Kurklinik Stanggaß

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Leerstehende Gebäudeteile der ehem. Klinikanlage in Stanggaß (2018)

Die Kurklinik Stanggaß (auch: Klinik in der Stanggaß Berchtesgaden)[1] ist ein 1938 bis 1942 nach Plänen von Edgar Berge errichtetes Krankenhaus im Ortsteil Stanggaß der Gemeinde Bischofswiesen im Landkreis Berchtesgadener Land. Das Krankenhaus wurde von 1974 bis zu seiner Schließung 1996 als Rehabilitationsklinik genutzt.[2] Benannt nach Dietrich Eckart in Dietrich-Eckart-Krankenhaus, wurde es 1942 während des Zweiten Weltkriegs als Wehrmachtslazarett eröffnet.[3] Nach Ende des Krieges diente es ab 2. Juni 1945 unter den Bezeichnungen Neues Krankenhaus,[4] später Versorgungskrankenhaus,[4] von 1945 bis 1973 als „Versehrtenkrankenhaus“ für Lungenkranke.[3] Ab 1974 in privaten Händen unter der Bezeichnung Kurklinik[4], ging der Betreiber 1996 in die Insolvenz.[5] Seither liegt die gesamte Anlage brach und verwahrlost.[6]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das alte Berchtesgadener Bezirkskrankenhaus (ab 1939 „Kreiskrankenhaus“)[3] litt seit den 1930ern durch die während der NS-Zeit eingeleiteten Großbauten in Obersalzberg sowie der Umgestaltung des Berchtesgadeners Bahnhofsviertels unter einer ständigen Überbelegung.[3] Adolf Hitler verlangte deshalb für das Umfeld seiner Reichskanzlei Dienststelle Berchtesgaden ein zusätzliches, „der Bedeutung des Landes entsprechendes neues Krankenhaus“.[5] Am 6. Mai 1938 erfolgte die Grundsteinlegung in Anwesenheit von Erich Hilgenfeldt, dem Leiter der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV). Obwohl das Richtfest bereits am 15. Dezember 1939 gefeiert wurde, eröffnete der Gauleiter von München Oberbayern und bayrische Innenminister Adolf Wagner das neue Dietrich–Eckart–Krankenhaus erst am 13. Juni 1942.[5] Die NSV trug die Kosten am Bau und stellte das Pflegepersonal, Eigentümer wurde jedoch die Marktgemeinde Berchtesgaden. Gerühmt als „eine der modernsten nationalsozialistischen Heilstätten“ wurde das Krankenhaus als Wehrmachtslazarett in Betrieb genommen.[5] Ein geplante, die Anlage ergänzende NS-Schwesternschule wurde nicht mehr realisiert.[5]

Nach Kriegsende diente es ab 2. Juni 1945 unter den Bezeichnungen Neues Krankenhaus,[4] später Versorgungskrankenhaus[4] bis 1973 als „Versehrtenkrankenhaus“ für Lungenkranke,[3] anschließend mit einem privaten Betreiber unter der Bezeichnung Kurklinik Stanggaß als Rehabilitationsklinik, in den ersten Jahren insbesondere für Kriegsgeschädigte mit Herz-, Kreislauf-, Bronchial- und Stoffwechselkrankheiten.[2]

1996 ging der Betreiber des Krankenhauses in die Insolvenz und seither steht die Anlage leer. Trotz Stacheldrahtumzäunung setzten sich die Zerstörungen in dem Gebäude fort.[6] 2019 hieß es, dass es Vorplanungen für eine neue Nutzung des Geländes gäbe.[7]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architekt des Krankenhauses war der Baurat Edgar Berge. Der Flachbau war für 200 Patienten ausgelegt. Die Krankenzimmer waren alle nach Süden ausgerichtet und mit Balkonen ausgestattet, so dass die Betten in die Sonne geschoben werden konnten.[8]

In einer nicht realisierten Projektbeschreibung des Architekten Andrés Kunze-Sanzana für einen Umbau der Klinik zum „Wellness- und Kurhotel“ von 2010 heißt es zur ursprünglichen Ausstattung: „Das großzügige Gebäude weist die typischen Merkmale einer repräsentativen Architektur seiner Zeit auf, etwa ein Schwimmbad, eine Bücherei, Handmalereien und eine aufwändige Eingangshalle, die aus rotem Untersberg-Marmor errichtet wurde. Es passt sich dem regionalen Baustil an und bietet einen beeindruckenden Blick auf das Bergpanorama.“[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Markus Schüssler: Grünes Licht für Sondergebiet, Artikel vom 20. Februar 2014 im Berchtesgadener Anzeiger, online unter berchtesgadener-anzeiger.de
  2. a b Hellmut Schöner: Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, München 1982, S. 275
  3. a b c d e Hellmut Schöner: Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, München 1982, S. 270
  4. a b c d e GA: 1945: „Entnazifierung“ von Straßen, Seite des Heimatkundeverein Berchtesgaden e.V., online unter heimatkundeverein-berchtesgaden.de
  5. a b c d e Albert A. Feiber, Daniela Steffgen: 850 Jahre Bischofswiesen – 1155–2005 Festschrift (Memento vom 3. Juni 2016 im Internet Archive), PDF-Datei, S. 16 von 65 Seiten online unter gemeinde.bischofswiesen.de
  6. a b Stacheldraht-Zaun bleibt ohne Wirkung, Artikel vom 1. August 2017 im Berchtesgadener Anzeiger, online unter berchtesgadener-anzeiger.de
  7. Wir sind ein Berchtesgadener Unternehmen, Artikel vom 14. Juni 2019 im Berchtesgadener Anzeiger, online unter berchtesgadener-anzeiger.de
  8. Albert A. Feiber, Daniela Steffgen: 850 Jahre Bischofswiesen – 1155–2005 Festschrift (Memento vom 3. Juni 2016 im Internet Archive), PDF-Datei, S. 16, 42 von 65 Seiten online unter gemeinde.bischofswiesen.de
  9. Wellness und Kurhotel in der Stanggass, Beschreibung eines nicht realisierten Bauprojekts zur Kurklinik Stanggaß von Andrés Kunze Sanzana (Architekt), online unter halligsanzana.com, abgerufen am 1. August 2020.

Koordinaten: 47° 37′ 52,6″ N, 12° 59′ 8,2″ O