Latifa Ben Mansour

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Latifa Ben Mansour (arabisch لطيفة بن منصور, DMG Laṭīfa b. Manṣūr; geboren 1950 in Tlemcen, Algerien) ist eine französisch-algerische Schriftstellerin und Sprachwissenschaftlerin.[1] Sie unterrichtete an der Universität Paris III (Sorbonne Nouvelle).[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Latifa Ben Mansour ist die Tochter des Mathematikprofessors Mohammad Benaouda Benmansour. Als ehemalige Schülerin der École Normale Supérieure in Algier setzte sie ihr Hochschulstudium in Frankreich fort. Sie erlangte einen staatlichen Doktortitel in Literatur- und Geisteswissenschaften. Als Schülerin von François Bresson, David Cohen und Antoine Culioli beschäftigte sie sich während des Studiums neben der Linguistik auch mit der Psychoanalyse. Ben Mansour musste ihr Land verlassen, nachdem sie von den Fundamentalisten der sogenannten Islamischen Heilsfront (FIS) mit dem Tod bedroht worden war.[3]

Nach dem Studium lehrte sie Linguistik an der Universität Orléans (1990) und Kommunikationswissenschaft am Conservatoire national des arts et métiers in Paris (2012).[4] Am Centre national de la recherche scientifique (CNRS) forschte sie zum Thema Islamismus.[5]

Als Schriftstellerin beschäftigt sie sich mit der Rolle der Frau in der algerischen Gesellschaft, mit dem islamischen Extremismus, mit dem Geschichtenerzählen, dem Trauma und der Erinnerung.

Ihr Roman La Prière de la peur erzählt die Geschichte von Hanan, einer jungen Frau, die nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Frankreich zu ihrer Familie nach Algerien zurückkehrt. Als ihr Flugzeug landet, wird der Flughafen von Extremisten angegriffen und Hanan verwundet. Ihre Beine müssen amputiert werden, und sie leidet unter dem Trauma, das der Angriff verursacht hat. Zentrales Thema des Romans ist der Rückblick auf ihr Leben und ihre Arbeit sowie ihre enge Freundschaft mit ihrer Cousine, die ebenfalls Hanan heißt.[2]

Le Chant du lys et du basilic handelt von einem jungen Mädchen namens Meriem, das bei einem mysteriösen Unfall verletzt wird. Während sie im Krankenhaus liegt und ihre Familie um sich herum hört, aber nicht in der Lage ist zu antworten, erinnert sich Meriem an die wichtigsten Ereignisse in ihrem Leben, die zu dem Unfall geführt haben, und versucht, sich an das Geschehene zu erinnern. Der Roman befasst sich mit dem Leben von Frauen im heutigen Algerien und geht dabei auf Themen wie die Bildung von Mädchen ein.

In dem Buch Frères musulmans, frères féroces unternahm Ben Mansour linguistische Analysen der Sprache von muslimischen Fundamentalisten und anderen Extremisten, um ihre manipulativen Methoden aufzudecken.[6]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für ihre Kurzgeschichte Le Cocu Cadi erhielt sie 1996 den Prix méditerranéen de la nouvelle. Ihr mehrfach neu aufgelegter Roman La Prière de la peur wurde 1997 mit dem Prix Beur FM Méditerranée ausgezeichnet.[2]

Werk (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Romane

  • Le Chant du lys et du basilic, roman. 2. Auflage. La Différence, 1998 (Erstausgabe: J.-C. Lattès, 1990).
    • Der Gesang der Lilien. Aus dem Franz. von Sylvia Strasser. Lübbe, Bergisch Gladbach 1992, ISBN 978-3-404-11878-6.
  • La Prière de la peur. La Différence, 1997.
  • L'Année de l'éclipse, Calmann-Lévy, 2001.

Theaterstücke

  • Brèves d'ailleurs. Actes sud-papiers, 1997.
  • Trente-trois Tours à son turban. Actes Sud Papiers, Rencontres Théâtrales du Niger, 2003.
  • Sultanes sans royaume, lauréate du concours d'écriture théâtrale de la fondation Beaumarchais.

Sachbücher

  • Université Paris Diderot - Paris 7 (Hrsg.): Contribution à l'étude de la catégorie Aspect en arabe, description et formalisation. Dissertation. 1993.
  • Frères musulmans, frères féroces. Voyage dans l'enfer du discours islamiste, Ramsay, 2002.
  • Les mensonges des intégristes, Le serpent à plumes, 2004.
  • Le nom propre et le masque, 1996.

Artikel

  • De la haine de la Loi à la haine des femmes: Analyse d'un fragment de prêche intégriste. In: Mots. Nr. 57, 1998, ISSN 0243-6450, S. 130.
  • L’appel au soulèvement et à la révolution par les intégristes algériens. In: Mots. Les langages du politique. 2002, ISSN 0243-6450, S. 81.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Latifa Ben Mansour. Portrait. Interview von Christiane Chaulet-Achour. In: Algérie littérature action. 1997, ISSN 1270-9131, S. 177–182.
  • Birgit Mertz-Baumgartner: Ethik und Ästhetik der Migration. Algerische Autorinnen in Frankreich (1988-2003). Königshausen und Neumann, Würzburg 2004, ISBN 978-3-8260-2591-4.
  • The Algerianity of Latifa Ben Mansour, a "third space" identity. In: Expressions Maghrebines. Band 14, Nr. 1, Juni 2015, S. 73–81, doi:10.1353/exp.2015.0005.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Women in French studies, MLA annual meeting, Occidental College, 2008, p. 95 ff
  2. a b c Imene.A: Cela s’est passé un 29 octobre 1997, Latifa Benmansour reçoit un prix littéraire. 29. Oktober 2017, abgerufen am 11. Dezember 2023 (französisch).
  3. Latifa Ben Mansour. Babelio, abgerufen am 12. Dezember 2023 (französisch).
  4. Latifa Ben Mansour. BNF, abgerufen am 11. Dezember 2023 (französisch).
  5. Latifa Ben Mansour. Abgerufen am 12. Dezember 2023 (französisch).
  6. Truls Olav Winther: Latifa Ben Mansour. In: Store norske leksikon. 21. April 2023 (snl.no [abgerufen am 12. Dezember 2023]).