Leyla (Roman)

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Leyla ist ein Roman von Feridun Zaimoglu aus dem Jahr 2006. Er erzählt die Lebensgeschichte einer türkischen Einwanderin der ersten Generation.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese wird aus der Sicht des jungen Mädchens Leyla berichtet. Im Zentrum steht zunächst die siebenköpfige Familie in Ostanatolien Mitte der 1950er Jahre. Sie lebt in beengender Armut, der Vater ist ein schlimmer Despot, führt ein strenges Regiment über Frau, Söhne und Töchter. Den Verhältnissen einer auch ansonsten patriarchalisch ausgerichteten Welt zu entkommen, bedeutet für Leyla einen langen Leidensweg, den sie mit Geduld geht. Immer wieder tauchen Männerfiguren auf, die sie von ihrem Glück abhalten wollen. Am Ende steht ein Leben als Arbeitsmigrantin in Deutschland.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Buch wurde mehrfach ausgezeichnet. Bei der Verleihung des Carl-Amery-Literaturpreises 2007 an Zaimoglu wurde das Werk von Rolf-Bernhard Essig als Summe der bisherigen Werke des Autors charakterisiert: Es fänden sich „autobiographische Einsprengsel, […] nicht die Geburtsgeschichte des Autors, die wörtlich aus alten Interviews in den Roman Eingang fand, sondern beispielsweise Leylas Liebe zu Shakespeare, besonders zu Romeo und Julia, ein Stück, das Zaimoglu bearbeitet hat. Die Tiraden des Vaters in Leyla: Verdanken sie sich nicht dem kanakischen Schimpfjargon, wie dieser ja alttestamentarischen[1] und türkisch-archaischen Fluchreden viel verdankte? Die Freude am verschachtelten Erzählen und an einer Fülle von Geschichten gibt es schon in Theaterstücken wie Casino Leger und in Zwölf Gramm Glück“.[2]

Plagiatsvorwurf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mai 2006 wurde Zaimoğlu seitens einer anonym gebliebenen Literaturwissenschaftlerin unterstellt[3], Leyla plagiiere weite Teile des Romans Das Leben ist eine Karawanserei von Emine Sevgi Özdamar. Dies wurde mit Parallelen in der Handlung sowie vergleichbaren Metaphern begründet. Zaimoğlu bestritt, „jemals eine Zeile“ von Özdamars Roman gelesen zu haben. Auch Özdamar sprach den Autor vom Plagiatsvorwurf frei.[4] Später wurde hinter dem Plagiatsvorwurf, der zunächst bis in den Folgemonat die deutschen Feuilletons beherrschte[5], ein Versuch der üblen Nachrede gegenüber Zaimoglu vermutet.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Leyla erhielt Zaimoglu 2007 den Grimmelshausen-Preis und den Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein.

Theaterbearbeitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Berliner Theaterregisseur Yüksel Yolcu adaptierte das Werk wenig erfolgreich für die Bühne.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zum Begriff ‚alttestamentarisch‘ vgl. Georg Freuling: alttestamentarisch / alttestamentlich. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., abgerufen am 12. September 2015..
  2. Rolf-Bernhard Essig: Amerypreis 2007: Laudatio für Zaimoglu. In: Website des Verbandes Deutscher Schriftsteller in Bayern. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. August 2007; abgerufen am 3. September 2019.
  3. Arndt Breitfeld: Plagiatsvorwurf gegen Zaimoglu. Spiegel, 8. Juni 2007, abgerufen am 21. November 2012.
  4. Arndt Breitfeld: Özdamar dementiert Plagiatsvorwurf. In: Spiegel Online. 8. Juni 2006 (spiegel.de).
  5. Hubert Spiegel: Zaimoglu gegen Özdamar: In Leylas Küche Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Juni 2007, abgerufen am 21. November 2012.
    Norbert Mecklenburg: Ein türkischer Literaturskandal in Deutschland? Literaturkritik.de, Ausgabe Nr. 7, Juli 2006