Ludwigskirche (Saarbrücken)

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Die Hauptschauseite der Ludwigskirche

Die Ludwigskirche in Alt-Saarbrücken ist eine evangelische Kirche im Barockstil. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt und gilt neben der Dresdner Frauenkirche und dem Hamburger "Michel" als einer der bedeutendsten evangelischen barocken Kirchenbauten Deutschlands.

Geschichte

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Friedrich Joachim Stengel (1694-1787)
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Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken

Die Ludwigskirche sowie der sie umgebende Ludwigsplatz wurden von Friedrich-Joachim Stengel im Auftrag von Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken als „Gesamtkunstwerk“ im Sinne einer barocken place royale entworfen. Der Bau begann im Jahr 1762. Nach dem Tod Wilhelm Heinrichs im Jahr 1768 wurden die Arbeiten wegen Geldmangels eingestellt. Erst 1775 wurde die Kirche durch seinen Sohn Ludwig, nach dem sie auch benannt wurde, fertiggestellt. Die Einweihung fand am 25. August 1775 mit einem feierlichen Gottesdienst und einer eigens zu diesem Anlass komponierten Kantate statt.

In den Jahren 1885–1887 und 1906–1911 führte man Restaurierungsarbeiten durch. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Ludwigskirche schwer beschädigt: Nach dem Bombenangriff vom 5. Oktober 1944 blieben nur noch die Umfassungsmauern erhalten. Der Wiederaufbau begann 1949, ist aber bis heute noch nicht abgeschlossen. Ein wesentlicher Faktor für diese lange Verzögerung war der von den 1950er bis in die 1970er Jahre mit großer Heftigkeit ausgetragene Streit, ob beim Wiederaufbau auch der vollständig verlorene barocke Innenraum rekonstruiert werden sollte. Zunächst hatte man sich auf eine Wiederherstellung der Außenhülle mit einer modernen Innenraumkonzeption verständigt, diesen Plan aber schließlich wieder aufgegeben. Zur Zeit (2007) fehlen im Innern noch der sog. „Fürstenstuhl“ (d.i. fürstliche Gestühl, das sich auf der der Orgel gegenüber liegenden Empore befand), und außen noch einige der Balustraden-Figuren.

Gestaltung

Der Grundriss entspricht etwa einem griechischen Kreuz; die Achsen sind 38,5 m und 34,2 m lang und jeweils 17 m breit. In den Risalitschrängen befinden sich außen Nischen, in denen vier Evangelistenstatuen von Francuß Bingh angebracht wurden. Die Steinbalustrade wurde mit 28 Figuren geschmückt, die ebenfalls von Bingh stammen und Apostel und Propheten und andere biblische Gestalten darstellen.

Karyatide

Das Innere der Kirche ist mit ornamentalem Stuck (Kartuschen, Rocaille) dekoriert. In allen vier Kreuzarmen befinden sich Emporen, die jeweils von zwei bzw. vier Karyatiden getragen werden. Der Fußboden ist aus Sandstein.

Orgelempore und Predigtkanzel

Das besondere an der Innengestaltung ist einerseits die insgesamt in die Breite gerichtete Anordnung der ganzen Kirche (man spricht von einer sog. „Breitsaalkirche“) und darin wiederum die gestufte Anordnung von Altar, Kanzel und Orgel übereinander (ein sog. „Kanzelaltar“) - eine für eine lutherische Kirche eher ungewöhnliche Anordnung, die aber von Stengel schon in etlichen anderen Bauten in früheren Jahren realisiert worden war.

Zentrale Deckenverzierung: Gottessymbol in Strahlensonne

Stengel entwarf nicht nur den Gesamtplan der Kirche und der umliegenden Palais' vom Türgriff bis zur Gesamtanlage, sondern passte Kirche und Platz auch in zwei große städtebauliche Sichtachsen ein, von denen die eine, die von der sog. „Alten Kirche“ im Stadtteil St. Johann durch die heutige Wilhelm-Heinrich-Straße und das Hauptportal bis auf den Altar reichte, heute noch erkennbar ist. Die andere zeigte über den heute zur saarländischen Staatskanzlei weisenden Ausgang bis auf das ehemalige fürstliche Lustschlössschen auf dem Ludwigsberg, den sog. Ludwigspark.

Umstritten ist z.Zt. noch die Wiederherstellung des ursprünglichen weißen Außenanstriches - dieser hat bis 1945 nachweislich bestanden und wäre auch für die Einpassung der Kirche in den Platz bedeutungsvoll, ist aber vielen Einwohnern in den vergangenen Jahrzehnten fremd geworden.

Ludwigsplatz

Planskizze der ursprünglich vorgesehenen Bebauung für den Ludwigsplatz

Der die Kirche umgebende Platz, der Ludwigsplatz, war von Anfang an ein integraler Teil der Stengelschen Gesamtkonzeption. Der ursprüngliche Plan sah einen langgestreckten rechteckigen Platz vor, an dessen Langseiten vier verschieden gestaltete Typen von adeligen Stadtpalais' platziert werden sollten und dessen Stirnseiten von zwei großen öffentlichen Gebäuden abgeschlossen werden sollten. Dieses Konzept wurde noch während der Bauzeit dahingehend geändert, dass das nach Osten weisende Gebäude (in dem das Ludwigsgymnasium untergebracht war) zugunsten der Sichtachse nach St. Johann (der sog. „Stengelachse“, heute durch die Wilhelm-Heinrich-Straße markiert) durchbrochen wurde und nur das westliche Gebäude erhalten blieb (das damalige Waisenhaus, heute Sitz der Hochschule der Bildenden Künste Saar). Die Reste des Gymnasiums, die beim großen Bombenangriff 1944 schwer beschädigt wurden, wurden 1945 abgerissen, sie standen ungefähr an der Stelle, die heute das obere Plateau der Freitreppe ausmacht. Von den Palais' der Längsseiten wurden die vier kleinsten, für die Ecken des Platzes vorgesehenen Bauten nie ausgeführt - wodurch es möglich war, zwischen Waisenhaus und Kirche eine Straße verlaufen zu lassen, die den Platzeindruck ebenso schmälert wie der z.T. noch verhandene Baumbestand. Im Gegensatz dazu ist der Platz, der heute von der Staatskanzlei eingenommen wird, von Stengel bewusst frei gelassen worden, um die Sichtverbindung zum Ludwigsberg herzustellen.

Sonstiges

1965 wurde die Ludwigskirche in der Briefmarkenserie Hauptstädte der Länder der Bundesrepublik Deutschland abgebildet. Als Wahrzeichen der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken wird die Ludwigskirche 2009 auf 2-€-Gedenkmünzen geprägt.

In fremdsprachigen Reiseführern wird die Ludwigskirche oft als „église St. Louis“ oder „St. Louis church“ deklariert. Sie ist aber (z. B. im Gegensatz zur katholischen Kirche St. Ludwig in Saarlouis) nicht Ludwig dem Heiligen geweiht, sondern eben nach ihrem Vollender benannt.

Literatur

Weblinks

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