Königliches Musik-Institut Berlin

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Institut für Kirchenmusik der Universität der Künste Berlin in der Hardenbergstraße 41
Eckbalkon des Instituts für Kirchenmusik mit der Aufschrift „Akademie – Institut – Kirchen – Musik“
Eingangstür zur Aula

Das Königliche Musik-Institut zu Berlin war eine Ausbildungsstätte für Musiker und eine Vorgängerinstitution des heutigen Instituts für Kirchenmusik der Universität der Künste.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Institut wurde 1822 von Carl Friedrich Zelter gegründet und diente der Ausbildung von Organisten, Kantoren und Lehrern an Seminaren und Gymnasien. Die Ausbildung dauerte in den Anfangsjahren in der Regel nur ein Jahr, konnte aber ggf. auf zwei Jahre verlängert werden. Die ersten Lehrkräfte der Einrichtung, die im Volksmund Orgel-Institut hieß, waren August Wilhelm Bach (Orgel) und Bernhard Klein (Gesang und Instrumentation). 1825 folgte Carl Gottlieb Reißiger, bald darauf auch Eduard Grell.

Sitz des Instituts war zunächst die Wohnung Zelters im Gebäude der Singakademie am Festungsgraben. 1832 erfolgte der Umzug in die Papenstraße 10 in die Amtswohnung von August Wilhelm Bach, die sich in unmittelbarer Nähe der Marienkirche befand, an der Bach als Musikdirektor und Organist tätig war. 1854 firmierte es als Königliches Kirchen-Musik-Institut und verfügte erstmals über eigene Räumlichkeiten in der Spandauer Straße 72.[1] Später wurde das Institut in Institut für Kirchenmusik umbenannt. Das Institut fand nach mehreren weiteren Umzügen 1903 ein endgültiges Domizil am heutigen Ernst-Reuter-Platz (seinerzeit: Knie) in der Hardenbergstraße 41 in Berlin-Charlottenburg; gegenüber der Einmündung der Schillerstraße.

Um 1922 erfolgte eine erneute Umbenennung in Staatliche Akademie für Kirchen- und Schulmusik. Zu den Lehrkräften zählte zwischen 1926 und 1937 Justus Hermann Wetzel.

Das Gebäude existiert heute noch im Bereich der Technischen Universität Berlin und gehört zur Universität der Künste Berlin.[2] Am 6. Mai 2014 wurde eine anderthalbjährige Sanierung der Innenräume abgeschlossen; sie waren nach dem Zweiten Weltkrieg nur vereinfacht nutzbar gemacht worden.

Aula und Orgeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Saal mit der Orgel befindet sich im zweiten Obergeschoss im hinteren Teil des Gebäudes und ist vom Treppenhaus über eine aufwendig gestaltete Doppeltür zugänglich.

An den Wänden befinden sich die drei Büsten der ehemaligen Direktoren Hermann Kretzschmar und Carl Thiel sowie dem Chorleiter des Staats- und Domchors Berlin Hugo Rüdel.

Die große Orgel in der Aula stammt vom Orgelbauer Karl Schuke und verfügt über Hauptwerk, Schwellwerk, Positiv und Pedalwerk mit mechanischer Traktur und mit insgesamt 48 Registern mit elektrischer Traktur.[3]

Sie wurde 1960 erbaut und 1993 sowie 2018 von Karl Schuke überholt.

Disposition der großen Schuke-Orgel in der Aula:[3]

I Hauptwerk C–a'"
1. Bourdon 16′
2. Principal 08′
3. Flöte 08′
4. Gambe 08′
5. Oktave 04′
6. Nachthorn 04′
7. Octave 02′
8. Cornett 05f.
9. Mixtur 04f.
10. Trompete 08′
11. Trompete 04′
II Positiv C–a'"
12. Gedackt 8′
13. Quintade 8′
14. Prinzipal 4′
15. Flaût duès 4′
16. Quinte 223
17. Flöte 2′
18. Terz 125
19. Larigot 113
20. Scharff 4f.
21. Basson 8′
22. Dulcian 8′
+ Tremulant
III Schwellwerk C–a'"
23. Gambe 16′
24. Diapason 08′
25. Cor de nuit 08′
26. Gambe 08′
27. Schwebung 08′
28. Fugara 04′
29. Flûte octav 04′
30. Quinte 0223
31. Flautino 0113
32. Tierce 0135
33. Fourniture 05f.
34. Tromp. harm. 08′
35. Basson Hautb. 08′
36. Voix humaine 08′
Pedal C–g'
37. Principal 16′
38. Subbass 16′
39. Quinte 1023
40. Octave 08′
41. Gedackt 08′
42. Cello 08′
43. Choralbass 04′
44. Weitprincipal 02′
45. Hintersatz 03f.
46. Posaune 16′
47. Trompete 08′
48. Schalmey 04′

Koppeln: II–I, III–I, III–II, I–P, II–P, III–P

Besonderheiten: Zweiter Spieltisch mit einem Manual (C-a'") zum Hauptwerk und Pedal (F–c'), ohne Koppelwirkung

In der Aula befindet sich zudem eine neapolitanische Barockorgel aus der Zeit um 1740, die zuletzt 2004–2005 restauriert wurde.[4]

Die Orgel verfügt über eine vollmechanische Schleiflade.[4] Die bauzeitliche Windanlage ist noch vorhanden und wird über ein ergänztes freistehendes Gebläse betrieben.

Sie verfügt über ein Manual. Die Disposition lautet:[4]

Ripieno
1. Principale (CDEFGA–H gedackt)
2. Ottava
3. Decimaquinta
4. Decimanona
5. Vigesimaseconda
6. Vigesimasesta
7. Vigesimanona
(Ripieno-Zug)
Concerto
8. Voce umana ab c
9. Flauto in XII ab c

Im Erdgeschoss befindet sich ein weiterer Orgelsaal mit einer Orgel der Gebrüder Dinse aus dem Jahre 1894.[5]

Es handelt sich um eine zweimanualige Kirchenorgel mit Pedal die in das Institut für Kirchenmusik transferiert wurde.

Disposition der Dinse-Orgel im Orgelsaal:[5]

I Hauptwerk C–f'"
1. Bourdon 16′
2. Principal 08′
3. Flûte harm. 08′
4. Viola di gamba 08′
5. Oktave 04′
6. Gemshorn 04′
7. Rauschquinte 0223
II Hinterwerk C–f'"
8. Geigenprinzipal 8′
9. Gedackt 8′
10. Salicional 8′
11. Rohrflöte 4′
+ Tremulant
Pedal C–f'
12. Violon 16′
13. Subbass 16′
14. Violoncello 08′
15. Baßflöte 08′

Trittkoppeln: II–I, I–P, II–P

Im selben Saal befindet sich zudem seit 2003 eine Kopie eines böhmischen Orgelpositivs aus Prag von 1704. Erbaut wurde diese Kleinorgel vom Orgelbauer Hans van Rossum.[6]

Sie ist auf 415 Hz gestimmt, nach Valott-Stimmung temperiert und besitzt eine Transpositionvorrichtung um einen Halbton.[6]

Die Disposition der einmanualigen Orgel mit angehängtem Pedal lautet wie folgt:[6]

Manual (C–d''')

Pedal (C–d'), angehängt


1. Hohlflöte 8′
2. Flöte 4′
3. Principal 2′
4. Quinte 113
5. Octave 1′

Mit den bereits erwähnten Umbaumaßnahmen der 2000er und 2010er Jahre wurde es durch einen Deckendurchbruch möglich eine zusätzliche Orgel des Orgelbauers Rowan West in das Königliche Musik-Institut einzubauen.

Diese 2006–2007 erbaute Orgel orientiert sich am Klangideal norddeutscher Barockorgeln und verfügt über zwei Manuale und ein Pedal.[7]

Das Instrument ist auf 438 Hz bei 15 °C in einer leicht ungleichstufigen Temperierung nach Barnes gestimmt.[7]

Die Disposition lautet wie folgt:[7]

I Hauptwerk C–f'"
1. Bordun 16′
2. Praestant 08′
3. Hohlfloit 08′
4. Octav 04′
5. Rohrfloit 04′
6. Nasat 03′
7. Gemshorn 02′
8. Mixtur 03f.
9. Dulcian 08′
+ Tremulant
II OberwerkC–f'"
10. Gedect 8′
11. Qvintadena 8′
12. Principal 4′
13. Spitzfloit 4′
14. Octav 2′
15. Siffloit 113
16. Sesqvialtera 2f.
+ Tremulant
Pedal C–f'
17. Subbass 16′
18. Octav 08′
19. Octav 04′
20. Fagott 16′
21. Trommet 08′

Koppeln: II-I, I-P, II-P

Direktoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Schüler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namhafte Schüler des Instituts waren Franz Commer, Gustav Heuser, Carl Albert Löschhorn, Wilhelm Middelschulte und Hermann Pabel.

Bibliothek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weithin bekannt war die umfangreiche Institutsbibliothek, die auf die wertvolle Privatbibliothek von Johann Nikolaus Forkel zurückgeht und 1845 von der Königlichen Bibliothek übernommen wurde.

Studentenverbindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Couleurkarte
  • Akademischer Verein Organum Berlin (1885) – Wahlspruch: Treue um Treue! Prinzipien: Kunst, Persönlichkeit, Freundschaft. – Duellablehnung, Mensurverbot; verbriefte Satisfaktion. – 1937 Bildung und Unterstützung der Kameradschaft Organum durch den AHV, 1942 Annahme des Namens „Johann Sebastian Bach“, 1944/1945 Zerfall der Kameradschaft. Der AV Organum hat nach 1945 nicht rekonstituiert und bleibt aufgelöst.
  • Akademischer Verein „Teutonia“ (1893) → farbentragende Akademische Verbindung → 1929 als Wehrschaft zum Bamberger Chargierten-Convent.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • August Wilhelm Bach: Anzeige zum Profil des Instituts. In: Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, Band 2, Berlin 1833, S. 3, books.google.de
  • Max Schipke (Hrsg.): Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens des staatlichen Akademischen Instituts für Kirchenmusik in Berlin (1822–1922). Berlin 1922
  • Heinrich Martens, Entwicklung und Aufbau der pädagogischen Abteilungen der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin. In: Hermann Halbig (Hrsg.): Jahrbuch der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik Berlin. Kassel, Jg. 2, 1929, S. 21 ff.
  • Georg Sowa: Anfänge institutioneller Musikerziehung in Deutschland (1800–1843). Regensburg 1973
  • Christoph Wolff: Bach-Rezeption und -Quellen aus der Frühzeit und im Umfeld des Königlichen Instituts für Kirchenmusik zu Berlin. In: Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz. Stuttgart 1993, S. 79–87
  • Hans Huchzermeyer: Studien zur Musik- und Kulturgeschichte Berlins, Pommerns und Ostpreußens im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Franz W. Ressel: Violinist in Berlin – Rohloff-Familie: Lehrerorganisten in Pommern – Ernst Maschke: Kirchenmusiker in Königsberg/Preußen – Maschke-Latte: Porträt einer jüdisch-christlichen Königsberger Familie. Minden 2013, ISBN 978-3-00-041716-0, S. 41–46, 95, 106.
  • Hans Huchzermeyer: Zur Geschichte der evangelischen Kirchenmusik in Königsberg/Preußen (1800–1945). Die kirchenmusikalischen Ausbildungsstätten. Minden 2013, ISBN 978-3-00-041717-7, S. 17–32, 61–81.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Institut für Kirchenmusik (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kirchen-Musik-Institut. In: Berliner Adreßbuch, 1854, Teil 4, S. 315.
  2. Institut für Kirchenmusik, Universität der Künste Berlin, abgerufen am 12. Juli 2018
  3. a b Disposition der Karl Schuke Orgel (III/57), 1960/1993, Institut für Kirchenmusik, abgerufen am 8. August 2018.
  4. a b c Institut für Kirchenmusik > Instrumente > Italienische Orgel. Abgerufen am 22. Juni 2022.
  5. a b Disposition der Dinse-Orgel von 1894, II/P. Abgerufen am 5. August 2022.
  6. a b c Disposition der van Rossum Orgel, II/P, Universität der Künste Berlin. Abgerufen am 5. August 2022.
  7. a b c Disposition der Rowan-West-Orgel II/P, Universität der Künste Berlin. Abgerufen am 5. August 2022.