Marine Ice Sheet Instability

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Grafische Darstellung der bei der MISI wirkenden Prozesse
Animation und Aufnahmen, mit Hilfe derer der Glaziologe Eric Rignot die MISI erklärt (engl.)

Unter Marine ice sheet instability (MISI) deutsch Marine Eisschild-Instabilität versteht man die Möglichkeit mariner Eisschilde, die unterhalb der Meeresoberfläche gründen, in unkontrollierbar fortschreitender Weise instabil zu werden. Johannes Weertman beschrieb im Jahr 1974 den zugrundeliegenden Mechanismus,[1][2] womit er eine Vermutung von T. Hughes aus dem Jahr 1972 belegte.[3] In der Antarktis befinden sich mehrere Eisschilde, die das Potential für einen derartigen Kollaps haben, so beispielsweise der Westantarktische Eisschild, speziell der Eisschild vor dem Thwaites-Gletscher, der Pine Island Gletscher und das Aurora-Subglazialbecken. In der Ostantarktis ist der Totten-Gletscher davon bedroht.[4]

Aufgrund der im Vergleich mit Eis höheren Dichte von Salzwasser sind marine Eisschilde nur dort stabil, wo das Eis dick genug ist, um das Gewicht des darunter liegenden Meerwassers zu verdrängen. Die Linie, an der ein mariner Eisschild seinen Kontakt zum Boden verliert und beginnt aufzuschwimmen, wird grounding line genannt. Eisschilde, die von MISI bedroht sind, zeigen ein Profil, bei dem die grounding line eine in Richtung Meer ansteigende Topologie zeigt. Bei einem stabilen Eisschild schmilzt im Meer etwa so viel Eis, wie von Land nachströmt, und der Eisschild ist stabil. Bei einem durch die globale Erwärmung instabilen Eisschild schmilzt dieser, verringert damit sein Gewicht, und wenn eine kritische Grenze überschritten wird, fängt er an aufzuschwimmen und wird so immer mehr von Wasser unterwandert. Bei Eisschilden, die MISI-Potential haben, wandert die grounding line nun weiter in Richtung tieferes Wasser, der darüber befindliche Eisschild wird leichter und er beginnt sich immer schneller in Richtung Meer zu bewegen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. Weertman: Stability of the Junction of an Ice Sheet and an Ice Shelf. In: Journal of Glaciology. Band 13, Nr. 67, 1974, ISSN 0022-1430, S. 3–11, doi:10.3189/S0022143000023327.
  2. Robert H. Thomas, Charles R. Bentley: A Model for Holocene Retreat of the West Antarctic Ice Sheet. In: Quaternary Research. Band 10, Nr. 2, September 1978, ISSN 0033-5894, S. 150–170, doi:10.1016/0033-5894(78)90098-4.
  3. T. Hughes: Is the West Antarctic ice sheet disintegrating? 1973, abgerufen am 29. März 2022 (englisch).
  4. Duncan A. Young, Andrew P. Wright, Jason L. Roberts, Roland C. Warner, Neal W. Young: A dynamic early East Antarctic Ice Sheet suggested by ice-covered fjord landscapes. In: Nature. Band 474, Nr. 7349, Juni 2011, ISSN 1476-4687, S. 72–75, doi:10.1038/nature10114 (nature.com [abgerufen am 20. Februar 2022]).