Marcinkowice (Tuczno)

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Marcinkowice (deutsch Marzdorf, früher Martzdorff oder Marcinkau[1]) ist ein Dorf in der Landgemeinde (Gmina) Tuczno (Tütz) im Powiat Wałecki (Deutsch Kroner Kreis) der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt im Netzedistrikt des ehemaligen Westpreußen, etwa zwanzig Kilometer westlich von Wałcz (Deutsch Krone) und zehn Kilometer nördlich von Tuczno (Tütz).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfkirche, bis 1945 Pfarrkirche der katholischen Gemeinde Marzdorf (Aufnahme 2008)

Ältere Ortsbezeichnungen sind Martinsdorf (1337), Marthinkowo (1448), Maldorf seu Martinkowo (1641), Marcinkowo (18. Jh.), neupolnisch Marcinow. Das Dorf gehörte früher zur Herrschaft Tütz.[2]

Um 1930 hatte die Gemeinde Marzdorf zwei Wohnplätze:[3]

  • Böthin
  • Marzdorf

Im Jahr 1945 gehörte Marzdorf zum Landkreis Deutsch Krone im Regierungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Marzdorf war Sitz des Amtsbezirks Marzdorf.

Im Februar 1945 wurde Marzdorf von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region seitens der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit ganz Hinterpommern und der südlichen Hälfte Ostpreußens – militärische Sperrgebiete ausgenommen – der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es wanderten nun Polen zu. Marzdorf wurde unter der polnischen Ortsbezeichnung „Marcinkowice“ verwaltet. Die einheimische Bevölkerung wurde von der polnischen Administration aus Marzdorf vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 adliges Dorf und Vorwerk nebst einer katholischen Kirche, im Netzedistrikt, Kreis Krone, 55 Feuerstellen (Haushaltungen)[1]
1818 448 Hauptgut und Pfarrdorf, adlige Besitzung[4]
1864 519 davon 303 im Dorf (darunter zwei Evangelische und 301 Katholiken) und 216 im Gutsbezirk (69 Evangelische, 147 Katholiken) [5]
1910 704 am 1. Dezember, davon 338 im Dorf (13 Evangelische, 325 Katholiken) und 364 im Gutsbezirk (92 Evangelische, 272 Katholiken)[6]
1925 555 darunter 107 Evangelische und 444 Katholiken[3]
1933 542 [7]
1939 513 [7]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Evangelischen des Dorfes gehörten zur Parochie Tütz.[8]

Eine Kirche im Dorf wurde bereits im Landbuch von 1337 erwähnt. Die katholische Kirche, ein Backsteinbau, ließ Christoph Wedel erbauen; sie wurde 1660 von Bischof Albert Tolibowsky von Posen persönlich eingeweiht. Hier hatten Mitglieder der katholischen Linie der Familie Goltz ihre Grabstätten.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marzdorf, Dorf und Rittergut, Kreis Deutsch Krone, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Marzdorf (meyersgaz.org).
  • Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch Croner Kreises. Lambeck, Thorn 1867, S. 233–234 (Google Books).
  • Johann Heise: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreußen. Band 1: Pommerellen mit Ausnahme der Stadt Danzig, Druck von A. W. Kafemann, Danzig 1884–1887, S. 444–445 (Google Books).
  • Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 472 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Marcinkowice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 140 (Google Books).
  2. a b Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch Croner Kreises. Lambeck, Thorn 1867, S. 233–234 (Google Books).
  3. a b Die Gemeinde Marzdorf im ehemaligen Kreis Deutsch Krone in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  4. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 172, Ziffer 742 (Google Books).
  5. Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868. Ortschaft-Verzeichnis des Regierungsbezirks Marienwerder, S. 62–63, Ziffer 168–169 (Google Books).
  6. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, 3. Kreis Deutsch Krone, S. 14–15, Ziffer 46 (Google Books), und S. 16–17, Ziffer 125 (Google Books).
  7. a b Michael Rademacher: Deutschkrone. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 472 (Google Books).

Koordinaten: 53° 16′ N, 16° 11′ O