch zu viel Luftzufuhr abbrennen zu lassen. Dazu bohrt und verschließt er Löcher an der Oberfläche. Durch die Beobachtung des Rauches bzw. dessen Farbe muss der Köhler erkennen, ob zu viel oder zu wenig Luftzufuhr herrscht. Nach der vollständigen „Garung“ des Inhaltes wird der Meiler mit Wasser abgelöscht. Gelingt dies nicht vollständig, so verbrennt die zuvor entstandene Holzkohle innerhalb kürzester Zeit unter großer Wärmeentwicklung. Die dabei entstehende Hitze ist so groß, dass eine Annäherung an den Meiler unmöglich wird.

Aus 100 kg Hartholz können ca. 30 kg Holzkohle gewonnen werden. Diese Methode stammt aus der Zeit, in der so ein hochwertiger Ersatz für Braun- und Steinkohle gewonnen wurde, um etwa die nötige Hitze in der Eisenverarbeitung zu erzeugen, die mit einem Holzbrand nicht erreicht werden kann, und die leichtere Holzkohle einfacher zu Transportieren ist als Fällholz. Die Köhlerei war in der frühen Neuzeit ein bedeutender Wirtschaftszweig. Heute ist sie ohne wirtschaftliche Bedeutung, insbesondere ist durch den Verlust des Holzgases während des Köhlens die Brennwertausbeute aus dem Holz extrem gering. Köhlerei wird nurmehr aus Traditionsgründen und für einige Spezialanwendungen von Holzkohle betrieben

Traditionen

In verschiedenen Städten wie Selb[1], Tharandt[2], Ennepetal[3] oder Waldmünchen[4][5] sowie Dörfern wie Walhausen (Saar)[6], Delliehausen[7], Hayingen-Münzdorf, Fischbach (bei Kaiserslautern)[8] und Glasofen im Spessart[9] gibt es regelmäßig sogenannte Köhlerfeste oder Meilerfeste beziehungsweise Meilerwochen. In der Schweiz wird im Mettauertal im Jurapark Aargau alle fünf Jahre ein Kohlenmeiler aufgebaut[10].

Fotos

Literatur

  • Karl Hasel, Ekkehard Schwartz: Forstgeschichte. Ein Grundriss für Studium und Praxis. 2., aktualisierte Auflage. Kessel, Remagen 2002, ISBN 3-935638-26-4
  • Richard B. Hilf: Der Wald. Wald und Weidwerk in Geschichte und Gegenwart – Erster Teil [Reprint]. Aula, Wiebelsheim 2003, ISBN 3-494-01331-4
  • Hildebrandt, H., Heuser-Hildebrandt, B. and Stumböck, M.(2001): Bestandsgeschichtliche und kulturlandschaftsgenetische Untersuchungen im Naturwaldreservat Stelzenbach, Forstamt Nassau, Revier Winden. Mainzer Naturwissenschaftliches Archiv, Beiheft 25, 83 S., Mainz.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Meilerfest in Selb
  2. Grüne Liga: Naturführer Osterzgebirge
  3. Meilerwochen in Ennepetal
  4. Kohlenmeiler in Waldmünchen für groß und klein
  5. jährlich traditioneller Kohlenmeiler
  6. Köhlertage in Walhausen
  7. Traditionelles Meilerfest Delliehausen
  8. Köhlerfest Fischbach
  9. Köhlerverein Glasofen im Spessart
  10. Holzköhlerei Mettauertal