Leonhard Kern

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Leonhard Kern (* 22. November 1588 in Forchtenberg; † 4. April 1662 in Schwäbisch Hall) war ein deutscher Bildhauer.

Leonhard Kern: Die Muse Kalliope, um 1640
Leonhard Kern: Menschenfresserin, Elfenbeinskulptur, um 1650

Leonhard Kern wurde am 22. November 1588 in dem hohenlohischen Städtchen Forchtenberg als Sohn des Steinmetzen und Werkmeisters Michael Kern d.Ä. geboren. Er besuchte das Gymnasium in Öhringen, machte 1603 bis 1609 bei seinem älteren Bruder Michael Kern d.J. in Würzburg eine Bildhauerlehre. Danach hielt er sich - was für die damalige Zeit noch ungewöhnlich war - für Studienzwecke bis 1613/14 in Italien auf, machte von dort aus einen Abstecher nach Nordafrika und war zwei Jahre in Rom, wo er sich intensiv mit der italienischen Skulptur des 16. Jahrhunderts befasste. Über Ljubljana (Slowenien) und Gornji Grad (Slowenien), wo er als erste datierte Arbeit 1613 den Hochaltar der Stiftskirche anfertigte, reiste er in die Heimat zurück. 1614 heiratete er in Forchtenberg Amalia Zöllner, die Tochter eines Amtsschreibers. Mit ihr hatte er mindestens 14 Kinder, von denen die meisten früh starben. Zunächst arbeitete er in der Werkstatt seines Bruders Michael, wandte sich von dort nach Heidelberg an den Hof des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, von wo aus er 1617 in Nürnberg eine Monumentalgruppe für das dortige Rathaus anfertigte. Aufgrund der Verwicklung der Pfalz in den Dreißigjährigen Krieg verließ er Heidelberg jedoch bald wieder und ließ sich 1620 in der Reichsstadt Schwäbisch Hall nieder. Hier gründete er eine eigene Werkstatt, mit der er sich auf die Herstellung kleinfiguriger Kabinettstücke mit breitem Themenkreis spezialisierte.

Ein häufig benutztes Arbeitsmaterial Kerns war Elfenbein. Neben religiösen und mythologischen sowie Genreszenen spiegeln sich in seinen Arbeiten auch die Gräuel des Dreißigjährigen Krieges wider, die er in Schwäbisch Hall miterlebte. Kerns Arbeiten zeichneten sich durch hohe handwerkliche Meisterschaft und künstlerisch-gestalterisches Geschick aus. Stilistisch vertrat er die klassisch-realistische Stilrichtung in der deutschen Barockskulptur. Er gilt heute als einer der wichtigsten deutschen Bildhauer des 17. Jahrhunderts. Seine Arbeiten waren schon zu Lebzeiten hochgeschätzt, wie 1648 die Ernennung zum kurbrandenburgischen Hofbildhauer zeigt. Viele seiner besten Arbeiten gelangten in den Besitz großer und bedeutender Kunstsammler - vielfach Adlige und Fürsten - in ganz Europa und in deren Kunst- und Wunderkammern. Trotz der widrigen Zeitumstände konnte er ein erhebliches Vermögen erwerben, das ihm den Erwerb des Schlösschens von Tullau ermöglichte. Am 4. April 1662 starb er in seinem Stadthaus in Schwäbisch Hall.

Literatur

  • Elisabeth Grünenwald: Leonhard Kern. Ein Bildhauer des Barock. (= Forschungen aus Württembergisch Franken; Bd. 2). Schwäbisch Hall 1959
  • Harald Siebenmorgen (Hrsg.): Leonhard Kern (1588-1662). Meisterwerke der Bildhauerei für die Kunstkammern Europas. (= Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums Schwäbisch Hall; Bd. 2). Sigmaringen 1988, ISBN 379953301X
  • Harald Siebenmorgen (Hrsg.): Leonhard Kern (1588-1662). Neue Forschungsbeiträge. (= Kataloge des Hällisch-Fränkischen Museums Schwäbisch Hall, Bd. 2 - Supplement). Sigmaringen 1990, ISBN 3799533028
Commons: Leonhard Kern – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien