Behaartfrüchtige Platterbse

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Behaartfrüchtige Platterbse

Behaartfrüchtige Platterbse (Lathyrus hirsutus)

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Gattung: Platterbsen (Lathyrus)
Art: Behaartfrüchtige Platterbse
Wissenschaftlicher Name
Lathyrus hirsutus
L.

Die Behaartfrüchtige Platterbse (Lathyrus hirsutus), auch Behaarte Platterbse[1] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Platterbsen (Lathyrus) in der Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae). Sie ist von Europa bis Vorderasien verbreitet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nebenblätter
Zygomorphe Blüte
Staubfädenrinne und Griffel
Hülsenfrucht

Erscheinungsbild und Blatt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Behaartfrüchtige Platterbse ist eine einjährige oder einjährig-überwinternde krautige Pflanze. Der kahle oder zerstreut bewimperte Stängel ist 30 bis 100 cm lang, meist vom Grunde an ästig, aufsteigend, aufrecht oder kletternd und mit den meist schmalen Flügeln etwa 2 bis 4 mm breit.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattstiele sind schmaler geflügelt, etwa 1 bis 2 cm lang und nur 1/8 bis 1/3-mal so lang wie die Blättchen. Die Laubblätter tragen eine meist kräftige, drei- bis mehrteilige Ranke, an den unteren Laubblättern mit kurzer Granne. Die Fiederblättchen wachsen stets nur in einem Paar, sind lanzettlich bis elliptisch, etwa 1,5 bis 6 cm lang und 3 bis 15 mm breit. Sie sind spitz oder abgerundet und bespitzt, mit gestreckten Nerven bildenden Netznerven, sind meist kahl und von frisch oder bläulichgrüner Farbe. Die Nebenblätter sind halb so lang bis etwa so lang wie der Blattstiel und schmal halbpfeilförmig.

Blütenstand und Blüte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Die traubigen Blütenstände sind 1,5- bis 3-mal so lang wie die Laubblätter, ein bis dreiblütig und besitzen kräftige, kantig gefurchte, in eine kurze Granne endende Achsen. Die Blüten sind 1 bis 1,5 cm lang und sitzen an 3 bis 5 mm langen Stielen in der Achsel kurzer, pfriemlicher, bleibender Tragblätter. Die Kelchzähne sind breit lanzettlich und etwa so lang wie die Röhre. Die Krone ist meist blauviolett, selten auch rosafarben oder weiß; beim Welken wird sie blau. Die Fahne ist dunkler geadert und viel länger als die helleren Flügel und das weißliche Schiffchen.

Frucht und Samen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hülsenfrüchte sind linealisch und oft etwas gekrümmt, etwa 3 bis 5 cm lang und 6 bis 10 mm breit. Sie sind dicht mit langen, hellen, auf Knötchen sitzenden Haaren besetzt. Reif werden sie braun und verkahlen des Öfteren. Sie enthalten fünf bis sechs Samen.

Die Samen sind kugelig, warzig-rau und von graubrauner Farbe.

Chromosomensatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[2]

Verbreitung und Standortansprüche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Behaartfrüchtige Platterbse ist im Mittelmeerraum, in England, Belgien, nach Osten bis in die Ukraine, Krim und Transkaukasien sowie Vorderasien verbreitet. In Mitteleuropa kommt sie nur eingebürgert oder adventiv, selten und unbeständig vor.

Die Behaartfrüchtige Platterbse wird wie andere Schmetterlingsblütler u. a. mit süd- und südosteuropäischen Getreide- bzw. Wickensaaten verschleppt. Vereinzelt war Lathyrus hirsutus im Oberrheintal schon Bauhin Anfang des 17. Jahrhunderts bekannt. Sie scheint aber in den meisten Gegenden Mitteleuropas erst nach 1830 eingeschleppt worden zu sein, ist also unter die Neophyten zu zählen.

Im mitteleuropäischen Tiefland kommt sie nur vereinzelt vor; in den Mittelgebirgen mit kalkhaltigem Gestein ist sie sehr selten, vor allem in Lagen mit mildem Klima.[3] Die Behaartfrüchtige Platterbse tritt in Deutschland selten und unbeständig auf, vor allem im mittleren und südwestlichen Gebiet. Lathyrus hirsutus findet man in Bayern vor allen Dingen im nördlichen Teil selten und zerstreut und häufig adventiv. Dort wächst sie in Getreidefeldern, Wickenäckern, auf Brachen, an Feldrainen, in Hecken, Steinbrüchen. Sie bevorzugt kalkreichen Boden. Pflanzensoziologisch ist sie in Mitteleuropa eine Charakterart des Caucalo-Adonidetum (Verband Caucalidion); überregional ist sie eine Secalietalia-Ordnungscharakterart, die aber auch in wärmeliebenden Saumgesellschaften vorkommt.[2]

Die Behaartfrüchtige Platterbse gedeiht am besten auf kalkhaltigen und nicht zu nährstoffarmen Sand- oder sandigen Lehmböden.[3] Sie besiedelt in Mitteleuropa Getreidefelder, Ödland und Brachen.[3]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[4]

Gefährdung/Schutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gefährdung in Deutschland: Kategorie 2 (stark gefährdet). Für das gesamte Verbreitungsgebiet stuft die IUCN diese Art aufgrund ihrer weiteren Verbreitung und das sie in Schutzgebieten vorkommt als Least Concern (gering gefährdet) ein.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gustav Hegi, H. Gams, H. Marzell: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band IV. Teil 3: Angiospermae: Dicotyledones 2 (5) (Leguminosae – Tropaeolaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1964, ISBN 3-489-70020-1 (unveränderter Nachdruck von 1923–1924 mit Nachtrag).
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. erweiterte Auflage. Band 2: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Dilleniidae): Hypericaceae bis Primulaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1993, ISBN 3-8001-3323-7.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lathyrus hirsutus L., Behaarte Platterbse. auf FloraWeb.de
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 619.
  3. a b c Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 2: Eibengewächse bis Schmetterlingsblütengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  4. Lathyrus hirsutus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. Juni 2022.
  5. Lathyrus hirsutus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: A. Groom, 2010. Abgerufen am 16. Mai 2014.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Behaartfrüchtige Platterbse (Lathyrus hirsutus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien