Kurt Schubert

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Kurt Schubert (* 4. März 1923 in Wien; † 4. Februar 2007 ebenda) war der Doyen der österreichischen Judaistik. Er war maßgeblich am Wiederaufbau der Universität Wien im Frühjahr 1945 beteiligt.

Leben

Schubert besuchte das Wiener Gymnasium Theresianum. Noch vor der Matura erlebte er den NS-Einmarsch 1938. Die Judenverfolgung bewog ihn zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Judentum. Der engagierte Katholik Schubert begann bereits mitten im Krieg am Institut für altorientalische Philologie der Universität Wien mit dem Hebräisch-Studium. Er gehörte sowohl der österreichischen Widerstandsbewegung als auch der für illegal erklärten Katholischen Hochschuljugend an.

Als Student rettete er die Bibliothek des Wiener Rabbinerseminars vor der Vernichtung; nach 1945 veranlasste er den Transfer der Buchbestände nach Israel. Im April 1945 erwirkte Schubert von der sowjetischen Besatzungsmacht die Erlaubnis der Wiederaufnahme des Universitätsprinzips. Am 2. Mai 1945 hielt Schubert seine erste Vorlesung „Hebräisch für Anfänger“.

An der Universität Wien wirkte Schubert zunächst als Dozent für Judaistik im Rahmen des Instituts für Orientalistik. 1948 erhielt Schubert die venia legendi und widmete sich der Etablierung judaistischer Studien in Wien. Schubert publizierte als erster in deutscher Sprache über die Schriftrollen von Qumran. 1959 wurden der eigentliche Lehrstuhl für Judaistik, zunächst als Teil der Orientalistik, und erst 1966 das Institut für Judaistik der Universität Wien eingerichtet. Bis zu seiner Emeritierung im September 1993 war Schubert Ordinarius am Institut für Judaistik der Universität Wien und sein Vorstand. Auch nachdem er emeritierte, unterrichtete er weiterhin, bis zum Sommersemester 2006, kontinuierlich am Institut für Judaistik der Universität Wien, und brachte es somit auf eine über 60 Jahre währende Lehrtätigkeit.

Neben den Schriftrollen vom Toten Meer lehrte und publizierte er über eine ganze Reihe weiterer breitgefächerter Themen aus der Judaistik, darunter jüdische Buchkunst des Mittelalters (in Zusammenarbeit mit seiner 1999 verstorbenen Frau, der Kunsthistorikerin Ursula Schubert), Zionismus, Gestaltwandel des Antisemitismus, u.a. Außerdem war er Gründer des Jüdischen Museums in Eisenstadt, des ersten jüdischen Museums in Österreich.

Schubert setzte sich stets für den christlich-jüdischen Dialog und die Überwindung des Antisemitismus ein. 2006 wurde er mit dem "ICCJ Sir Sigmund Sternberg Award" geehrt.

Er war Ehrenmitglied der philologisch-historischen Klasse (2004) sowie seit 1987 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und Ehrensenator der Universität Wien.