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Luca della Robbia

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Luca della Robbia (* um 1400 in Florenz; † 1481 ebenda) war ein in Florenz tätiger Künstler des 15. Jahrhunderts, der vor allem für seine Arbeiten aus glasierter Terrakotta geschätzt wurde. Das Glasurverfahren hatte Luca della Robbia erstmalig für Bildwerke aus Terrakotta eingesetzt. Deren Herstellung führten sein Neffe Andrea della Robbia und dessen Söhne fort. Berühmt ist außerdem seine marmorne Orgeltribüne, die er in den 1430er Jahren für den Florentiner Dom S. Maria del Fiore schuf.

Luca wurde in eine Florentiner Familie geboren, die das Färberhandwerk ausübte (Robbia, lateinisch Rubia tinctorum, ist der italienische Name für den Färberkrapp) und einen gewissen Wohnstand erreicht hatte. Zu seiner Ausbildung gibt es keine Informationen; bekannt ist lediglich, dass er 1427 unter den Mitarbeitern Lorenzo Ghibertis in dessen Werkstatt für die zweite Bronzetür des Baptisteriums erwähnt wird und dass er sich am 10. September 1432 als Bildhauer in der Zunft der Steinmetze und Zimmerleute (Arte dei maestri di pietra e legname) immatrikulierte.[1]

Luca della Robbia, Relief mit singenden und musizierenden Engeln, Marmor, Orgeltribüne, Santa Maria del Fiore, heute im Museo dell’Opera del Duomo
Luca della Robbia, Orgeltribüne, 1431–1438, Santa Maria del Fiore, heute im Museo dell’Opera del Duomo

Zwischen 1432 und 1435 arbeitete er an einer der beiden Orgeltribünen (der so genannten cantoria) für den Dom von Florenz; mit der anderen war Donatello beauftragt.[2] Während in Lucas Kanzel die einzelnen Relieftafeln mit tanzenden und singenden Knaben in einen streng gegliederten architektonischen Rahmen eingepasst sind, stellte Donatello ein einziges zusammenhängendes Relief mit dem Reigen tanzender Knaben hinter fünf Säulenpaare, die das abschließende Gebälk tragen.

Zwischen 1437 und 1438 schuf Luca als eines seiner letzten bildhauerischen Werke fünf Reliefs für den Campanile des Florentiner Doms. Ab ca. 1440 experimentierte er erfolgreich mit glasierter Terrakotta als Material für Bildwerke; seine Werkstatt befand sich in der Via Sant'Egidio, unweit des Ospedale di Santa Maria Nuova. Für die zum Ospedale gehörenden Kirche Sant’Egidio schuf Luca ca. 1443 ein Sakramentstabernakel, bei dem er erstmalig Reliefs aus glasierte Terrakotta einsetzte. Charakteristisch für seine Arbeiten sind vor allem die leuchtend blauen Glasuren für den Untergrund und die weißen Glasuren für die Figuren. Farbige Glasuren wurden insbesondere für Girlanden aus Blättern, Pinienzweigen und verschiedenen Früchten eingesetzt.

Am 31. August 1446 kauften die Brüder Luca und Marco ein Haus mit Hof, Loggia und Garten in der Via Guelfa im Norden der Innenstadt;[3] das Gebäude lässt sich identifizieren.[4] Dort richteten sie eine neue Werkstatt ein, die auch von den folgenden Generationen genutzt wurde. Nach dem Tod Simones im Jahre 1448 adoptierte Luca dessen sechs Söhne, unter ihnen Andrea della Robbia, das erfolgreichste Mitglied der Familie. Ab 1450 arbeitete Andrea eng mit seinem Onkel zusammen; Andreas Erfolg überflügelte jedoch bald den seines Onkels 1470 forderte Luca – wie Steuerakten belegen – von Andrea eine hohe Geldsumme zurück, was auf ein möglicherweise angespanntes Verhältnis der beiden hindeutet.[1]

Luca della Robbia starb am 20. Februar 1481. Er wurde in der Kirche San Pier Maggiore begraben.

Die Della-Robbia-Werkstatt

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Die Werkstatt wurde von seinem Neffen Andrea übernommen, dessen fünf Kinder alle im Betrieb arbeiteten. Erst nach dem Tod von Giovanni della Robbia, dem dritten Sohn Andreas, kam die Produktion zum Erliegen.

Der Familienbetrieb der della Robbia exportierte seine Produkte in andere italienische und europäische Städte. Hergestellt wurden Altäre, Baudekor, Tondi, Lünetten, Altarbilder und Wappenschilde sowie Andachtsbilder mit der Madonna für den privaten Gebrauch.

Commons: Luca della Robbia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Paul Schubring: Luca della Robbia und seine Familie. Künstler Monographien, Velhagen & Klasing, Bielefeld 1905.
  • Jean de Foville: Les Della Robbia. Laurens, Paris 1910, S. 7–94 (online).
  • Allan Marquand: Luca della Robbia. In: Princeton monographs in art and archaeology. Band 3. Princeton University Press, Princeton 1914.
  • Giancarlo Gentilini: DELLA ROBBIA, Luca. In: Massimiliano Pavan (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 37: Della Fratta–Della Volpaia. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1989.
  • Giancarlo Gentilini: I Della Robbia. La scultura invetriata nel Rinascimento. Cantini, Florenz 1992, ISBN 88-7737-039-4.
  • Giancarlo Gentilini (Hrsg.): I Della Robbia e l'arte nuova della scultura invetriata (Ausst.-Kat. Fiesole, Basilica di Sant'Alessandro, 29. Mai- 1. November 1998, Fiesole Musei). Giunti, Florenz 1998, ISBN 88-09-21419-6.
  • Giorgio Vasari: Das Leben des Jacopo della Quercia, Niccolò Aretino, Nanni di Banco und Luca della Robbia. Neu ins Deutsche übersetzt von Victoria Lorini. Hrsg., kommentiert von eingeleitet von Johannes Myssok. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2010, ISBN 978-3-8031-5049-3.
  • Marco Innocenti: Luca della Robbia. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 20, Bautz, Nordhausen 2002, ISBN 3-88309-091-3, Sp. 946–957.
  • Giancarlo Gentilini (Hrsg.): I Della Robbia. Il dialogo tra le arti nel Rinascimento (Ausst.-Kat. Arezzo, Museo Statale d'Arte Medioevale e Moderna, 21. Februar-7. Juni 2009). Skira, Mailand 2009, ISBN 978-88-572-0030-9.
  • Marietta Cambareri (Hrsg.): Della Robbia : sculpting with color in Renaissance Florence. MFA Publications, Boston 2016, ISBN 978-0-87846-841-6.

Einzelnachweise

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  1. a b Giancarlo Gentilini: Della Robbia, Luca. In: Dizionario Biografico degli Italiani. 1989, abgerufen am 18. April 2025 (italienisch).
  2. Donatellos Cantoria und die Spiritelli finden sich im Werkkatalog.
  3. Giancarlo Gentilini: I Della Robbia. La scultura invetriata nel Rinascimento. Band 2. Cantini, Florenz 1992, S. 129–130.
  4. Claudio Paolini: Casa dei Della Robbia. In: Repertorio delle Architetture Civili di Firenze. Associazione Palazzo Spinelli per l’Arte e il Restauro, 2021, abgerufen am 18. April 2025 (italienisch).