Liste der Kulturdenkmale in Neudörfchen (Mittweida)

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f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

In der Liste der Kulturdenkmale in Neudörfchen sind die Kulturdenkmale des Mittweidaer Ortsteils Neudörfchen verzeichnet, die bis Juni 2023 vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen erfasst wurden (ohne archäologische Kulturdenkmale). Die Anmerkungen sind zu beachten.

Diese Aufzählung ist eine Teilmenge der Liste der Kulturdenkmale in Mittweida.

Neudörfchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bild Bezeichnung Lage Datierung Beschreibung ID
Kilometerstein
Kilometerstein (Gemarkung Seifersbach, Flurstück 512/3)
(Karte)
Nach 1870 In Form eines Obelisken, verkehrsgeschichtlich von Bedeutung. Kilometerstein aus Porphyrtuff in Neudörfchen an der Gabelung der Straßen nach Frankenberg und Hainichen, der Obelisk aus Porphyrtuff steht auf zwei Fußplatten, auf dem Kilometerstein sind die Ortsangaben nach Hainichen und Frankenberg angegeben. 09237120
Wohnhaus eines Bauernhofes
Wohnhaus eines Bauernhofes Dresdener Straße 1
(Karte)
Bezeichnet mit 1820 Baugeschichtlicher und städtebaulicher Wert 09237635
Südliches Auszüglerhaus eines ehemaligen Vierseithofes
Südliches Auszüglerhaus eines ehemaligen Vierseithofes Neudörfchener Weg 5
(Karte)
Um 1825 Obergeschoss Fachwerk, bau- und sozialgeschichtlich von Bedeutung 09237627
Schule
Weitere Bilder
Schule Neudörfchener Weg 12
(Karte)
Um 1905 (Schule); vor 2014 (Nebengebäude) Putzbau in Stilformen des Historismus, ortsgeschichtlich von Bedeutung 09237628
Ehemalige Eisenbahnbrücke über die Zschopau
Weitere Bilder
Ehemalige Eisenbahnbrücke über die Zschopau Weinsdorfer Straße
(Karte)
1908 Von eisenbahn- und industriegeschichtlicher Bedeutung, zudem landschaftsbildprägend, Bahnstrecke Mittweida–Dreiwerden/Ringethal. Dreibogige Betonbrücke mit Natursteinverkleidung, langgestreckte Segmentbögen, Flusspfeiler elliptischen Querschnitts mit Strebepfeilern und Konsolen an den Stirnseiten, obenliegende Fahrbahn, eingleisig, 105 m lang, 10 m hoch, 3 m breit, 1908 durch die Firma Wolle aus Leipzig errichtet, ursprünglich zur Überführung eines Industriebahngleises (Streckenkilometer 1,547 der Eisenbahnstrecke Mittweida Industriebahnhof–Ringethal), Gleisrückbau nach Stilllegung der Strecke 1970, Brückenbauwerk heute im Eigentum der Stadt Mittweida und als Fußgängerbrücke nachgenutzt, eines der letzten Zeugnisse der für die lokalen Industriebetriebe sehr wichtigen verkehrstechnischen Erschließung des Mittweidaer Zschopautales, zudem durch Blickbeziehung mit dem wenig flussabwärts gelegenen Elektrizitätswerk Mittweida (siehe 09237625) unmittelbar den Kontext zur Kohlen- und Kraftstoffanlieferung zum Betrieb des Dampf- und späteren Dieselkraftwerks herstellend, von eisenbahngeschichtlicher, industriegeschichtlicher, baugeschichtlicher sowie landschaftsbildprägender Bedeutung. 09305796
Ehemaliges Elektrizitätswerk Mittweida (Pumpspeicherwerk), später VEB Laufwasser-, Pumpspeicher- und Dieselmotoren-Kraftwerk, bestehend aus Maschinengebäude, Kesselgebäude (spätere sogenannte Dieselhalle), Schornstein, Turbinenhalle, Generatorenhaus, Schalthaus, Wohnhaus, Pförtnerhaus, Pumpspeicherbecken mit Ein- und Auslaufbauwerk, Drosselklappengebäude, Druckrohrleitung, Wehranlage, Obergraben mit Rechenbedienbrücke und Abschlag sowie Untergraben, zudem originale Kraftwerksausstattung sowie Dampfmaschine der Crimmitschauer Tuchfabrik Otto Weidenmüller
Weitere Bilder
Ehemaliges Elektrizitätswerk Mittweida (Pumpspeicherwerk), später VEB Laufwasser-, Pumpspeicher- und Dieselmotoren-Kraftwerk, bestehend aus Maschinengebäude, Kesselgebäude (spätere sogenannte Dieselhalle), Schornstein, Turbinenhalle, Generatorenhaus, Schalthaus, Wohnhaus, Pförtnerhaus, Pumpspeicherbecken mit Ein- und Auslaufbauwerk, Drosselklappengebäude, Druckrohrleitung, Wehranlage, Obergraben mit Rechenbedienbrücke und Abschlag sowie Untergraben, zudem originale Kraftwerksausstattung sowie Dampfmaschine der Crimmitschauer Tuchfabrik Otto Weidenmüller Weinsdorfer Straße 39
(Karte)
1908–1909, Dampfkraftwerk (Maschinengebäude, Kesselgebäude); 1919–1923 (Wasserkraftwerk); 1926–1928 (Pumpspeicherwerk); 1926/1927 (Pumpspeicherwerk: Speicherbecken, Drosselklappe und Druckrohrleitung); 1952–1953 (Schalthaus); 1960–1961 (Dieselkraftwerk) Umfassend und authentisch erhaltenes Ensemble aus baulichen und technischen Anlagen zur Elektrizitätsversorgung der Stadt Mittweida, Gebäudebestand in historisierenden Stilformen erbaut, als Zeugnis verschiedener Formen der Elektrizitätserzeugung an einem Standort und als erstes sächsisches Pumpspeicherwerk von nationaler technikgeschichtlicher und darüber hinaus stadtgeschichtlicher sowie baugeschichtlicher Bedeutung, zudem landschaftsbildprägend.

Elektrizitätswerk Mittweida, ein Dampf-, Laufwasser-, Pumpspeicher- und später auch Dieselmotoren-Kraftwerk in Neudörfchen, Ensemble von besonderer technikgeschichtlicher Bedeutung, da es mehrere Formen der Energieerzeugung dokumentiert, zudem eines der ersten in Deutschland erbauten Pumpspeicherwerke, seinerzeit modernste derartige Anlage in Europa, gilt als Versuchs- und Vorbildanlage für später erbaute Pumpspeicherwerke, darunter das 1930 in Betrieb genommene Pumpspeicherwerk Niederwartha bei Dresden („das erste leistungsstarke reine Pumpspeicherwerk der Welt“, Schmidt, Wolfgang, Theile, Wilfried: Denkmale der Produktions- und Verkehrsgeschichte. Teil 1. Berlin 1989, S. 115), als besterhaltenes Beispiel eines Kraftwerks für den Inselbetrieb in der DDR 1978 in die Zentrale Denkmalliste (Z) aufgenommen, Ensemble geprägt durch ständige bauliche und technische Erweiterungen angesichts des stark steigenden Energiebedarfs der Stadt Mittweida, der umliegenden angeschlossenen Gemeinden sowie der dort angesiedelten Industriebetriebe als Großverbraucher.

Bestandteile des Denkmalensembles:

  • Maschinengebäude: erbaut 1908/1909, 1926/1927 in südlicher Richtung erweitert, diente zur Unterbringung der Dampfmaschinen und später der Dampfturbinen sowie der Schaltwarte in einem westlichen Anbau (Schalt- und Relaisstation), später Einbau von 30- und 60-kV-Schaltanlagen, massiver Putzbau (Hallenbau) auf Natursteinsockel, unterkellert, ziegelgedecktes Satteldach mit markanter Dachlaterne, Fassaden geprägt durch geschweifte Giebel und vielfältige Fensterformen, im Inneren technische Ausstattung teilweise erhalten (siehe unter Sammlung/Ausstattung)
  • Kesselgebäude, spätere sogenannte Dieselhalle: erbaut 1908/09, 1926/27 in südlicher Richtung erweitert, 1960 umgebaut, umfasste die Kesselanlage, später die Dieselkraftanlage, massiver Putzbau (Hallenbau) auf Natursteinsockel, Dachform durch Erweiterung und schließlich durch Umbau zur Dieselhalle nachhaltig verändert, heute mit neuem Satteldach, eingeschossige Anbauten mit Pultdach an der Nordseite dienten zur Unterbringung von Werkstatt und Sozialräumen, östliche Anbauten (ehemaliger Kohlenbunker, später Unterbringung von Tanklager, Sozialräumen und Tischlerei) wurden zu DDR-Zeiten teils überformt, im Inneren technische Ausstattung teilweise erhalten (siehe unter Sammlung/Ausstattung)
  • Schornstein: erbaut 1908, diente zur Ableitung der Rauchgase aus der Kesselanlage und später der Abgase aus der Dieselkraftanlage, 50 m hoher Ziegelschornstein runden Querschnitts mit 1,4 m oberer lichter Weite, gelbes Ziegelmauerwerk, im Sockelbereich farbig abgesetzt
  • Turbinengebäude: zwischen Ober- und Untergraben, erbaut 1919–1923, massiver Putzbau auf Natursteinsockel (Eisenbeton-Unterbau), geschweifte Treppengiebel, ziegelgedecktes Satteldach, im Inneren technische Ausstattung erhalten (siehe unter Sammlung/Ausstattung)
  • Generatorenhaus: südlich an das Turbinengebäude anschließend, erbaut 1919–1923, 1927 in südlicher Richtung erweitert, massiver Putzbau auf Natursteinsockel, Ostseite mit Portal, geschweifte Treppengiebel, ziegelgedecktes Satteldach, im Inneren halbseitig umlaufende Galerie mit Eisengeländer (auf Konsolen gelagert, ca. 4 m über Hallenboden, Zugänge zu Maschinen- und Turbinengebäude), technische Ausstattung erhalten (siehe unter Sammlung/Ausstattung)
  • Schalthaus: westlicher Anbau an das Maschinengebäude, erbaut 1952/1953, diente zur Unterbringung einer Schaltanlage für 5,2/10 kV, eingeschossiger massiver Putzbau auf Natursteinsockel, mit ziegelgedecktem Walmdach
  • Wehranlage: erbaut 1919–1923, 35 m breites massives Wehr am Flusskilometer 28,900 zum Anstau der Zschopau über eine Breite von ca. 75 m, Wehrhöhe 3 m, Rückstaulänge ca. 900 m, drei Wehrpfeiler (Natursteinverblendung), diese mittels Wehrbrücke (Stahlbetonkonstruktion, Ziegelwalmdächer) verbunden, darunter 6 m breiter stählerner Grundablass (Schützentafel) sowie 20 m breiter stählerner Wehrschütz (Klappenwehr), Windwerke zur Betätigung der Schützen in den Maschinenräumen der Wehrbrücke (1996 Einbau moderner Hydrauliksteuerungen), nördlich anschließend massiver Überlauf (Wehrschwelle aus Eisenbeton), Tosbecken des beweglichen Wehres durch Längswerk (Verlängerung des flussmittigen Wehrpfeilers, Eisenbeton) vom Unterwasser des Überfalls abgetrennt, nördliches Ufer (Wehrwange) mit Natursteinmauerwerk befestigt, davor um 2005 errichtete Fischaufstiegsanlage
  • Ober- und Untergraben: erbaut 1919–1923, Obergraben ca. 50 m lang, mittels Rechenanlage von der Zschopau abgetrennt, massive Befestigung der Grabenbrust entlang der Kraftwerksgebäude (Natursteinmauerwerk), weitere Rechenanlage vor dem Einlauf in die Turbinenkammern, Untergraben ca. 200 m lang, Ober- und Untergraben mit einem befestigten Damm (Deckwerk aus Natursteinmauerwerk) vom Unterlauf der Zschopau abgetrennt, zwischen Wehranlage und Abschlag mit Geländer aus Natursteinpfeilern und aufgelegtem Eisenholm
  • Rechenbedienbrücke: erbaut 1919–1923, mehrfeldrige Fußgängerbrücke (Eisenbeton) über Rechenanlage am Einlauf des Obergrabens, mit zweiarmiger Laterne aus Beton
  • Abschlag in die Zschopau: vor dem Einlauf des Obergrabens in die Turbinenkammern gelegen, erbaut 1919–1923, Schütz mit Wehrbrücke (Fachwerkbauweise, Ziegelwalmdach), darin Windwerk
  • Pumpspeicherbecken mit Ein- bzw. Auslaufbauwerk: künstlich angelegter Stauteich im Bürgerwald, erbaut 1926 durch Ausschachtung und Dammschüttung, dabei Einsatz von Arbeitslosen aus der Region, 136.000 m³ Nutzinhalt (entspricht einer Leistung von 30.000 kWh, ursprünglich Erweiterung auf 200.000 m³ vorgesehen, aber nicht durchgeführt), im Stauraum Wasserein- bzw. -auslaufbauwerk für die Druckrohrleitung
  • Drosselklappengebäude: Apparatehaus/Schieberhaus, in der Nähe des Speicherbeckens über der Druckrohrleitung bzw. dem Wasserein- bzw. -auslaufbauwerk gelegen, erbaut 1924–1927, zur Unterbringung von Drosselklappe (automatische Rohrbruchdrosselklappe, vom Kraftwerk fernauslösbar), Absperreinrichtungen für Druckleitung, Grundablass und Überlauf des Speicherteiches, Wasserstands-Fernmeldeeinrichtung und weiteren Geräten dienend, Massivbau auf quadratischem Grundriss, darüber ziegelgedecktes Zeltdach
  • Druckrohrleitung: ca. 2,1 km lange Rohrleitung zwischen Kraftwerk und Speicherbecken, erbaut 1927 (die Planung sah im Falle einer Erweiterung des Stauraumes die Verlegung einer zweiten Rohrleitung zur Verdoppelung der Arbeitsleistung vor), aus genieteten Eisenrohrsegmenten (Durchmesser am Speicherbecken 1.250 mm, am Kraftwerk 1.100 mm), auf Beton-Fundamenten gelagert, mit Venturi-Düse zur Beschleunigung der Wasserfließgeschwindigkeit am Generatorenhaus, Leitung im oberen Teil ursprünglich aus Holz, 1951/52 Generalreparatur der Holzrohrleitung, 1964 dann Ersatz durch Stahlrohrleitung
  • Wohnhaus: erbaut 1908/09, zur Unterbringung von Angestellten dienend, eingeschossiger Putzbau auf Natursteinsockel, steiles ziegelgedecktes Krüppelwalmdach mit unterschiedlich geformten Gauben
  • Pförtnerhaus: erbaut 1950, eingeschossiger Baukörper auf rechteckigem Grundriss, darüber flaches, einseitig vorkragendes Zeltdach quadratischer Grundfläche auf zwei Stützen

Zur Geschichte des Elektrizitätswerks Mittweida: Bereits um die Jahrhundertwende erste Planungen zum Bau eines Elektrizitätswerks für Mittweida, 1900 Erwerb eines Grundstücks in Neudörfchen einschließlich des Wasserrechts der anliegenden Zschopau durch die Stadt, zunächst 1908/09 Errichtung eines Dampfkraftwerks als erste Ausbaustufe, die Anlage war bereits als kombiniertes Wasser- und Dampfkraftwerk geplant, die zweite Ausbaustufe allerdings angesichts fehlender Mittel zur Errichtung der kostenintensiven wasserbaulichen Anlagen zunächst zurückgestellt worden, perspektivisch sollte die Dampfkraft als Spitzenkraft sowie als Reserve im Falle einer Havarie dienen, Probebetrieb ab 1909, Regulärbetrieb ab 1910, Kohlenbezug mittels Eisenbahn (Strecke Mittweida Industriebahnhof–Ringethal mit Güterbahnhof Mittweida Kraftwerk, 1907/08 erbaut, 1909 eröffnet, bis 1975 abgebaut, flussaufwärts erhaltene ehem. Eisenbahnbrücke über die Zschopau einziges Zeugnis in unmittelbarer Umgebung des Kraftwerks, siehe 09305796), auf Werkbahngleis Transport zum Kohlenschuppen, zunächst Inselbetrieb, d. h. Kraftwerk versorgte unabhängig von anderen Stromnetzen mehrere Gemeinden in der Umgebung über Fernleitungen mit Elektrizität (Drehstrom), so 1910 Anschluss der Ortsnetze von Kockisch und Seifersbach neben dem Stadtgebiet von Mittweida sowie Inbetriebnahme der Ortsbeleuchtungen in Schönborn, Lauenhain, Altmittweida und Erlau, 1911 Anschluss der Ortsnetze von Hermsdorf-Falkenhain, Königshain, Tanneberg und Weißthal, 1914 weiterer Ausbau des Hochspannungsnetzes durch Ringleitung Altmittweida-Königshain und Falkenhain-Tanneberg, 1919 Versorgung von Mittweida sowie von 24 Gemeinden im Umland, wurde eine Leistungssteigerung des Kraftwerks zuvor lediglich durch technische Aufrüstung erreicht (s. w. u.), folgte aufgrund wachsender Nachfrage in einer zweiten Ausbaustufe von 1919–1923 eine grundsätzlichere Erweiterung der baulichen und technischen Anlagen hin zur kombinierten Wasser- und Dampfkraftnutzung, hierbei Ausnutzung der günstigen Lage an der Zschopau mit einem Nutzgefälle von ca. 4,5 m auf 100 m zum Betrieb einer Niederdruckturbinenanlage, nach Baubeginn 1919 und zwischenzeitlichem fünfmonatigen Baustopp 1923 Inbetriebnahme der Laufwasserkraftanlage, Dampfkraftwerk während des Ausbaus ungestört weiterbetrieben, nunmehr als Leistungsreserve dienend, Nachteil einer derartigen Niederdruckwasserkraftanlage: geringe Anpassungsfähigkeit an Energiebedarf u. a. durch Schwankungen in der zur Verfügung stehenden Wasserzuflussmenge, daher Zuführung von Dampf als (unwirtschaftliche) Spitzenkraft notwendig, hingegen nachts und an den Wochenenden keine Ausnutzung des Kraftangebots, aus diesem Grund 1924 Entschluss zur Aufrüstung des Kraftwerks in einer dritten Ausbaustufe zum Pumpspeicherwerk, Baubeginn 1926, Inbetriebnahme 1928, Ausnutzung des Grundprinzips der hydraulischen Speicherung in einem oberhalb des Kraftwerks gelegenen Speicherbecken, in den Nachtstunden und am Wochenende Befüllung des Speicherbeckens mittels Pumpen und Druckrohrleitung aus dem Stauwasser der Laufwasserkraftanlage, zu Spitzenlastzeiten Rückfluss des gespeicherten Zschopauwassers zwecks Energiegewinnung mittels Hochdruckturbinen, die Anlage eines Ausgleichsbeckens (vgl. Pumpspeicherwerk Niederwartha) konnte aufgrund günstiger Abflussbedingungen entfallen, 1943 Absatz- und Betriebsgemeinschaft mit dem Elektrizitätsverband Gröba, hierzu Ausbau einer ersten Verbundleitung, noch 1945 Übernahme des Kraftwerks durch die AG Sächsische Werke, ab 1949 kommunales Eigentum, im Januar 1953 Überführung des Kraftwerkes zur VEB Energieverteilung Siegmar, ab Mai 1953 Teil des VEB Energieverteilung Karl-Marx-Stadt, ab 1954 des VEB Energieversorgung Karl-Marx-Stadt, ab 1960 strukturell der Betriebsabteilung Freiberg zugeordnet, nach dem Zweiten Weltkrieg Entschluss, die veraltete Dampfkraftanlage nicht zu erneuern, sondern stattdessen den Anschluss an das Landesnetz auszubauen und die Dampfkraft lediglich als Reserve im Havariefall zu betreiben, zu diesem Zweck Anbau eines neuen Schalthauses sowie Einbau einer 60-kV-Schaltanlage sowie eines 60-kV-Umspanners, 1958 schließlich Stilllegung der veralteten Dampfkraftanlage, damit Verschrottung der zugehörigen technischen Anlagen im Maschinen- und Kesselgebäude, zugleich aufgrund von Kapazitätsproblemen Beschluss zur Einrichtung eines Spitzenlast-Dieselkraftwerks im ehemaligen Kesselhaus als vierter Ausbaustufe, Inbetriebnahme 1961, Dieselaggregate aufgrund der Energiekrise in den 1970er Jahren allerdings nur noch selten im Einsatz, 1976 erste Konzeption zur Erhaltung der Diesel- und Wasserkraftanlage in Mittweida als technisches Museum, 1978 Aufnahme in die Zentrale Denkmalliste (Z) der DDR, 1984 Betriebseinstellung des Dieselkraftwerks aufgrund von Unrentabilität, 1988 folgt die Stilllegung des Pumpspeicherwerks, ab 1991 umfangreiche Sanierungsarbeiten an den baulichen und technischen Anlagen, Wasserkraftwerk mit zwei Niederdruckturbinen heute noch in Betrieb.

Zur Bau- und Technikgeschichte der Kraftwerksanlagen:

  • 1. Ausbaustufe 1908/09 mit späteren Erweiterungen (Dampfkraftwerk):
    • Bauliche Anlagen: Maschinenhaus mit Maschinenhalle und Hochspannungsschaltraum, Kesselhaus mit Schornstein und Kohlenschuppen, zudem Werkstatt-, Verwaltungs- und Sozialräume
    • technische Ausstattung zu Betriebsbeginn: zwei Tandem-Verbund-Dampfmaschinen der Firma Hanomag (125 bzw. 250 PS), direkte Kopplung mit zwei Drehstrom-Schwungrad-Generatoren (93 kW/5.200 V bzw. 184 kW/5.200 V), Kesselanlage der Firma Oschatz aus Meerane (zwei Wellrohrkessel, je 100 m² Heizfläche), die perspektivische Aufstellung einer dritten Dampfmaschine samt Generator sowie eines weiteren Kessels war bereits während des Baus vorgesehen und erfolgte 1912/13: Tandem-Verbund-Dampfmaschine der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Richard Hartmann AG (500 PS), Generator der Firma Pöge aus Chemnitz, Zweiflammrohrkessel der Firma Oschatz (150 m² Heizfläche), 1914 Austausch der 125-PS-Dampfmaschine durch eine Dampfturbine der Bergmann Elektrizitätswerke A.G. Berlin (2.250 PS), zugleich Erneuerung der Schaltanlage, 1920 Ausrüstung des Zweiflammrohrkessels mit einer Muldenrost-Feuerung, um angesichts herrschender Steinkohlenknappheit zumindest teilweise Braunkohle als Ersatzbrennstoff nutzen zu können (im Endausbau besaßen sämtliche Kessel eine Muldenrost-Feuerung), 1925 Aufstellung eines vierten Dampfkessels (Zweiflammrohrkessel der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Richard Hartmann AG, 150 m² Heizfläche) sowie einer zweiten Dampfturbine (2.250 PS, Albert Gieseler nennt hier 2.239 PS und Anschaffungsjahr 1926), hierzu bauliche Erweiterung von Maschinen- und Kesselgebäude in südlicher Richtung, die Gesamtleistung der vier Generatoren betrug nun 3.500 kW, 1948 Bau einer Entaschungsanlage, 1946 Demontage der Dampfmaschine von 1925 als Reparationsleistung, mit der Einrichtung des Dieselmotorenkraftwerks 1958 Stilllegung und nachfolgende Verschrottung der zur Dampfkrafterzeugung notwendigen technischen Anlagen
  • 2. Ausbaustufe 1919–1923 (Laufwasserkraftwerk):
    • Bauliche bzw. wasserbauliche Anlagen: Wehranlage mit feststehendem Überlauf und beweglichem Wehr- sowie Grundablass-Schütz, Ober- und Untergraben, Turbinenhalle und Generatorenhau
    • Turbinensatz in den Turbinenkammern: zwei Francis-Schachtturbinen und eine Francis-Zwillingsschachtturbine der Firma J. M. Voith aus Heidenheim (nutzbare Fallhöhe H von 4,25 m, Volumenstrom Q von 7,5 bzw. 15 m/s³, ausgelegt für Wasserdurchsatz von 30 m³/s, Gesamtleistung von 965 kW), auf gemeinsamer horizontaler Welle direkt gekuppelt (mittels Klauenkupplung einzeln abschaltbar), Antrieb eines Drehstrom-Synchron-Schwungrad-Generators der Firma Sachsenwerk aus Niedersedlitz (1.430 kW), 1954 Montage automatischer Turbinenregelungen, 1965 Einbau einer teilautomatischen Rechenanlage der Firma Germania aus Chemnitz, 1985 Austausch des kleinen Wehrschützen, 1992 Erneuerung der Rechenanlage, 1994 Modernisierung des Turbinenreglers
  • 3. Ausbaustufe 1926–1928 (Pumpspeicherwerk):
    • Bauliche Anlagen: Erweiterung des Generatorenhauses in südlicher Richtung, Speicherbecken, Drosselklappengebäude, Druckrohrleitung (Gefällehöhe 115 m)
    • technische Ausstattung im Generatorenhaus von 1927: zwei Förderpumpen der Firma Voith (laut Albert Gieseler von der Firma Escher-Wyss) zum Befüllen des Speicherbeckens (Förderung einer Maximalwassermenge von 540 l/s), über Getriebe an die Welle der Niederdruckturbinenanlage angeschlossen, mittels Kupplung zu lösen, zwei Hochdruckturbinen der Firma Voith (Spiralturbinen, einzeln oder gemeinsam schaltbar, 750 bzw. 1.500 PS, 1.000/min, Fallhöhe 120 m) dienten zur Energiegewinnung bei Rückfluss des Speicherwassers durch die Druckrohrleitung, direkt gekuppelt mit zwei Drehstrom-Synchron-Generatoren (900 bzw. 1.830 kW)
  • 4. Ausbaustufe 1960/61 (Dieselkraftwerk, Ersatz des Dampfkraftwerks):
    • Bauliche Anlage: Umnutzung des Kesselhauses zur Maschinenhalle, darin Aufstellung von drei Schiffsdieselaggregaten (Typ 8 NVD 66A, Leistung jeweils 1.500–1.940 kW), gekoppelt mit jeweils einem Drehstrom-Synchron-Generator (Typ DFH 206/20, Leistung jeweils 2.500 kW, bei Bedarf Zuschaltung der Dieselmotorenkraftanlage innerhalb von 15 min, Kraftstoffanlieferung per Eisenbahn), weiterhin Aufstellung von zugehörigen elektrischen Schalt- und Überwachungsanlagen, Neben- und Hilfsanlagen, Batterien, Trafos, nach 1980 wurden zwei der drei Dieselaggregate verschrottet
09237625

Tabellenlegende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bild: Bild des Kulturdenkmals, ggf. zusätzlich mit einem Link zu weiteren Fotos des Kulturdenkmals im Medienarchiv Wikimedia Commons. Wenn man auf das Kamerasymbol klickt, können Fotos zu Kulturdenkmalen aus dieser Liste hochgeladen werden: Datei hochladen
  • Bezeichnung: Denkmalgeschützte Objekte und ggf. Bauwerksname des Kulturdenkmals
  • Lage: Straßenname und Hausnummer oder Flurstücknummer des Kulturdenkmals. Die Grundsortierung der Liste erfolgt nach dieser Adresse. Der Link (Karte) führt zu verschiedenen Kartendiensten mit der Position des Kulturdenkmals. Fehlt dieser Link, wurden die Koordinaten noch nicht eingetragen. Sind diese bekannt, können sie über ein Tool mit einer Kartenansicht einfach nachgetragen werden. In dieser Kartenansicht sind Kulturdenkmale ohne Koordinaten mit einem roten bzw. orangen Marker dargestellt und können durch Verschieben auf die richtige Position in der Karte mit Koordinaten versehen werden. Kulturdenkmale ohne Bild sind an einem blauen bzw. roten Marker erkennbar.
  • Datierung: Baubeginn, Fertigstellung, Datum der Erstnennung oder grobe zeitliche Einordnung entsprechend des Eintrags in der sächsischen Denkmaldatenbank
  • Beschreibung: Kurzcharakteristik des Kulturdenkmals entsprechend des Eintrags in der sächsischen Denkmaldatenbank, ggf. ergänzt durch die dort nur selten veröffentlichten Erfassungstexte oder zusätzliche Informationen
  • ID: Vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen vergebene, das Kulturdenkmal eindeutig identifizierende Objekt-Nummer. Der Link führt zum PDF-Denkmaldokument des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen. Bei ehemaligen Kulturdenkmalen können die Objektnummern unbekannt sein und deshalb fehlen bzw. die Links von aus der Datenbank entfernten Objektnummern ins Leere führen. Ein ggf. vorhandenes Icon führt zu den Angaben des Kulturdenkmals bei Wikidata.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Diese Liste ist nicht geeignet, verbindliche Aussagen zum Denkmalstatus eines Objektes abzuleiten. Soweit eine rechtsverbindliche Feststellung der Denkmaleigenschaft eines Objektes gewünscht wird, kann der Eigentümer bei der zuständigen unteren Denkmalschutzbehörde einen Bescheid beantragen.
  • Die amtliche Kulturdenkmalliste ist niemals abgeschlossen. Durch Präzisierungen, Neuaufnahmen oder Streichungen wird sie permanent verändert. Eine Übernahme solcher Änderungen in diese Liste ist nicht sichergestellt, wodurch sich Abweichungen ergeben können.
  • Die Denkmaleigenschaft eines Objektes ist nicht von der Eintragung in diese oder die amtliche Liste abhängig. Auch Objekte, die nicht verzeichnet sind, können Denkmale sein.
  • Grundsätzlich erstreckt sich die Denkmaleigenschaft auf Substanz und Erscheinungsbild insgesamt, auch des Inneren. Abweichendes gilt dann, wenn ausdrücklich nur Teile geschützt sind (z. B. die Fassade).

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Denkmalkarte Sachsen, abgerufen am 8. Juni 2023. (Die Denkmalliste kann durch Anklicken des Feldes „Zur Kenntnis genommen“ am Ende der Seite aufgerufen werden, anschließend kann man die Denkmalkarte öffnen.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kulturdenkmale in Mittweida – Sammlung von Bildern