Liste lateinischer Phrasen/B

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Intitale B mit Bernhard von Clairvaux

Balnea

Balnea, census, amor, lis, alea, crapula, clamor impediunt multum Herbipolense studium.
„Bäder, Steuern, Liebe, Streit, Würfel, Rausch und Geschrei behindern das Studium in Würzburg sehr.“: Anmerkung des Scholasters Albert im 14. Jahrhundert zu seiner Zeit in Würzburg.
Balneae, vina, Venus conservant corpora nostra; corrumpunt eadem balneae, vina, Venus
„Bäder, Weine, und Venus erhält unsere Körper; Bäder, Weine und Venus verderben sie.“

Barba

Barba non facit philosophum.
„Der Bart macht keinen Philosophen.“: Nach Aulus Gellius.

Barbara/Barbarus

Barbara, Celarent primae, Darii Ferioque; / Cesare, Camestres, Festino, Baroco secundae; / Tertia grande sonans recitat Darapti, Felapton, / Disamis, Datisi, Bocardo, Ferison; / quartae sunt Bamalip, Calemes, Dimatis, Fesapo, Fresison.
Traditioneller Merkspruch über die Schlüssigkeit von Syllogismen.
Barbarus hic ego sum, quia non intelligor ulli.
„Hier bin ich ein Barbar, weil ich von niemandem verstanden werde.“: So beklagt sich Ovid in seinen Epistulae ex Ponto (Briefe vom Pontus) aus seinem Verbannungsort Tomis am Schwarzen Meer. Er erzählt vom rauen Klima, den rohen Barbaren, der steten Kriegsgefahr und der Einsamkeit. Er beteuert seine Unschuld, doch beide Kaiser heben die Verbannung nicht auf.

Beata/Beati/Beatus

Beata Virgo Maria
„Gesegnete Jungfrau Maria“: Bezeichnung für die Jungfrau Maria in der katholischen Kirche.
Beata vita perfecta sapientia efficitur
„Ein glückliches Leben kommt durch vollkommene Weisheit zustande.“
Beati monoculi in regione caecorum.
„Gesegnet sind die Einäugigen im Land der Blinden.“: Vgl. „Im Land der Blinden ist der Einäugige König.“
Beati Pacifici.
„Glücklich sind die Friedliebenden.“
Beati pauperes spiritu
„Selig sind die Armen im Geist“: Eine der Seligpreisungen aus der Bergpredigt, zitiert nach der Vulgata, Evangelium nach Matthäus 5, 3.
Beati possidentes
„Glücklich sind die Besitzenden“: Römischer Rechtsgrundsatz, der auf das Drama Danae von Euripides zurückgeht und besagt, dass das Recht für den besitzenden Beklagten günstiger ist als für den nicht besitzenden Kläger.
Beatius est magis dare quam accipere.
„Geben ist seliger als nehmen.“
Beatus ille qui procul negotiis
„Glücklich jener, der fern von Geschäften“: Aus den Epoden des Horaz. Gemeint ist damit die Begeisterung für das Landleben.

Bella/Bellum

Bella, horrida bella.
„Kriege, entsetzliche Kriege!“: Zitat aus den Werken des Vergil.
Bella gerant alii, tu felix Austria nube.
„Mögen andere Länder Kriege führen, du glückliches Österreich heirate.“: Motto des Kaisers Maximilian I., das sich auf die Heiratspolitik der Habsburger bezieht. Das vollständige Distichon lautet „Bella gerant alii, tu felix Austria nube. Nam quae Mars aliis, dat tibi diva Venus.“ („Kriege mögen andere führen, du glückliches Österreich heirate. Denn was Mars den anderen, gibt dir die göttliche Venus.“)
Bella gerant alii, Protesilaus amet.
„Kriege mögen andere führen, Protesilaus möge lieben.“: Im Trojanischen Krieg sprang der Held Protesilaos als erster Grieche an Land und wurde auch als erster getötet. Um seine Witwe Laodameia zu trösten, erlaubten die Götter dem Getöteten, noch drei glückliche Stunden im Bett seiner Gemahlin zu verbringen.
Bella matribus detestata
„Die von den Müttern verfluchten Kriege“: Vgl. auch Horaz: „Bella detesta matribus“ („Kriege sind der Schrecken der Mütter.“).
Bellum iustum
Gerechter Krieg“: Die Theorie vom Gerechten Krieg soll die Beurteilung ermöglichen, ob eine Anwendung militärischer Gewalt vom moralischen Standpunkt her erlaubt oder sogar geboten ist. Hierbei wird zwischen zwei Kategorien unterschieden: dem „ius ad bellum“ (Recht zum Krieg – unter welchen Umständen darf Krieg geführt werden?) und dem „ius in bello“ (Recht im Krieg – Regeln zur legitimen Kriegführung).
Bellum omnium contra omnes
„Krieg aller gegen alle“: Bezeichnung des Naturzustands durch Thomas Hobbes. Das Theorem vom „Krieg aller gegen alle“ gab der Staatsrechtsdiskussion eine Option, weltliche Macht unabhängig von religiösen Konzepten zu legitimieren.
Bellum omnium pater.
„Der Krieg ist aller (Dinge) Vater.“: Nach Heraklit: Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστι.
Bellum se ipsum alet.
„Der Krieg wird sich selbst nähren.“: Marcus Portius Cato.

Bene

Bene decessit.
„Er starb eines natürlichen Todes.“
Bene docet, qui bene distinguit.
„Gut lehrt, wer Unterschiede klar darlegt.“
Bene facta in luce se conlocari volunt.
„Gut Getanes will im Licht stehen.“
Bene facta, male locata, malefacta habentur.
„Schlecht angewendete Wohltaten sind als üble Taten anzusehen.“
Bene ferre magnam / disce fortunam.
„Lerne ein großes Glück gut zu ertragen.“: Zitat aus den Carmina des Dichters Horaz (3,27,74).
Bene vixit, qui bene latuit.
„Gut hat gelebt, wer sich gut verborgen hat.“

Benedicite/Benedictus

Benedicite omnia opera.
„Lobet alle Werke!“
Benedictus, qui venit in nomine Domini.
„Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn.“: Zitat aus dem Benedictus, einem Loblied aus dem Lukas-Evangelium, „benedictus qui venit in nomine Domini. Hosanna in excelsis.“ (nach Psalm 118,25f) („Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn, Hosianna in der Höhe.“)

Beneficia/Beneficium

Beneficia non obtruduntur.
„Wohltaten werden nicht aufgedrängt.“
Beneficium accipere est libertatem vendere.
„Einen Gefallen anzunehmen, bedeutet seine Freiheit zu verkaufen.“

Benevole

Benevole lector
„Geneigter Leser“: Auch: Lector benevole.

Bernardus

Bernardus valles amat.
„Bernhard liebt die Täler.“: Der heilige Bernhard von Clairvaux ließ seine Zisterzienser-Klöster vorwiegend in Tälern anlegen.

Berolinum

Berolinum - orbi lumen
„Berlin, Licht des Erdkreises“: J. Kayser, 1698. Anagramm des westfälischen Pfarrers Johann Kayser im Jahr 1698 auf einer Dienstreise nach Berlin, im Andenken an den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm.

Bestia/Bestiarum

Bestia bestiam novit.
„Ein Tier kennt das (andere) Tier.“
Bestiarum more
„Nach Art der Tiere“: Wie das liebe Vieh.

Biblia

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Biblia pauperum, um 1455
Biblia Hebraica
„Hebräische Bibel“
Biblia pauperum
Armenbibel“: Vereinfachte und reichlich illustrierte Fassungen der Bibel, die von Bettelmönchen für ihre Predigten an das einfache Volk verwendet wurden.

Bibant/Bibite

Bibant in poenitentiam.
„Mögen sie es zur Buße trinken.“: Verdikt aus Rom, als ein bayerischer Bischof dort darum ersuchte, den Mönchen während der Fastenzeit den Biergenuss zu verbieten. Rom erbat eine Kostprobe und empfand das Bier als ungenießbar.
Bibite, fratres, bibite, ne diablus vos otiosos inveniat.
„Trinkt, Brüder, trinkt, damit der Teufel euch nicht untätig finde.“

Bis

Bis ad eundem lapidem offendere
„Zwei Mal an den selben Stein stoßen“: Entspricht dem griechischen [[Liste griechischer Phrasen/Tau#Τὸ δὶς ἐξαμαρτάνειν οὐκ ἀνδρός σοφοῦ.|Vorlage:Polytonisch]] („Zweimal den selben Fehler zu begehen ist eines weisen Mannes Sache nicht.“)
Bis in die (bid)
„Zweimal am Tag.“
Bis dat qui cito dat.
„Doppelt gibt, wer schnell gibt.“: Zitat aus den Varronischen Sentenzen des Dichters Publilius Syrus.
Bis de eadem re ne sit actio.
„Zweimal über dieselbe Sache sei keine Klage.“: Rechtsgrundsatz, der eine zweite Klage in der selben Angelegenheit untersagt.
Bis idem non est idem.
„Zweimal das Gleiche ist nicht dasselbe.“
Bis peccare in bello non licet.
„Zweimal im Krieg Fehler zu machen ist nicht erlaubt.“
Bis pueri senes.
„Greise sind doppelte Kinder.“
Bis repetita placent.
„Zweimal Wiederholtes gefällt.“
Bis vivit, qui bene vivit.
„Zweimal lebt, wer gut lebt.“

Bona/Boni/Bonum/Bonus

Bona
„Prognose: gut“: Medizinischer Fachausdruck; siehe auch Prognosis: dubia, incerta, mala, infausta.
Bona fide
„In gutem Glauben.“: Begriff aus der Rechtswissenschaft. Dabei handelt es sich um einen Vertrauensschutz in einen Rechtsschein.
Bona fides praesumitur.
„Guter Glaube wird vermutet.“
Bona nox.
„Gute Nacht!“: Dies ist der Anfang eines kleinen Liedchens von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem Jahr 1788:

Bona nox!
Bist a rechter Ochs,
Bona notte,
Liebe Lotte,
Bonne nuit,
Pfui, pfui,

Bona officia
Gute Dienste“: Angebot einer Nation, in einem Streitfall anderer Nationen zu vermitteln.
Boni pastoris est tondere pecus non deglubere.
„Ein guter Hirte schert sein Vieh, er zieht ihm nicht das Fell ab.“: Äußerung des römischen Kaisers Tiberius über seine Statthalter, laut Sueton.
Bonum ad virum cito moritur iracundia.
„Bei einem guten Mann stirbt der Zorn schnell.“: Zitat aus den Werken des Dichters Publilius Syrus.
Bonum commune communitatis
„Allgemeinwohl“: Literarisch auch für „Allgemeingut“.
Bonum commune hominis
„Allgemeingut“
„Bonum et aequum“, „bono et aequo“
„Gutes und Gleiches (Angemessenes)“, englisch „good and equitable“: Stammt vom römischen Zivilrecht (Billigkeit). Das Begriffspaar ist Teil der zivilrechtlichen Naturrechtslehre.
Bonum magis carendo quam fruendo cernitur.
„Das Gute wird mehr wahrgenommen, wenn man es entbehrt, als wenn man es genießt.“
Bonus vir semper tiro.
„Ein guter Mensch bleibt immer Lehrling.“: Spruch aus den Epigrammen des Martial, den Goethe in seine Maximen und Reflexionen aufnahm und so deutet, dass ein guter Mensch oft getäuscht wird, weil er immer unbefangen ist.

Bonna

Bonna solum felix
„Glücklicher Boden“: Spruch aus dem 16. Jahrhundert über die Stadt Bonn.

Breve/Brevi/Brevis

Breve et irreparabile tempus omnibus est vita.
„Eine kurze und unwiederbringliche Zeit ist für alle das Leben.“
Brevi manu
„Kurzer Hand“: Ohne Umstände. In der Rechtssprache bedeutet B. m. traditio Übergabe kurzer Hand, die Aushändigung einer Sache z. B. durch einen Boten, bei der es keiner förmlichen Übergabe mehr bedarf.
Brevis esse laboro, / obscurus fio.
„Ich bemühe mich kurz zu sein und werde dunkel.“: Beschreibt die Tatsache, dass durch Kürzen eines Textes der Inhalt unklarer werden kann.
Brevis nobis a natura vita data est.
„Uns ist von der Natur ein kurzes Leben gegeben.“
Brevis oratio penetrat caelos.
„Ein kurzes Gebet dringt in den Himmel ein.“

Busillis

Busillis
Pseudo-Latein in der Bedeutung „verwirrendes Puzzle“ oder „schwieriger Punkt“. John of Cornwall ca. 1170 wurde einmal von einem Schreiber nach der Bedeutung des Wortes gefragt. Es stellte sich heraus, dass er eigentlich „in diebus illis magnis plenæ“ („reichlich große Dinge in diesen Tagen“) gesagt hatte, was der Schreiber als „indie busillis magnis plenæ“ („in Indien gab es busillis im Überfluss“) missdeutete[1]

Einzelnachweise

  1. http://digilander.libero.it/summagallicana/Volume1/A.VIIII.8.01.htm