Microchilus (Orchideen)

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Microchilus

Microchilus arietinus

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Orchidoideae
Tribus: Cranichideae
Untertribus: Goodyerinae
Gattung: Microchilus
Wissenschaftlicher Name
Microchilus
C.Presl

Microchilus ist eine Gattung aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Sie besteht aus etwa 164 Arten krautiger Pflanzen, die im tropischen Amerika beheimatet sind.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arten der Gattung Microchilus bilden ein kriechendes Rhizom, das an den Nodien bewurzelt ist. Die aufsteigenden Sprosse tragen die Laubblätter gleichmäßig verteilt oder in einer lockeren Rosette, etwa in der unteren Hälfte des aufrechten Sprosses. Die Blätter sind breit bis schmal oval geformt, oft etwas asymmetrisch, kurz gestielt. Der röhrenförmige Blattgrund umfasst den Spross. Die Farbe der Blätter ist grün bis bräunlich, manchmal mit hellgrüner oder silberner Zeichnung.[1]

Über den Blättern setzt sich die Sprossachse als vielblütiger, traubiger Blütenstand fort. Die Blütenstandsachse ist behaart und wird von wenigen Hochblättern umfasst. Die Tragblätter sind etwa so lang wie Fruchtknoten und Blütenstiel zusammen. Der Fruchtknoten ist behaart und verdreht, die Blüten sind dadurch resupiniert. Die Blütenblätter sind frei. Die drei Sepalen sind etwa gleich geformt und gleich groß, auf der Außenseite bei einigen Arten behaart. Die seitlichen Sepalen sind abgespreizt, das obere Sepal bildet mit den ihm anhaftenden seitlichen Petalen eine Röhre. Die seitlichen Petalen sind schmal linealisch bis länglich-lanzettlich, oberhalb der Mitte am breitesten. Die Lippe bildet an der Basis einen langen, zylindrischen bis ovalen, nur selten am Ende zweilappigen Sporn. Im Innern des Sporns sind meist niedrige Lamellen vorhanden. Die Lippe ist zweigeteilt: Der basale Teil, das Hypochil, ist u-förmig im Querschnitt und besitzt nur selten Lamellen im Innern. Der vordere Teil, das Epichil, ist ganzrandig oder endet zweilappig. Die Säule ist spindelförmig, ihr unterer Teil ist mit den Rändern der Lippe verwachsen. Das Staubblatt enthält zwei keulenförmige Pollinien, die über jeweils ein Stielchen mit der Klebscheibe (Viscidium) verbunden sind. Die Narbe besteht aus einer ungeteilten Fläche, die unter dem Trenngewebe zwischen Narbe und Staubblatt (Rostellum) liegt. Das Rostellum ist lang dreieckig mit einer zweigeteilten Spitze.[1]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Microchilus ist im tropischen Amerika verbreitet. Von Mexiko und den Bahamas im Norden reicht das Areal über Mittelamerika und die Karibik über ganz Südamerika bis etwa auf Höhe des Río de la Plata im Süden. Die Arten wachsen in immergrünen Wäldern, gelegentlich auch epiphytisch. Sie kommen in Höhenlagen bis 2000 Meter vor.[1]

Systematik und botanische Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Microchilus wurde 1827 von Karl Bořiwog Presl aufgestellt. Typusart ist Microchilus minor. Der Name Microchilus leitet sich vom griechischen μικρός mikros „klein“ und χεῖλος cheilos „Lippe“ ab, er bezieht sich auf das kleine, Lippe genannte Blütenblatt. Die Arten wurden lange zusammen mit sehr ähnlichen Pflanzen aus Südostasien in der Gattung Erythrodes geführt.[1] Microchilus wird innerhalb der Tribus Cranichideae in die Subtribus Goodyerinae eingeordnet. Nach Dressler lässt sich diese weiter in zwei Gruppen unterteilen; noch unter dem Namen Erythrodes stellt Dressler sie zusammen mit der Mehrzahl der Gattungen, die nicht zwei deutlich getrennte Narbenflächen aufweisen.[2]

Illustration von Microchilus austrobrasiliensis, Fig. II, rechts
Illustration von Microchilus tridax

Während in dem Werk „Genera Orchidacearum“ noch 40 Arten in der Gattung Microchilus gezählt wurden,[1] hat sich die Anzahl nach Studien von Paul Ormerod zwischen 2000 und 2010 erheblich vergrößert und liegt nun bei etwa 164 Arten:[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase, Finn Rasmussen (Hrsg.): Genera Orchidacearum. Orchidoideae (Part 2). Vanilloideae. Band 3. Oxford University Press, New York/Oxford 2003, ISBN 0-19-850711-9, S. 121–124.
  • Paul Ormerod: Studies of neotropical Goodyerinae (Orchidaceae). In: Harvard Papers in Botany. Band 9, Nr. 2, 2005, S. 391–423.
  • Paul Ormerod: Studies of neotropical Goodyerinae (Orchidaceae) 2. In: Harvard Papers in Botany. Band 11, Nr. 2, 2007, S. 145–177.
  • Paul Ormerod: Studies of neotropical Goodyerinae (Orchidaceae) 3. In: Harvard Papers in Botany. Band 13, Nr. 1, 2008, S. 55–87.
  • Paul Ormerod: Studies of neotropical Goodyerinae (Orchidaceae) 4. In: Harvard Papers in Botany. Band 14, Nr. 2, 2009, S. 111–128.
  • Paul Ormerod: Notulae Goodyerinae (IV). In: Taiwania. Band 54, Nr. 1, 2009, S. 45–51.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase, Finn Rasmussen (Hrsg.): Genera Orchidacearum. Orchidoideae (Part 2). Vanilloideae. Band 3. Oxford University Press, New York/Oxford 2003, ISBN 0-19-850711-9, S. 121–124.
  2. Robert L. Dressler: Phylogeny and Classification of the Orchid Family. Cambridge University Press, Cambridge 1993, ISBN 0-521-45058-6, S. 118.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Microchilus. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 27. März 2020..

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Microchilus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien