Lautaro Díaz Silva

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Lautaro Díaz Silva (* 1953 in María Elena, Region Antofagasta, Chile) ist ein chilenischer Maler und Bildhauer. Er lebt und wirkt überwiegend in Barcelona, Berlin und Warschau.

Lautaro Díaz Silva 2008 vor der Akademie der Bildenden Künste in Warschau

Lautaro Díaz Silva wuchs zusammen mit fünf weiteren Geschwistern in Vallenar (Region Atacama, Chile) auf. Im Jahr 1963 zog seine Familie aus beruflichen Gründen nach Valparaíso, eine Stadt, die Lautaro stets als seine Heimat betrachtete, da hier sein Interesse für Kunst geweckt wurde.

Studium und Studienaufenthalte

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1972 begann er ein Kunststudium an der Städtischen Schule der Schönen Künste in Valparaíso. Doch bereits ein Jahr später musste er dieses Studium wegen des Militärputsches am 11. September und der darauffolgenden brutalen 17-jährigen Militärdiktatur, unter der seine Familie stark litt, abbrechen. 1977 erhielt er ein Stipendium des polnischen Kulturministeriums, um sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau fortzusetzen. Nach dem ersten Studienjahr wechselte er zur Fakultät für Bildhauerei, wo er in der Werkstatt des Bildhauers Gustaw Zemła ausgebildet wurde. Dort knüpfte er enge und langanhaltende Freundschaften, unter anderem mit den Künstlern Władysław Klamerus und Maksymilian Biskupski.

Seine Semesterferien verbringt Lautaro Díaz Silva regelmäßig im Ruhrgebiet in Deutschland. 1983 reist er während der Semesterferien nach Kanada, um an einem Bildhauersymposium in Saskatoon teilzunehmen.

1983 macht er seinen Abschluss in Bildender Kunst und beginnt ein weiterführendes Studium in Theater-Szenografie in Krakau, wo er von dem Dramatiker Tadeusz Kantor und dem Regisseur Andrzej Wajda unterrichtet wird.

Kunstschaffen und Ausstellungen

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La parella (das Paar), Moll de la Fusta, Barcelona

Das künstlerische Schaffen von Lautaro Díaz Silva umfasst hauptsächlich Öl- und Acrylgemälde[1], Bronzeskulpturen[2] sowie Werke in Gips und Holz, Zeichnungen mit Acryl, Kohle, Pastell, Tinte und verschiedene Mischtechniken sowie audiovisuelle Kunstwerke.[3]

1982 erhält Lautaro Díaz Silva die Gelegenheit, ein Wandgemälde an einem Gebäude der Universität Bochum zu errichten.[4] Bei einer Ausstellung seiner Gemälde in der Galerie Mały Rynek in Krakau im Jahr 1984 verliest er sein Manifest mit dem Titel Plastische Konzeption des magischen Realismus. Noch im selben Jahr zieht er nach Barcelona, wo seine Werke in der Galerie [5] unter der Leitung seines katalanischen Händlers Jordi Costa ausgestellt werden.

Zwischen 1988 und 1995 lebt Lautaro Díaz Silva in Santiago de Chile, lehrt Bildhauerei an der Universität ARCIS und Theater-Szenografie am Bertold-Brecht-Theaterinstitut. Seine Arbeiten werden in der Galerie Lawrence in Santiago, in der Galerie der Stadtverwaltung von Valparaíso, an der Universität Concepción sowie in Viña del Mar gezeigt. In dieser Zeit finden zudem Ausstellungen seiner Werke in Barcelona in der Galerie Taller de Picasso (1992) sowie im historischen modernistischen Restaurant Quatre Gats (1992) unter dem Titel Els millors de la dècada (Das Beste des Jahrzehnts), im [6] in Capellades (Katalonien, Spanien) (1993) unter dem Titel Memòries d'aigua (Erinnerungen an Wasser), im Haus Kemnade in Hattingen sowie im Kunstmuseum Bochum unter dem Titel Von Valparaiso nach Bochum statt.[7]

Zwischen 1995 und seinem Umzug nach Berlin im Jahr 2006 lebte Lautaro Díaz Silva in Barcelona. Während dieser Zeit schuf er Gedenktafeln sowie zahlreiche Skulpturen in Bronze, die im öffentlichen Raum zu sehen sind: Für Salvador Allende (1998), Calle Ton Sirera, Lleida[8], Für Víctor Jara (1998), Plaza Karl Marx, Barcelona, Für Salvador Allende (2000), Plaza Salvador Allende, Badalona. Zu den herausragendsten Werken gehören die drei Meter hohe Bronzeskulptur La parella (Das Paar) (2002), Moll de la Fusta im Hafen von Barcelona[9] sowie die von Víctor Jara inspirierte Skulptur Víctor Jara kehrt an die UTE zurück (2003), die der Künstler der Universität Santiago de Chile (ehemals Technische Universität UTE) schenkte.[10] Diese Skulptur, die in Valls (Katalonien) in Bronze gegossen wurde, stellt eine vier Meter hohe Gitarre dar, die in einer zum Himmel offenen Hand mündet. Überdies wurden seine Gemälde und Skulpturen im [11] (1996)[12], in der [13] in Warschau (1997), wo auch seine Gedichte Circunstanciales (Umstände) vorgetragen wurden, in der Galerie Groc Art in Barcelona (1999 und 2000) sowie im [14] in Lleida (2003) ausgestellt.

Datei:Escultura memorial para Victor Jara dento de la Universidad de Santiago de Chile, USACH.jpg
Skulptur in Erinnerung an Víctor Jara, Universität Santiago de Chile

Von 2006 bis 2016 lebte und arbeitete Lautaro Díaz Silva hauptsächlich in Berlin. In dieser Zeit entwickelten sich die Kreaturen weiter, die er bereits in den 1990er Jahren in seinen Notizbüchern in Bochum und Santiago de Chile skizziert hatte. Anfangs entstanden die schwebenden Formen dieser Wesen auf natürliche Weise und mit der Zeit in ungeordneten Räumen. Nach 2000 begannen diese vielfältigen Strukturen eine beinahe menschliche Gestalt anzunehmen. In diesem gesamten Prozess scheint Lautaro Díaz Silva den Wunsch zu haben, ein organisches, biblisches Konzept der Schöpfung in seiner persönlichen Ordnung darzustellen. Im Jahr 2009 tauchten genetische Motive in seiner Bildikonographie auf, die ihn lange Zeit begleiten werden. In dieser Zeit bestritt er eine Vielzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen, so im [15] in Berlin unter der Leitung des japanischen Malers Eici Sonoda (2006), in der Galerie von Irene Eichler in der Auguststraße, in der Galerie KUNSTFORUM e.V. Seligenstadt (2008), in seinem Atelier in der Wartenburgstraße 5 sowie in der Galerie artAcasa (2012) in Barcelona. Zudem fertigte er zahlreiche Skulpturen aus Gips an, die noch heute im Hinterhofgarten der Wartenburgstraße 5 zu sehen sind. 2008 lehrte Lautaro Díaz Silva zudem ein Semester lang spanische Kunstgeschichte an der Fakultät für Hispanistik an der Universität Warschau.

Im Jahr 2010 begann Lautaro Díaz Silva mit der Erstellung audiovisueller Werke, poetische Videos, die er Briefe an die Nachwelt nannte. Insgesamt wurden in Kooperation mit seiner Tochter Maga Díaz Mrugasiewicz fünfzehn Videos produziert, die auf Youtube[16] zu sehen sind. 2011 reiste er nach Santiago de Chile, wo er im Haus der Familie Recabarren González die Skulptur El vuelo (Der Flug) schuf. Die Skulptur symbolisiert die Opfer der Militärdiktatur mit vier sich umschlingenden Tauben, die hoffnungsvoll gen Himmel fliegen.[17][18]

2015 entstanden eine Reihe von Porträts und Stillleben, die der Künstler als lebende Naturen bezeichnete. Nach seiner Rückkehr nach Barcelona im Jahr 2016 schuf er Leinwände voller Symbole, die an antike Schriften erinnern. Die künstlerische Produktion der vergangenen Jahre entwickelte sich zu einer intellektuelleren Ausdrucksweise mit spontanen Formen eines grafischen Systems, welches sich auf faszinierende Bildkompositionen konzentriert. Dies geschieht fernab von sprachlichen Botschaften, obwohl sich logografische Formen aufdrängen. Lautaro Díaz Silvas Werke werden 2018 in der [19] in Berlin ausgestellt.

Serie Genética 2013, Öl, 81x 65 cm

2021 erschuf der Künstler mehrere 40 cm hohe Gipsskulpturen, die seine Schriftzeichen aufgriffen und eine Vision des Monumentalismus verfolgen. 2022 beteiligt sich Lautaro Díaz Silva an einer Ausstellung seiner Werke im Atelier seines Freundes [20] in der Auguststraße 61 in Berlin.

Zum 50. Jahrestag des Militärputsches in seinem Heimatland wurde Lautaro Díaz Silva vom [21] in Bochum eingeladen, das Wandbild zu restaurieren, das er als Student an der Universität Bochum gemalt hatte. Da das Gebäude, an dem sich das Wandbild befand, abgerissen werden soll, konnte dieses Ziel nicht erreicht werden. Deshalb entwarf der Künstler eine neue Interpretation, die 40 Jahre später dem Original so nahe wie möglich kommen sollte. Es handelt sich um ein großes Gemälde, ein Quadriptychon mit einer Länge von sechs Metern und einer Höhe von 120 cm, welches der Künstler dem Fritz Bauer Forum geschenkt hat.[22][23]

Lautaro Díaz Silva lebt und arbeitet derzeit in Polen.

Commons: Lautaro Díaz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Pinturas – Lautaro Diaz. Abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  2. Esculturas – Lautaro Diaz. Abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  3. DIAZstudio. Abgerufen am 25. Juli 2024 (deutsch).
  4. An der Uni verblichen, als Quadriptychon neu entstanden – Bewegung in Bochum. Abgerufen am 25. Juli 2024.
  5. Taller de Picasso
  6. Casa Bas
  7. Bochum - Stadt der Vielen. Abgerufen am 25. Juli 2024.
  8. Territoris.cat: Les 15 escultures lleidatanes que ningú t'ha explicat. 26. Januar 2022, abgerufen am 29. Juli 2024 (katalanisch).
  9. Escultura La Parella - Barcelona | Façana Marítima - Pobles de Catalunya. Abgerufen am 25. Juli 2024 (katalanisch).
  10. Grupo de Investigación Nuestro Tiempo: Datos sobre la Escultura en Homenaje Víctor Jara. (grupodeinvestigacionnuestrotiempo.blogspot.com)
  11. KUNSTFORUM Seligenstadt e.V.
  12. 30 Jahre Kunstforum - Kunstforum Seligenstadt e.V. Abgerufen am 25. Juli 2024.
  13. Galeria Test
  14. Centre de Cultura Contemporània de Pardinyes
  15. Kunstverein Kraftwerk e.V.
  16. DIAZstudio. Abgerufen am 25. Juli 2024 (deutsch).
  17. Ciberprofe: Español: Homenaje a las Víctimas de los Derechos Humanos durante Régimen de Pinochet en San Joaquín, Comuna al sur de Santiago de Chile. 18. September 2019, abgerufen am 25. Juli 2024.
  18. Reinauguran “Memorial a las Víctimas de Derechos Humanos de San Joaquín» y rinden homenaje a Anita Gonzalez. 26. April 2019, abgerufen am 25. Juli 2024 (spanisch).
  19. Galerie GH36
  20. Frank Lindenberg
  21. Fritz Bauer Forum
  22. Pedro Crovetto zur Vorstellung des Quadriptychon von Lautaro Díaz. Abgerufen am 25. Juli 2024 (deutsch).
  23. Chile-Wandbild an der Ruhr-Universität Bochum | Unsere Zeit. 20. September 2023, abgerufen am 25. Juli 2024 (deutsch).