Konrad von Konstanz

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Vergoldete Konrad-Scheibe vom Ostgiebel des Konstanzer Münsters (12./13.Jh.)
Die Konstanzer Diözesanpatrone Konrad (links; mit seinem Attribut, dem Kelch mit Spinne), Maria und Pelagius auf einem Missale von 1505.

Konrad von Konstanz, auch Konrad I. von Altdorf (* um 900; † 26. November 975) war Bischof im Bistum Konstanz von 934 bis 975 und wird seit 1123 als Heiliger verehrt.

Leben

Der Welf Konrad wird um das Jahr 900 geboren worden sein. Er erhielt im Konstanzer Domkapitel seine geistliche Ausbildung, trat in die Kanonikergemeinschaft ein und wurde 934 von seinen Mitkanonikern und unter Einflussnahme des Augsburger Bischofs Ulrich von Augsburg (923–973) zum Bischof von Konstanz gewählt.

Als Bischof und somit als Teil der ottonischen Reichskirche finden wir Konrad zumindest sporadisch in Beziehungen zum Königtum Ottos I. des Großen (936–973). So war Konrad an der Romfahrt und Kaiserkrönung des Herrschers im Winter 961/962 beteiligt, und die von ihm neben dem Konstanzer Münster erbaute Mauritiusrotunde verweist auf den Reichsheiligen des 10. Jahrhunderts Mauritius.

Weitere Reisen führten Konrad wiederum nach Rom und nach Jerusalem, wohin er drei Mal pilgerte. Sie dienten unter anderem der Einbringung von Reliquien. Rom- und Jerusalemidee bestimmten dann das Bauprogramm, das der Bischof in seiner Stadt durchführte, deren Gründung er zu Recht für die römische Zeit annahm. Als Vorbild für die Kirchengründungen dienten ihm die Patriarchalbasiliken Roms: Vor der Stadt ließ Konrad analog zu San Paolo fuori le mura eine Paulskirche errichten; in unmittelbarer Nähe der Bischofskirche entstand die Kirche St. Johann entsprechend San Giovanni in Laterano. Die auch vor der Stadt gelegene Laurentiuskirche (später Ratskapelle St. Lorenz; heute nicht mehr existent) ließ er erneuern. Unter dem Eindruck seiner Jerusalemer Pilgerfahrten ließ er die schon erwähnte Mauritiusrotunde als Nachbau der Grabeskirche bauen, die nun als regionales Pilgerziel dienen konnte. Für diese unmittelbar beim Chor der Domkirche gelegene Kapelle richtete er eine Gemeinschaft von zwölf Kanonikern ein, die als dritte Kanonikergemeinschaft neben dem Konstanzer Münster und dem von seinem Amtsvorgänger Salomo III. eingerichtete Stift an der Stephanskirche jedoch nur kurze Zeit Bestand hatte.

Die Heiligen Mauritius und Laurentius – letzterer war der Tagesheilige der berühmten Schlacht auf dem Lechfeld von 955 – auch auf das ostfränkisch-deutsche Reich hin. Der Kaiser Otto I. dankte Konrad in einer Urkunde vom 21. Februar 962, wenige Tage nach seiner Krönung zum Kaiser, mit einer Stiftung an Bischof und Bischofskirche zum Seelenheil des Herrschers und auch des Bischofs. Das damit verbundene gemeinsame Gebetsgedenken offenbarte die engen Bindungen zwischen Bischof und König, die mit dem Aufenthalt Ottos in der Bischofsstadt Konrads im August 972 und zum Pelagiusfest am 28. dieses Monats ihren Höhepunkt fanden.

Kanonisation

Statue des Hl. Konrad am Hochaltar der Pfarrkirche St. Vinzenz und Konrad in Fronhofen

Hinter der Heiligsprechung Konrads von Konstanz stand zuvorderst der Konstanzer Bischof Ulrich I. (1111–1127), der neben dem „Römer“ Pelagius für Bischofsstadt und Bistum einen „einheimischen“ Heiligen etablieren wollte. Konrad bot sich an, da schon nach dessen Tod zumindest eine örtliche Verehrung einsetzte. Im Jahr 1089 waren von Ulrichs Vorgänger, Bischof Gebhard III. (1084–1110), die Gebeine Konrads von der Mauritiusrotunde in die neu erbaute Domkirche gebracht worden, doch zeitigte diese Translation weiter keine Auswirkungen. Erst Ulrich betrieb die Heiligsprechung Konrads konsequent und ließ durch den Mönch Odalschalk, der infolge der Wirren des fast schon ausklingenden Investiturstreits Augsburg verlassen musste, eine Vita Konradi aufschreiben.

Diese Vita, die im zweiten Buch zudem Berichte über vom Heiligen ausgehende Wunderheilungen und -errettungen enthält, wurde zusammen mit einem Schreiben des Konstanzer Bischofs, der Petitio um Kanonisation, Papst Kalixt II. (1119–1124) in Rom vorgelegt. Die Reise Odalschalks nach Rom wird dabei auf Frühjahr 1123 zu datieren sein. Das erst nachträglich von Odalschalk aufgeschriebene dritte Buch der Vita Konradi berichtet, wie auf dem Zweiten Laterankonzil (März 1123) zu Gunsten der Kanonisation Konrads entschieden wurde, und zitiert den auch im Original erhaltenen Papstbrief an den Bischof Ulrich vom 28. März 1123. Der Weg zur Erhebung der Gebeine Konrads von Konstanz war damit frei.

Die „eigentliche“ Kanonisation fand auf dem magnus conventus, der „großen Zusammenkunft“ in Konstanz Ende November 1123 statt, als unter Teilnahme von drei Herzögen, vieler Grafen, von Geistlichkeit, Äbten und Mönchen sowie von vielen Gläubigen am 26. November, dem Todestag des Heiligen, in einer aufwändigen liturgischen Feier die Gebeine des Heiligen in einen neuen Schrein umgebettet und der Verehrung ausgesetzt wurden. Die Konstanzer Reliquien wurden allerdings in der Zeit der Reformation vernichtet. Das Hochgrab des Konrad mit einem lebensgroßen Ganzkörperrelief findet sich in der Konradikapelle im Konstanzer Münster.

Gedenktag

Der Gedenktag für Konrad von Konstanz im Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet ist der 26. November.

Attribute

Konrad wird häufig mit einem Kelch dargestellt, auf welchem eine Spinne sitzt. Einer im Mittelalter entstandenen Legende zufolge soll Konrad, als während einer Messe eine Spinne in den Messwein fiel, diese mitgetrunken haben, da er den bereits gewandelten Wein nicht wegschütten wollte. Später sei die Spinne unbeschadet wieder aus seinem Mund gekommen und freigelassen worden.

Siehe auch

Literatur

  • Michael Buhlmann: Besitz, Grundherrschaft und Vogtei des hochmittelalterlichen Klosters St. Georgen. In: Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens. Teil VI = Vertex Alemanniae, Heft 11), St. Georgen 2004
  • Michael Buhlmann: Das Kloster St. Georgen und der magnus conventus in Konstanz im Jahr 1123. (= Vertex Alemanniae, Heft 17), [erscheint 2005]
  • Helmut Maurer (Hrsg.): Der heilige Konrad – Bischof von Konstanz. Studien aus Anlaß der tausendsten Wiederkehr seines Todesjahres. FDA 95, Freiburg i.Br. 1975 ISBN 3-451-17449-9
  • Helmut Maurer: Konstanz als ottonischer Bischofssitz. Zum Selbstverständnis geistlichen Fürstentums im 10. Jahrhundert (MPIG 39 = SGS 12), Göttingen 1973 ISBN 3-525-35348-0
  • Helmut Maurer: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Sigmaringen 1978 ISBN 3-7995-7007-1
  • Helmut Maurer: Konstanz im Mittelalter: I. Von den Anfängen bis zum Konzil (= Geschichte der Stadt Konstanz, Bd.1), Konstanz 2. Auflage 1996 ISBN 3-7977-0182-9
  • Regesta episcoporum Constantiensium. Regesten zur Geschichte der Bischöfe von Konstanz (von Bubulcus bis Thomas Berlower, 517-1496), hg. von der Badischen Historischen Commission: Bd.1: 517-1293, bearbeitet von Paul Ladewig und Theodor Müller, Innsbruck 1895
  • Vita sancti Chuonradi Constantiensis episcopi, in: Georg Heinrich Pertz u. a. (Hrsg.): Scriptores (in Folio) 4: Annales, chronica et historiae aevi Carolini et Saxonici. Hannover 1841, S. 429–445 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)

Abkürzungen

  • FDA = Freiburger Diözesan-Archiv
  • MGH SS = Monumenta Germaniae Historica. Scriptores in Folio
  • MPIG = Veröffentlichungen des Max-Planck-Institut für Geschichte
  • SGS = Studien zur Germania sacra

Weblinks

Commons: Konrad von Konstanz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
VorgängerAmtNachfolger
Rothing von VeringenBischof von Konstanz
934–975
Gaminolf