Winter-Helmling

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Winter-Helmling

Winter-Helmling (Mycena tintinnabulum)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Champignonartige (Agaricales)
Familie: Helmlingsverwandte (Mycenaceae)
Gattung: Helmlinge (Mycena)
Art: Winter-Helmling
Wissenschaftlicher Name
Mycena tintinnabulum
(Paulet) Quél.

Der Winter-Helmling (Mycena tintinnabulum) ist eine Pilzart aus der Familie Mycenaceae. Das Myzel, nicht aber der Fruchtkörper, ist biolumineszent.[1] Als holzzersetzender Saprophyt ist er im Winter oft in dichtwüchsigen Büscheln auf faulenden Strünken und Stämmen von Laubhölzern, beispielsweise der Rotbuche, zu finden.[2]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der oben glatte, feucht klebrige Hut mit einer Größe von 0,5 bis 2,5 cm ist kegelig-glockig und dünnfleischig, wobei ältere Exemplare generell flacher sind. Der Rand ist meist gerieft, der Hut kann aber völlig ungerieft sein. Er ist zentral hell bis dunkel braun oder rotbraun, in der Mitte dunkler und am Rand blasser und oft weißlich, es kommen aber auch zentral hell graubraune Exemplare vor. Unter Lichtabschluss ist die Hutfarbe heller bis fast weiß. Die 23 bis 28 grauweißlichen, hellbraunen bis weißen Lamellen reichen bis zum Stiel, sie sind gerade angewachsen oder gebogen schwach am Stiel herablaufend. Die Lamellen sind durch die dünne Struktur des Hutes sichtbar, der Sporenabdruck ist weiß. Der oben hohle Stiel, der etwa 5 cm hoch sein kann, ist oben weiß und nach unten wie der Hut braun gefärbt. Geruch und Geschmack werden als etwas erdig-moderig beschrieben. Anders als bei vielen Arten der Gattung ist der Geruch unauffällig.[3][4][5]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art kommt vor allem in Nordeuropa, nach Süden bis Mitteleuropa, vor.[4] In ganz Mitteleuropa ist die Art verbreitet, aber nicht allzu häufig.[6][7] Für die Schweiz ist er nicht angegeben[8], Angaben für Kroatien werden als unsicher eingeschätzt.[9] Fruchtkörper kommen im Winter von November bis Februar, gelegentlich bis März, vor, oft gemeinsam mit dem essbaren Gemeinen Samtfußrübling.[5]

Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1998 wurde in den Fruchtkörpern von Mycena tintinnabulum eine neue Verbindung entdeckt, Tintinnadiol. Es handelt sich um ein Diterpenoid, das ein Kohlenstoffskelett vom Sphaeroan-Typ aufweist.[10] Zugleich wurde 1998 außerdem Strobilurin D (= Strobilurin G) sowie dessen Isomer Strobilurin K. in den Fruchtkörpern nachgewiesen.[11]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bothe F.: Ein neuer einheimischer Leuchtpilz, Mycena tintinnabulum In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Band 48 1930, S. 394–9
  2. MAURER, Willibald; SCHEUER, Christian; ARON, Alfred.: Fungi on wood, ecology and distribution in Styria. In: Joannea Botanik. 10. Jahrgang, 2013, S. 67–92.
  3. Winter-Helmling. Abgerufen am 20. April 2023.
  4. a b Mycena tintinnabulum (Fr.) Quél.. The Mycenas of Northern Europe, von Arne Aronsen.
  5. a b Ewald Gerhardt: Der große BLV-Pilzführer für unterwegs. BLV Buchverlag, München 2014. ISBN 978-3-8354-6152-9
  6. Weltweite Verbreitung von Mycena tintinnabulum. In: GBIF Portal / data.gbif.org. Abgerufen am 19. April 2023.
  7. Mykologische Datenbank. Österreichische Mykologische Gesellschaft, 2021, abgerufen am 3. November 2023.
  8. J. Breitenbach, F. Kränzlin: Pilze der Schweiz. Band 3 Röhrlinge und Blätterpilze, 1. Teil. Mykologia Verlag, Luzern 1991. ISBN 3-85604-011-0
  9. Zdenko Tkalcec, Armin Mesic (2002): Preliminary checklist of Agaricales from Croatia. I. Families Pleurotaceae and Tricholomataceae. Mycotaxon 81: 113-176.
  10. M. Engler, T. Anker, O. Sterner: Tintinnadiol, a sphaeroane diterpene from fruiting bodies of Mycena tintinnabulum. In: Phytochemistry,. 49. Jahrgang, 1998, S. 2591–2593 (englisch).
  11. Veronika Hellwig, Johannes Dasenbrock, Dörte Klostermeyer, Stefan Kroiss, Tilman Sindlinger, Peter Spiteller, Bernd Steffan, Wolfgang Steglich, Michaela Engler-Lohr, Sylvia Semar, Timm Anke: New benzodioxepin type strobilurins from basidiomycetes. Structural revision and determination of the absolute configuration of strobilurin D and related beta-methoxyacrylate antibiotics. Tetrahedron, 1999, 55, 10101–10118, doi:10.1016/S0040-4020(99)00563-3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Winter-Helmling (Mycena tintinnabulum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien