Krieg und Frieden (1972)

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Fernsehserie
Titel Krieg und Frieden
Originaltitel War and Peace
Produktionsland Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 1972–1973
Länge 45 Minuten
Episoden 20 in 1 Staffel
Produktions­unternehmen British Broadcasting Corporation
Time Life Television
Yugoslav Films Belgrade
Idee David Conroy
Regie John Davies
Drehbuch Jack Pulman
Produktion David Conroy
Erstausstrahlung 30. Sep. 1972 auf BBC Two
Deutschsprachige
Erstausstrahlung
21. Nov. 1974 auf Bayerisches Werbefernsehen
Besetzung

Krieg und Frieden (War and Peace) ist eine Fernsehadaption von Lew Nikolajewitsch Tolstois gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1869. Die Erstausstrahlung der 20 Folgen umfassenden Serie begann am 28. September 1972.

Die BBC-Produktion erzählt Tolstois Geschichte von Liebe und Verlust vor dem Hintergrund der napoleonischen Kriege. Anthony Hopkins spielt die Hauptrolle des Pierre Besúchow, Morag Hood ist als Natáscha Rostówa, Alan Dobie als Andréj Bolkónski und David Swift als Napoleon, dessen Entscheidung zum Russlandfeldzug 1812 weitreichende Konsequenzen für jeden von ihnen und ihre Familien hat, zu sehen.

Die Serie wurde von David Conroy produziert, Regie führte John Davies. Conroys Ziel war es, Tolstois Handlung und Figuren aus dem Roman in ein 15-stündiges Drama zu überführen. Das Drehbuch stammt von Jack Pulman, die darin enthaltenen Kampfszenen wurden in Jugoslawien gedreht. Titelmelodie ist die Hymne des Russischen Reichs, gespielt von dem Orchester der Welsh Guards.[1]

Szenenbildner Don Homfray erhielt für seine Arbeit an der Serie einen BAFTA-Award.[2]

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Krieg und Frieden wurde nach dem Erfolg von Literatur-Adaptionen wie Die Forsyte Saga (BBC2, 1967) produziert.[3]

Die Kostüme wurden von Charlie Knode entworfen.[4]

Die Produktion dauerte drei Jahre (1969–72) und die Dreharbeiten fanden in der SR Serbien und in englischen Herrenhäusern statt. In Kampfszenen sind Soldaten der jugoslawischen Territorialverteidigung zu sehen.[5]

Besetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Episoden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Deutscher Titel Original­titel Zusammenfassung Erstaus­strahlung UK Deutsch­sprachige Erstaus­strahlung (D)
1 Namenstag Name Day 1805: Die Rostóws feiern den Namenstag von Natáscha und Gräfin Rostówa. Die Familie des sterbenden Grafen Besúchow sorgt sich darüber, wer ihn beerben wird. 30. Sep. 1972 5. Dez. 1974
2 Der Krieg rückt näher Sounds of War Pierre Besúchow setzt sich mit seinem großen Erbe und dem Leben in der hohen Gesellschaftsschicht auseinander. Andréj Nikolájewitsch Bolkónski verlässt seine schwangere Frau und geht in den Krieg. 7. Okt. 1972 12. Dez. 1974
3 Scharmützel in Schöngraben Skirmish at Schöngraben Napoleons Armee macht in Europa kurzen Prozess und gewinnt die Schlacht bei Hollabrunn und Schöngrabern. 14. Okt. 1972 21. Nov. 1974
4 Ein Brief und zwei Anträge A Letter and Two Proposals Die Rostówfamilie erhält von Nikolái Neuigkeiten aus dem Krieg. Wassíli Kurágin versucht, seine Tochter mit Pierre und seinen Sohn mit Marie Bolkónskaja zu verheiraten. 21. Okt. 1972 28. Nov. 1974
5 Austerlitz Austerlitz Die Vorbereitungen für die Schlacht bei Austerlitz laufen. 28. Okt. 1972 5. Dez. 1974
6 Heimkehr Reunions Nikolái Rostów kehrt aus dem Krieg zurück; Pierre kämpft mit seiner Ehe. 4. Nov. 1972 12. Dez. 1974
7 Ein neuer Anfang New Beginnings 1807: Pierre verdächtig seine Frau der Untreue. Frankreich und Russland schließen Frieden. 11. Nov. 1972 19. Dez. 1974
8 Besuch auf dem Lande A Beautiful Tale Andréj besucht die Rostóws. Zar Alexander besucht einen Ball und zwischen Andréj und Natáscha blüht Romantik auf. 18. Nov. 1972 2. Jan. 1975
9 Abschied von der Kindheit Leave of Absence Andréj macht Natáscha einen Heiratsantrag. Nikolái Rostów kehrt für einen längeren Urlaub zurück. 25. Nov. 1972 9. Jan. 1975
10 Leidenschaften Madness Natáscha Rostówa besucht die Bolkónskis. 2. Dez. 1972 16. Jan. 1975
11 Napoleon und der Zar Men of Destiny 1812: Napoleon marschiert in Russland ein. Pierre kann sich nicht entscheiden, ob er der Armee beitritt. 9. Dez. 1972 23. Jan. 1975
12 Wechselndes Kriegsglück Fortunes of War Die Franzosen stoßen weiter vor und die Russen ziehen sich zurück; Nikolái rettet Natáscha vor einem Bauernaufstand. 16. Dez. 1972 30. Jan. 1975
13 Borodino Borodino Die Bürger von Moskau müssen sich entscheiden, ob sie die Stadt aufgeben. Bei der Schlacht bei Borodino erleiden beide Seiten schwere Verluste. 23. Dez. 1972 6. Feb. 1975
14 Flucht Escape Die Folgen von Borodino: Die Rostóws evakuieren verwundete Soldaten aus Moskau – unter ihnen Andréj. 30. Dez. 1972 13. Feb. 1975
15 Moskau Moscow! Napoleon nimmt Moskau ein, der Krieg ist jedoch noch nicht gewonnen. Pierre stellt sich vor, dass er dazu bestimmt ist, den Kaiser zu töten. 6. Jan. 1973 20. Feb. 1975
16 Zwei Begegnungen Two Meetings Nikolái muss sich zwischen Marie und Sonya entscheiden. Natáscha pflegt den sterbenden Andréj. 13. Jan. 1973 27. Feb. 1975
17 Leben und Tod Of Life and Death Pierre wird verhaftet; Sonya schreibt einen Brief, in dem sie Nikolái freigibt. 20. Jan. 1973 6. März 1975
18 Der Rückzug The Retreat Napoleon zieht sich aus Moskau zurück. Pierre befindet sich unter französischen Soldaten und kommt dem Tode nahe. 27. Jan. 1973 13. März 1975
19 Neue Hoffnung The Road to Life Marie versucht, Natáscha aus ihrer Trauer zu helfen. Pierre kommt nach Hause. 1. Feb. 1973 20. März 1975
20 Sieben Jahre später An Epilogue 1820: Pierre und Natáscha sind verheiratet und haben Kinder, während sich das Trio aus Nikolái, Marie und Sonya getrennt hat. 8. Feb. 1973 27. März 1975

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Lez Cooke in British Television Drama: A History (2003) festigte Krieg und Frieden den Ruf von BBC2 als den für 'qualitativ hochwertige' literarische Dramen verantwortlichen Sender.[6]

Louis Menand schrieb 2016 in The New Yorker: „Es zieht sich heute in Teilen hin, aber 1972 hatte noch niemand so großartiges oder ehrgeiziges Fernsehen gesehen. Die Länge – fast fünfzehn Stunden – bedeutete, dass die Serie Szenen wie die Wolfsjagd oder Denísow, der Mazurka tanzt, enthalten konnte, die dramatisch überflüssig, aber thematisch wichtig sind. Das Schauspiel ist genial, auch weil die Besetzung von Anthony Hopkins als Pierre bis David Swift als prahlerischem Napoleon inspiriert war. Jeder sieht genau so aus, wie er oder sie aussehen soll.“[7]

Clive James kritisierte einige schauspielerische Leistungen: „Ich war gemein zu Morag Hood, als ich sagte, dass ihre Leistung mich dazu brachte, eine Plane über sie zu werfen und die Ecken festzunageln. Ich hätte dem Regisseur die Schuld geben sollen, der ihr offensichtlich gesagt hatte, sie solle jederzeit auf und ab hüpfen, um Überschwang zu vermitteln. [...] In derselben Produktion war Alan Dobie als Andréj grimmig genug, um Sie in den Schlaf zu schicken, aber Anthony Hopkins war ein perfekter Pierre: eine echte Hommage an sein Schauspiel, weil sein Standardmodus darin besteht, das Kommando zu übernehmen.“[8]

Paul Mavis (DVD Talk) gab der Serie vier Sterne und meinte, dass „sie positiv in ihrem expansiven Format schwelgt und dem Betrachter eine bemerkenswerte Chance gibt, die verschiedenen Nuancen des Charakters und die unzähligen Permutationen wechselnder Beziehungen (sowie Tolstois zahlreiche Handlungszufälle), die dieses Mammutwerk kennzeichnen, vollständig zu erleben.“ Er lobte Alan Dobie als „uniformiert in byron'scher Pracht, [...] genau richtig als der mürrische, heldenhafte, verschlossene Andréj Bolkónski“ und lobte auch Angela Down (Maria) und Sylvester Morand (Nikolái). Jedoch kritisierte er Hoods Leistung und gab an, dass „das Casting von Morag Hood (das laut der in diesem DVD-Set enthaltenen Produktionsgeschichte eine verzweifelte Entscheidung in letzter Minute war) eine beunruhigende Fehlzündung ist. [...] Die arme Hood kann sich dem Charakter nicht einmal mit einem gewissen Maß an Glaubwürdigkeit nähern. Natáscha beginnt die Geschichte als wildes, ungestümes Mädchen von dreizehn Jahren – ein Alter und ein Temperament, bei dem es Hood offensichtlich für notwendig hielt, Natáscha wahnsinnig über alles lachen zu lassen, während sie wie ein verrücktes Ding herumspringt (Hood ist auch viel zu alt, um glaubwürdig eine Dreizehnjährige zu spielen). Was die spätere Reifung zu dieser bezaubernden, erotischen kleinen Schönheit betrifft, die alle Männer lieben, so hat entweder eine Schauspielerin diese angeborene, unerklärliche Qualität oder nicht – man kann diese mächtige Anziehungskraft nicht auf der Leinwand „spielen“. Es muss von innen kommen und einfach gesagt, Hood hat es nicht.“[9]

Andrew D. Kaufman gab in seinem Buch Give War and Peace a Chance: Tolstoyan Wisdom for Troubled Times an, die Version sei „sehr zu empfehlen“, obwohl er den sowjetischen Film bevorzugt.[10] James Monaco bezeichnete die Serie in How to Read a Film: The World of Movies, Media, Multimedia: Language, History, Theory als „einfach die beste Adaption [...] in irgendeinem Medium.“[11]

DVD-Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Englisch erschien die Serie 2005 als vierteiliges DVD-Boxset bei DD Home Entertainment. Das Set enthält ein von Andy Priestner geschriebenes illustriertes Booklet mit Informationen zur Entstehung der Serie. 2009 folgte eine Veröffentlichung durch Simply Home Entertainment auf fünf Discs mit 200 Bildern der Produktion. Eine deutschsprachige DVD-Veröffentlichung erfolgte in zwei Teilen mit je drei DVDs im Jahr 2011.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. War and Peace 28 September 1972, History of the BBC. In: BBC.
  2. Gill Ducker Other Lives: Don Homfray, The Guardian, 23. März 2012
  3. James Leggott, Julie Taddeo: Upstairs and Downstairs: British Costume Drama Television from The Forsyte Saga to Downton Abbey. Rowman & Littlefield via Google Books, 11. Dezember 2014;.
  4. Darl Larsen: A Book about the Film Monty Python and the Holy Grail: All the References from African Swallows to Zoot. Rowman & Littlefield via Google Books, 6. März 2015;.
  5. Robert Giddings, Keith Selby: The Classic Serial on Television and Radio. Springer via Google Books, 14. Februar 2001;.
  6. Lez Cooke: British Television Drama: A History. Palgrave Macmillan via Google Books, 9. April 2015;.
  7. Louis Menand: What Do We Love About "War and Peace"? via www.newyorker.com, 19. Januar 2016;.
  8. Clive James: Clive James: how did the BBC’s War And Peace measure up? via www.theguardian.com, 13. Februar 2016;.
  9. War & Peace (1972). In: DVD Talk.
  10. Andrew D. Kaufman: Give War and Peace a Chance: Tolstoyan Wisdom for Troubled Times. Simon and Schuster via Google Books, 10. Februar 2015;.
  11. James Monaco: How to Read a Film: The World of Movies, Media, and Multimedia: Language, History, Theory. Oxford University Press via Google Books, 13. November 2017;.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]