Ludwig Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg

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Ludwig Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1598-1643) Unbek. Maler, ca. 1625

Ludwig Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (* 20. April 1598 auf Schloss Berleburg; † 6. Juni 1643 in Wetter), ein Enkel Ludwig des Älteren, war von 1631 bis 1643 Regent der Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg und wurde von marodierenden Soldaten erschossen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ludwig Casimir war der zweitälteste Sohn von acht Kindern des regierenden Grafen Georg V. zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1565–1631) und seiner ersten Frau Elisabeth (1572–1607), der Tochter des Grafen Albrecht von Nassau-Weilburg und seiner Ehefrau Anna geb. Gräfin von Nassau-Dillenburg. Da sein älterer Bruder Ludwig Albrecht bereits 1597 starb, wurde Ludwig Casimir zum Erbgrafen.[1][2][3]

Ludwig Casimir und sein jüngerer Bruder Ernst (1599–1649) wurden vom Vater zum Studium nach Genf geschickt. Als in Genf die Pest ausbrach, hielten sich die beiden Brüder zusammen mit ihrem Prinzenbegleiter zunächst fast ein Jahr in Lausanne auf und zogen dann nach Genf.[4] Mit dem Tode des Vaters am 16. Dezember 1631 trat Ludwig Casimir mit 33 Jahren die Regentschaft über die Nordgrafschaft an, aber sein Bruder Ernst machte ihm das Vermächtnis des Vaters strittig. Ludwig Casimir gab 1635 nach und übertrug die Herrschaft Homburg im Dillenburger Vergleich an Graf Ernst, der somit eine eigene Dynastie Sayn-Wittgenstein-Homburg begründete. Über seinen weiteren Lebensweg ist nur wenig bekannt, lediglich, dass er ein Opfer der unsicheren Zeiten im Dreißigjährigen Krieg wurde.[5] Am 6. Juni 1643 hielt er sich zwischen Wetter und Cölbe auf, um mit dem in schwedischen Diensten stehenden Heerführer Hans Christoph von Königsmarck über Kontributionszahlungen zu verhandeln. Er wurde auf diesem Weg von marodierenden Soldaten, so genannten Schnapphähnen überfallen und durch zwei Schüsse schwer verwundet.[6][7][8] Der Sterbende wurde noch nach Wetter gebracht, wo der 45-jährige Graf seinen Verletzungen erlag. Die genauen Hintergründe für den Überfall sind unklar; es steht lediglich zu vermuten, dass man ihn für einen schwedischen Reiter hielt, ihn töten und ausrauben wollte. Der Sachverhalt ist von dem Chronisten Eberhard Wassenberg bereits 1647 mit einigen Details in seinem Werk Der deutsche Florus erwähnt worden, allerdings bezeichnet Wassenberg das Mordopfer irrtümlich als Graf von Perleberg.[9][10]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graf Ludwig Casimir heiratete am 26. August 1627 auf der zum Hause Nassau gehörigen Burg Schwalbach seine Cousine Elisabeth Juliane (* 27. März 1598; † 18. April 1682), eine Tochter des Grafen Wilhelm von Nassau-Weilburg und dessen Frau Erika, einer geb. Gräfin von Isenburg-Birstein.[11]

Aus der Ehe gingen die beiden Söhne

  • Georg Wilhelm (* 28. September 1636; † 6. Mai 1684) und
  • Philipp Ludwig (* 24. September 1642; † 25. August 1664) hervor.

Die Witwe von Ludwig Casimir vermählte sich 1647 mit ihrem Schwager, Georg zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (* 25. Januar 1605; † 10. Dezember 1680).[12]

Der erste Sohn Ludwig Casimirs, Georg Wilhelm wurde als Siebenjähriger Erbe seines Vaters. Er wurde zunächst unter Vormundschaft der Mutter Elisabeth Juliane, des Grafen Bernhard zu Sayn-Wittgenstein-Neumagen (1620–1675) und des Grafen Ludwig Henrich zu Nassau gestellt, bevor er anschließend die Regentschaft übernehmen konnte.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Wilhelm Winckel: Aus dem Leben Casimirs, weiland regierenden Grafen zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Verlag H.L. Brönner, Frankfurt 1842.
  • Erich Neweling: Die Geschichte unserer Stadt. In: Siebenhundertjähriges Berleburg, Festschrift zum Stadtjubiläum, Berleburg 1958.
  • Erich Neweling: Die Geschichte der Grafen zu Sayn-Wittgenstein und ihres Landes.In: Heimatbuch Wittgenstein, Bd. I, Balve 1965.
  • Gunnar Teske: Bürger, Bauern, Söldner und Gesandte. Der Dreißigjährige Krieg und der Westfälische Frieden in Westfalen. Arday-Verlag, Münster, 1997
  • Ulf Lückel, Andreas Kroh: Das Fürstliche Haus zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. Börde Verlag, Werl 2004.
  • Eberhard Wassenberg: Der deutsche Florus. Erste Ausgabe in lateinischer Sprache. Frankfurt 1635. Deutschsprachige Ausgabe 1647.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der älteste Sohn Ludwig Albert ist kurz nach seiner Geburt verstorben: Anno Christi 1597: Den 3. July ist Herlein Ludwig Albert, Graff Georg zu Witstein erstes Söhnlein, todts auß diesem Leben verwichen. Die Berleburger Chroniken des Georg Cornelius, Antonius Crawelius und Johann Daniel Scheffer, Wittgenstein - Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins, Beiheft 2, Herausgegeben von Wilhelm Hartnack u. a., Laasphe 1964, Seite 102.
  2. Anno Christ 1598: Im May ist Herlein Casimirus getaufft den 14. tag. In: Berleburger Chroniken, S. 103
  3. G. Hinsberg: Sayn=Wittgenstein=Berleburg, Band I, Selbstverlag, Berleburg 1920, S. 228: Weiterer Beleg für die Taufe Ludwig Casimirs.
  4. Ulf Lückel, Andreas Kroh: Das Fürstliche Haus zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. Börde Verlag, Werl 2004, S. 8
  5. Erich Neweling: Die Geschichte unserer Stadt. In: Siebenhundertjähriges Berleburg, Festschrift zum Stadtjubiläum, Berleburg 1958, S. 32
  6. Friedrich Wilhelm Winckel: Aus dem Leben Casimirs, weiland regierenden Grafen zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Verlag H.L. Brönner, Frankfurt 1842, S. 29.
  7. Gunnar Teske: Bürger, Bauern, Söldner und Gesandte. Der Dreißigjährige Krieg und der Westfälische Frieden in Westfalen. Arday-Verlag, Münster, 1997, S. 143.
  8. Ulf Lückel: Adel und Frömmigkeit. Die Berleburger Grafen und der Pietismus in ihren Territorien.Verlag Vorländer, Siegen 2016, S. 39.
  9. Eberhard Wassenberg: „Zu demselben (Anmerkung: Königsmarck) hatte sich der Herr Graff von Perleberg erhoben / vnnd mit ihme der Contribution halber tractiren wollen. Als nun ermelter Herr Graff ein viertel Meil von Marpurg angelangt / vnd aber etliche Schnapphanen beym Dorff Cülb im Wald gelegen / auffgepasst / vnnd Fewer heraußgeben / in Meynung / daß es Schwedische Reutter wären: ist hierdurch mehrgemelter Herr Graff so bald mit 2. Kugeln dergestalt hart verwundet worden / daß er den 16. dieses im Dorf Wetter / 1. Meil von Marpurg / an der empfangenen Verwundung todts verfahren.“
  10. Der Ort des Tötungsdelikts war ein Wald bei Külb/Cülb, heute Cölbe. Wassenberg nutzte noch den Julianischen Kalender und sprach daher vom 16. Juni 1643.
  11. Anno 1627: In diesem Jahr hatt der Hochwolgeborene Graff Ludwig Casimirus mit der Hochwolgeborenen Grevin vnd Freulein, Elisabethen Julianen geboren von Naßaw Sarbrucken hochzeit zu Burgschwalbach, die Heymführung aber zur Berleburg den 26. Augusti gehalten. In: Berleburger Chroniken, Seite 116
  12. Stammtafel des mediatisierten Hauses Sayn-Wittgenstein 1907. Tafel 5. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1907, Heimat-Verlag und Antiquariat Angelika Wied, Bad Laasphe 2009, Nr. 9/100.
  13. Fürstliches Archiv Berleburg, Ber.A - Acta F 58: Vormundschaft über die hinterlassenen Söhne des Grafen Ludwig Casimir. 1643 ff.