Marcel Tyberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Dezember 2014 um 03:33 Uhr durch 19adrian96 (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Marcel Tyberg (* 27. Januar 1893 in Wien; † 31. Dezember 1944 in Auschwitz-Birkenau) war ein österreichischer Komponist.[1]

Leben und Werk

Tybergs Vater, Marcell Tyberg, war ein bekannter Wiener Geiger, seine Mutter, Wanda Paltinger Tybergova, Pianistin und Studienkollegin von Artur Schnabel bei Teodor Leszetycki. Die Familie Tyberg war freundschaftlich mit Jan Kubelík verbunden; Marcel Tyberg widmete dessen Töchtern später eigene Liedkompositionen und pflegte eine Freundschaft zum etwa 20 Jahre jüngeren Rafael Kubelík.

Über Tybergs musikalische Ausbildung ist wenig bekannt, vermutlich war er Student der Musikakademie Wien. 1920 entstand die 1. Klaviersonate, 1924 Tybergs 1. Sinfonie. Später übersiedelte die Familie nach Opatija am Adriatischen Meer, mit dessen Sinfonieorchester Vater und Sohn Tyberg häufig gemeinsam auftraten, Marcel teilweise auch als dessen Dirigent.

Marcel Tyberg, der nach dem Tod des Vaters 1927 mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen lebte, spielte Orgel in Kirchen der Umgebung, erteilte Unterricht in Harmonielehre und komponierte Tanzmusik unter dem Pseudonym Till Bergmar, es entstanden jedoch auch Werke wie die 2. Sinfonie (1931, im gleichen Jahr von Rafael Kubelík mit der Tschechischen Philharmonie uraufgeführt), die 2. Klaviersonate (1935) und die 3. Sinfonie (1943), außerdem Messen und Kammermusik. Außerdem erstellte Tyberg eine Komplettierung von Schuberts „Unvollendeter“, wahrscheinlich für den Internationalen Schubert-Wettbewerb 1928. Sporadisch trat er weiterhin als Pianist und Dirigent in Erscheinung.

1944 wurde Tyberg – sein Wohnsitz unterlag zu dieser Zeit in der sogenannten Operationszone Adriatisches Küstenland deutscher Militärverwaltung – wegen seiner jüdischen Herkunft verhaftet; lediglich ein Ururgroßvater war Jude gewesen. Über das KZ San Sabba wurde Tyberg in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er Ende des Jahres 1944 ermordet wurde.

Über die befreundete Familie Mihich gelangten Manuskripte von Tybergs Kompositionen in die USA. 2008 wurde die wenige Monate vor Tybergs Verhaftung fertiggestellte 3. Sinfonie, die in ihrer spätromantischen Tonsprache teilweise an Anton Bruckner und Gustav Mahler erinnert, vom Buffalo Philharmonic Orchestra unter JoAnn Falletta uraufgeführt, beim Label Naxos auf CD eingespielt und gemeinsam mit Tybergs Klaviertrio 2010 veröffentlicht.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Autor: Zachary Redler. Biographie von Marcel Tyberg bei „The Orel Foundation“ (englisch). Abgerufen am 4. Juli 2012