Martin Gerlach junior

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Martin Gerlach junior (* 2. April 1879 in Wien; † 18. Juli 1944 ebenda) war ein österreichischer Photograph.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martin Gerlach, Sohn von Martin Gerlach senior, lernte zunächst das Photographenhandwerk bei seinem Vater, besuchte 1896–99 die k. k. Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und perfektionierte sein Wissen später bei Josef Löwy sowie Hermann Clemens Kosel.

1906 gründete er sein eigenes Fotoatelier und wurde nach dem Ersten Weltkrieg Hausphotograph des Sammlers Camillo Castiglioni. Nach dem Tod von Albert Wiedling führte er ab 1923 den Verlag Gerlach & Wiedling gemeinsam mit dessen Sohn Walter Wiedling weiter.

Berühmt wurde Martin Gerlach junior durch seine Architekturphotographien der Zwischenkriegszeit (Gemeindebauten der Ersten Republik, Bau der Wiener Höhenstraße etc.) sowie durch seine Mitarbeit bei der Programmzeitschrift der RAVAG und durch die Publikationen in Zusammenarbeit mit den Künstlern Josef Hoffmann und Adolf Loos.

Sein 1924 angelegtes Fotoarchiv über die Wiener Architektur, Industrie und die Zwischenkriegszeit, das von seinem Sohn fortgeführt und um Bildmaterial aus der Zeit nach 1945 ergänzt wurde, gelangte 1989 in den Besitz der Stadt Wien und wird heute vom Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek verwaltet. Darüber hinaus besitzt das Wien Museum einen umfangreichen Bestand an Fotografien Gerlachs.

Am 1. März 1940 beantragte Gerlach die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.017.291).[1][2] Nach seinem Tod führte seine Witwe, Anna (geb. Mohl), das Atelier fort, das 1947 dann vom Sohn Kurt Gerlach (1919–2003) übernommen wurde. Das berühmte Loos-Archiv mit 200 Glasnegativen übergab sein Sohn in den 1990er Jahren den Sammlungen der Albertina.

Martin Gerlach gilt heute neben Bruno Reiffenstein (1868–1951) als einer der wichtigsten Photographen des frühen 20. Jahrhunderts in Österreich. Sein Grab befindet sich in Wien am Hietzinger Friedhof (Gruppe 66, Reihe 6, Nummer 7).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/10781152
  2. Rolf Sachsse: Die Erziehung zum Wegsehen. Fotografie im NS-Staat. Philo Fine Arts, o. O. (Dresden) 2003, S. 384.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Gerlach: Der Justizpalast. Wiederaufbau nach dem Brande vom 15. Juli 1927. Von der Baufirma Universale Redlich & Berger Bau A.G. in Auftrag gegebene Dokumentation zum Wiederaufbau des Justizpalastes. Wien, um 1927.
  • Wolfgang Mayer: Wien im Spiegel des Fotoarchivs Gerlach. Stadtbild und Baugeschehen 1925–1972. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Wien 1990 (Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe B: Ausstellungskataloge, Heft 28), S. 3–6.
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 2: De–Gy. Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 508.
Abbildungen seiner Photographien:
  • Markus Kristan: Adolf Loos. Villen. Album Verlag, Wien 2001, ISBN 3-85164-100-0, S. 10–12.
  • Markus Kristan: Adolf Loos. Wohnungen. Album Verlag, Wien 2001, ISBN 3-85164-101-9, S. 10–12.
  • Walter Moser: Übersetzte Architekturen. Martin Gerlach jun. fotografiert für Adolf Loos. Beiträge zur Geschichte der Fotografie in Österreich Band 16, Hg. von Monika Faber für das Photoinstitut Bonartes, Wien, und Walter Moser für die Fotosammlung der Albertina, Wien. 2018. Salzburg: Fotohof edition. ISBN 978-3-902993-61-8

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]