Menno (Paraguay)

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Menno ist eine 1926 in Paraguay von Mennoniten gegründete Kolonie im Zentralen Chaco im Nordwesten Paraguays und umfasst eine Fläche von rund 7.500 Quadratkilometern. Mennonitische Nachbarsiedlungen sind Fernheim und Neuland.

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Mennonitischer Viehzüchter im Zentralen Chaco

Geschichte und Herkunft

Die rund 10.000 Bürger sind ursprünglich deutsch/niederländischer Herkunft. Die direkten Vorfahren hatten vor ihrer Ansiedlung in Paraguay jedoch bereits bis Ende des 18. Jahrhunderts im westpreußischen Weichseldelta, bis 1874 in der russischen Schwarzmeerregion und bis 1926 in Manitoba, Kanada gesiedelt. Mit rund 3.500 Einwohnern ist Loma Plata der größte Ort des Siedlungsgebietes und Sitz der Verwaltung. Der Grund für die Umsiedlung von Kanada nach Paraguay bestand vor allem in der 1917 in Kanada eingeführten allgemeinen Schulpflicht auf säkularer, englischsprachiger Basis, worin ein konservativer Teil der Menonniten eine Bedrohung der religiösen Basis der Gemeinschaft sah. Ein zweiter Grund waren die kanadischen Siedlungsgesetze, die der in Russland ausgebildeten Form der kooperativen Landwirtschaft entgegenstanden. So wurde 1919 eine Delegation nach Südamerika gesandt um eine neue Heimat zu suchen. Der paraguayische Staat war interessiert an tatkräftigen Siedlern, welche das riesige, bis dahin zivilisatorisch weitgehend unerschlossene Gebiet des Chaco besiedelten und machte weitgehende Konzessionen. Diese umfassten die Befreiung vom Wehrdienst, eigene deutsche Schulen, weitgehend autonome Verwaltung und Rechtsprechung, absolute Religionsfreiheit sowie die unlimitierte Zuwanderungsmöglichkeit weiterer Mennoniten. Von der argentinischen Firma Casado, einem der mächtigsten Großgrundbesitzer im Chaco, kauften die Mennoniten zu überhöhten Preisen das nötige Land. Im Jahre 1927 kamen 1.743 Siedler aus Kanada in Paraguay an. Menno ist bis heute das Ziel kanadischer Einwanderer. In den 50er Jahren kam es wegen der anhaltend widrigen Lebensbedingungen wie auch aufgrund des Konservatismus der Kolonien zu einer Auswanderungswelle. Durch die sich seit dem rasant entwickelnde Wirtschaft und das gut funktionierende Gemeinwesen ist Menno in den letzten Jahrzehnten allerdings auch Anziehungspunkt von Paraguayanern geworden.

Wirtschaftliche Entwicklung

Lange Zeit war das Leben der Mennoniten im Chaco von extremen Entbehrungen gekennzeichnet. So fehlten den Ankömmlingen vollständig landwirtschaftliche Erfahrungen unter tropischen Bedingungen. Auch die Klima- und Bodenverhältnisse, insbesondere die Trockenheit der Wintermonate, erwiesen sich im Vergleich zu den Beschreibungen der paraguaynischen Werber als wesentlich rigider. Diese Umstände wurden durch den z.T. freiwilligen Verzicht auf Errungenschaften der modernen Landwirtschaft noch zusätzlich erschwert. Handel konnte auf Grund der isolierten Lage der Kolonien kaum stattfinden, so dass die meisten Betriebe auf Subsistenzwirtschaft ausgerichtet waren.

Datei:Milchlager in Loma Plata.jpg
Milchlager in Loma Plata

Der wirtschaftliche Aufschwung im Zentralen Chaco begann, seit dem die landwirtschaftlichen Kooperativen Anfang der achtziger Jahre mit Hilfe eines Weltbankkredits in die Milchverarbeitung investierten. Dem war 1955 die Einführung des widerstandsfähigen nordamerikanischen Büffelgrases als Grundlage extensiver Viehhaltung sowie 1965 der Bau der Verbindungsstrasse nach Asunción, der Ruta Trans-Chaco, vorangegangen. Wichtige Voraussetzungen des wirtschaftlichen Aufschwungs waren auch die Reform des Schulsystems und eine allgemeine Liberalisierung - umso mehr, als Menno lange als die konservativste der Kolonien galt.

Indigene Bevölkerung

Zum Einwanderungszeitpunkt der Mennoniten war das Gebiet von Lengua-Indianern bewohnt. Dieser Indianerstamm zählte damals ungefähr 600 Personen und ist seit Gründung von Menno stark angewachsen. Aufgrund verbesserter Lebensbedingungen und dem ausgesprochen guten Verhältnis zwischen Ureinwohnern und mennonitischen Siedlern wurden Menno und die Nachbarsiedlungen jedoch auch zum bevorzugten Siedlungsziel anderer Indianerstämme. Für die soziale und wirtschaftliche Förderung der indogenen Bevölkerung gründete die Mennonitengemeinschaft 1961 die Dienstleitungskooperative Asociación de Servicios de Cooperación Indígena Mennonita (ASCIM).

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ASCIM-Beauftragter beim Besuch einer betreuten Familie

Die ASCIM hat 300 Mitarbeiter, jeweils zur Hälfte Mennoniten und Indianer. Der Generalversammlung des gemeinnützigen Vereins gehören zur Zeit 30 indianische und 32 nicht-indianische Vertreter an. Die Anzahl der indogenen Bevölkerung ist heute auf insgesamt 25.000 angestiegen und übersteigt damit weit die Zahl der Mennoniten. Obwohl Mennoniten und indogene Bevölkerung seit längerem eng zusammenarbeiten und Teile der letzteren inzwischen das Plautdietsch der Siedler angenommen haben, hat eine Vermischung bis heute quasi nicht stattgefunden. In Bezug auf die Missionierung der Indianer gibt es eine Konkurrenz zwischen den missionarischen Bemühungen der Mennoniten und katholischen Missionaren Paraguays.

Quellen

Weblinks