Kurt Oberdorffer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Januar 2016 um 23:11 Uhr durch 2001:a61:129e:7901:4938:1b84:d536:84a2 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kurt Oberdorffer (* 28. April 1900 in Schluckenau; † 10. November 1980 in Traunreut in Bayern) war ein sudetendeutscher, nationalsozialistischer Historiker und Archivar.

Leben

In der Zwischenkriegszeit war Oberdorffer ab 1933 für die Sudetendeutsche Partei aktiv und als sudetendeutscher Historiker bekannt. Für die Henlein-Partei hielt er den Kontakt zu den führenden Volkstumswissenschaftern im Deutschen Reich. Zudem war er Verbindungsmann zum Sicherheitsdienst der SS vor der Angliederung der Sudetengebiete an das Deutsche Reich. Während des Zweiten Weltkrieges war er tragende Kraft bei der Leitung der Sudetendeutschen Anstalt für Landes- und Volksforschung in Reichenberg. Mit Rudolf Schreiber war Kurt Oberdorffer in der NS-Zeit Schriftleiter der Zeitschrift für Sudetendeutsche Geschichte.

Oberdorffer, zunächst von 1924 bis 1938 Museumsleiter in Most, begann 1939 seine SS-Karriere als SS-Sturmbannführer. Der NSDAP trat er ebenfalls 1939 bei. Ab 1940, bis zum Kriegsende, leitete er die Abteilung für Kultur und Wissenschaft der Gauverwaltung des Reichsgaus Sudetenland. Im SS-Hauptamt-Schulungsamt in Berlin war er 1942 als SS-Unterführer aktiv und wurde 1943 stellvertretender Gauhauptmann im Sudetenland.

Nach Kriegsende gehörte Oberdorffer ab 1950 dem Johann Gottfried Herder-Forschungsrat in Marburg an. Von 1953 bis 1963 konnte Oberdorffer seine Karriere als Museumsleiter und Stadtarchivar in Ludwigshafen fortsetzen. Kurt Oberdorffer gründete bereits 1950 mit Bruno Schier, Eugen Lemberg, Hermann Aubin, Josef Hanika und Wilhelm Weizsäcker ein Wissenschaftsnetzwerk nationalsozialistischer Ostforscher in Marburg. Kurt Oberdorffer gründete Ende der fünfziger Jahre das mit dem Netzwerk verbundene Collegium Carolinum und wurde dessen Vorsitzender. Ziel der Einrichtung war es, die völkischen sudetendeutschen wissenschaftlichen Einrichtungen in einer formal neuen Institution fortzuführen. Der Verein wurde bald mit öffentlichen Mitteln gefördert.

Oberdorffer wurde 1955 trotz seiner NS-Vergangenheit zum Obmann der Historischen Kommission der Sudetenländer gewählt. Zumindest während seiner Amtszeit bis 1968 beschäftigten sich weder Kommission noch Oberdorffer mit seiner Vergangenheit.

Publikationen

  • Kurt Oberdorffer: Gedanken zur Frage der wissenschaftlichen Volkstumsforschung im Sudetenland. 20. Dezember 1938, in: Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus und die Universität Prag. Dokumente eingeleitet und herausgegeben von Gerd Simon, Tübingen 2001, S. 44–49, (Publikationen der Gesellschaft für interdisziplinäre Forschung 2).
  • Kurt Oberdorffer: Das Sudetendeutschland in der deutschen Geschichte. Jena 1938.

Literatur