Kreidiger Herings-Täubling

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Kreidiger Herings-Täubling
Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Täublingsartige (Russulales)
Familie: Täublingsverwandte (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Kreidiger Herings-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula cretata
Romgn. ex. Reumaux

Der Kreidige Herings-Täubling (Russula cretata) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsverwandten. Es ist ein sehr seltener Heringstäubling mit bereifter bis matt samtiger oder kreidiger Huthaut und einem grünlichpurpurnen Hut, der einen blass violetten Rand hat. Der Täubling hat cremefarbenes Sporenpulver und kommt in Laubwäldern vor.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Makroskopische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hut wird (3) 5–8 cm breit und ist ausgebreitet bis konvex. Die Mitte ist leicht niedergedrückt und der Rand leicht, aber deutlich gerieft. Die Mitte ist purpurn bis olivfarben und mitunter fast schwärzlich gefärbt. Zum Rand hin ist der Hut heller und mehr lila-gräulich. Manchmal ist der Hut aber auch fast rötlich bis ziegelfarben, ohne die bekannten oliv- oder ockergelben Farben. Die Huthaut ist bereift und kreidig matt und ist zumindest im Alter fein runzelig. Sie lässt sich nur etwa bis zu einem Drittel abziehen.

Die stumpfen, abgerundet angewachsenen, 4–6 mm hohen Lamellen sind erst cremefarben und später mehr gelblich gefärbt. Sie sind zerbrechlich und zum Rand hin fein geädert. Das Sporenpulver ist dunkelcremefarben bis hellocker (IId-IIIa nach Romagnesi).

Der weiße, 3–6 cm lange und 0,5–1,2 cm breite Stiel ist fast zylindrisch oder zur Basis hin leicht verschmälert und nach oben erweitert und wird schon bald hohl und an der Basis braunfleckig. Im Alter ist er mehr bräunlich und runzelig.

Das Fleisch ist fest und schmeckt mild. Es ist erst weiß, dann gräulich und hat den für die Gruppe typischen Krabben- oder Heringsgeruch. Mit Eisensulfat verfärbt es sich dunkel-grünlich.[1][2][3]

Mikroskopische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die elliptischen Sporen sind 8–11 µm lang und 6,5–8,5 µm breit und mit stacheligen Warzen besetzt, die teilweise miteinander verbunden sind. Die Zystiden sind 60–80 µm lang und 8–11 µm breit und an der Spitze mehr oder weniger appendikuliert. Die Basidien sind 37–43 µm lang und 10,5–11,5 (–13) µm breit und tragen je vier Sporen.

Die 3–6 µm breiten Hyphen-Endzellen der Huthaut sind stumpf, sehr polymorph, kurz gegliedert und nur wenig verzweigt. Die recht seltenen Pileozystiden sind zylindrisch, schmal keulig oder fast spindelförmig. Sie sind 10–12 µm breit und manchmal mehr oder weniger septiert.[1][2]

Ökologie und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Europäische Länder mit Fundnachweisen des Kreidigen Herings-Täublings.[4][5][6]
Legende:
  • Länder mit Fundmeldungen
  • Länder ohne Nachweise
  • keine Daten
  • außereuropäische Länder
  • Der sehr seltene Kreidige Herings-Täubling ist eine rein europäische Art, die vor allem in Frankreich, Belgien, aber auch in Norwegen vorkommt. Auch in Deutschland kommt die Art nur sehr selten vor. Der Täubling kann bei Buchen, aber auch in lichten Eichen- und Hainbuchenwäldern auf lehmigen, kalkreichen Böden gefunden werden.[1][5]

    Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Infragenerische Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der Kreidige Herings-Täubling wird von Bon in die Untersektion Xerampelinae gestellt, die ihrerseits innerhalb der Sektion Viridantes steht. Die Untersektion enthält mittelgroße bis robuste Täublinge, die mit verschiedenen Laubbäumen eine Symbiose eingehen. Ihr leicht gilbendes oder bräunendes Fleisch hat einen milden Geschmack und riecht nach Hering oder Krabben. Mit Eisensulfat verfärbt es sich grün.

    Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der Täubling ist wie alle mildschmeckenden Heringstäublinge essbar.

    Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    • Russula cretata. In: Mycobank (Fungal Nomenclature and Species Databank). International Mycological Association, abgerufen am 7. Februar 2014.
    • Henri Romagnesi: Les Russules d’Europe et d’Afrique du Nord. essai sur la valeur taxinomique et spécifique des caractères morphologiques et microchimiques des spores et des revêtements. Bordas, Paris 1967, S. 719 (französisch, de.mycobank.org [abgerufen am 7. Februar 2014]).
    • Russula cretata. In: Partial Russula species database des CBS-KNAW Fungal Biodiversity Centre. Abgerufen am 7. Februar 2014 (englisch, Sporenzeichnung und tabellarische Auflistung der makro- und mikroskopischen Merkmale (basiert auf H. Romagnesis Les Russules d’Europe et d’Afrique du Nord)).
    • Alfred Einhellinger: Die Gattung Russula in Bayern. In: Bibliotheca Mycologica. 3. Auflage. Band 112. Berlin / Stuttgart 1994, ISBN 3-443-59013-6, S. 56.
    • Thomas Brückner: Die bereiften Heringstäublinge. In: Der Tintling. 2000.

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. a b c Russula cretata. In: Russulales News / mtsn.tn.it. Archiviert vom Original am 18. Februar 2013; abgerufen am 24. Juli 2011 (englisch, Originaldiagnose).
    2. a b Russula cretata. (PDF; 1,4 MB) Monographic Key to European Russulas (1988). In: The Russulales Website w3.uwyo.edu. S. 77, archiviert vom Original am 28. Juli 2010; abgerufen am 23. Juli 2011 (englisch, Übersetzung von M. Bons Russula-Schlüssel).
    3. Russula cretata. (PDF) Russulas. Micologia.biz Web de micología Europea, S. 142, abgerufen am 23. Juli 2011 (spanisch).
    4. Belgian List 2012 – Russula cretata. Abgerufen am 7. Juni 2012 (Täubling selten).
    5. a b Weltweite Verbreitung von Russula cretata. In: GBIF Portal / data.gbif.org. Abgerufen am 18. August 2011.
    6. NMV Verspreidingsatlas online : Russula cretata. In: verspreidingsatlas.nl. Abgerufen am 11. September 2012.

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Commons: Kreidiger Herings-Täubling (Russula cretata) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Russula consobrina. In: Russulales News. Bart Buyck, abgerufen am 7. Februar 2014 (englisch, lateinische Originaldiagnose).