Mittelmeerentente

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Die Mittelmeerentente (auch: Mittelmeerabkommen, Orientdreibund) ist ein Abkommen, das Großbritannien und Italien am 12. Februar 1887 unter Vermittlung Bismarcks abschlossen. Am 24. März 1887 traten Österreich-Ungarn,[1] am 4. Mai auch noch Spanien dem Abkommen bei.

Die Vertragspartner kamen darin überein, den Status quo im Mittelmeer anzuerkennen. In der Praxis war das Abkommen gegen die Expansion Russlands auf dem Balkan und an den Meerengen des Bosporus und der Dardanellen gerichtet. Die Existenz des Osmanischen Reiches wurde gesichert. Zudem wurde Italien gegen Frankreich gestärkt.

Durch das Abkommen gelang es Bismarck, Großbritannien näher an den Dreibund zu bringen. Allerdings verlor es in der Folgezeit an Bedeutung, als Großbritannien und Russland sich annäherten. Nachdem Wilhelm II. die Briten durch die Krüger-Depesche verprellt hatte, lösten sie 1896 die Mittelmeerentente auf.

Bismarcks Vermittlung zum Mittelmeerabkommen ist in Bezug auf den deutsch-russischen Rückversicherungsvertrag zweifelhaft, da Bismarck in dessen geheimen Zusatzprotokoll Russland Unterstützung bei dessen Expansionsbestrebungen zusagte. De jure verstieß Bismarck zwar gegen keine Verträge, moralisch ist die von ihm initiierte Bündniskonstellation aber anzweifelbar. Hier zeigt sich, dass durch das Bündnissystem Bismarcks keine im Kriegsfall wirksamen Bündnisse geschlossen werden sollten, sondern der Ausbruch eines Krieges erst gar nicht möglich gemacht werden sollte.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gregor Schöllgen: Imperialismus und Gleichgewicht. Deutschland, England und die orientalische Frage 1871–1914, Verlag Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-52003-2, S. 23.