Neuturm (Worms)

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Neuturm bei Sebastian Münster (ca. 1550) – mit Ritter; im Vordergrund die Goldene Pforte[1]
Neuturm bei Sebastian Münster (ca. 1550) – mit Ritter; im Vordergrund die Goldene Pforte[1]
Neuturm von Peter Hamman (ca. 1630) – mit Marienbild
Neuturm von Peter Hamman (ca. 1630) – mit Marienbild

Der Neuturm der Stadtbefestigung von Worms war der nordöstliche Eckturm des äußeren Mauerrings und besonders prächtig gestaltet.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Fundament des Turms ragte in den Rhein hinein[2] und war zugleich der nördlichste Punkt der Stadtbefestigung entlang der Rheinfront. Der Turm schützte die benachbarte Goldene Pforte (ein rheinseitiges Stadttor) und einen vorgelagerten Hafenkran.[3] In der heutigen Topografie entspricht das dem Bereich des Handelshafens, wo heute ein Großsilo die Wormser Stadtsilhouette ziert.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Neuturm soll der erste Turm der äußeren Befestigung gewesen sein, der erbaut wurde – die Bauzeit ist aber nicht belegt. Das älteste erhaltene schriftliche Zeugnis zu dem Turm stammt von 1368.

Der Turm wurde von den französischen Besatzern 1689 zerstört, wozu 30 Sprengminen erforderlich waren.[5] Die verbliebene Ruine stand noch lange und wurde erst beim Bau des Hafens 1893 beseitigt.[6]

Bauwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Neuturm war – nach allen erhaltenen Darstellungen – ein besonders imposanter Turm, der die Nordostecke der äußeren Mauer überragte.[7] Er stand auf einem besonders befestigten Podest.[8] Der Turm wies sechs gewölbte Stockwerke mit je zwei kleinen rechteckigen Fenstern zum Rhein in den oberen Stockwerken auf. In Höhe des Mauerabschlusses umlief den Turm ein vorkragender Gang.

Geschmückt war der Neuturm mit einem Zinnenkranz über einem Bogenfries und einem hohen, pyramidenförmigen Dach, umgeben von vier achteckigen Ecktürmchen mit spitzen Turmhelmen.[9] Auf der Darstellung von Peter Hamman war er flussseitig mit einem Marienbild geschmückt, auf der Darstellung von Sebastian Münster[10] ist es ein Ritter. Der prächtige Turm galt als „der Stolz der Stadt“.[11]

Wissenswert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Neuturm war namensgebend für die Neuturmstraße.[12]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Heinz Armknecht: Die Wormser Stadtmauern. In: Der Wormsgau 9 (1970/1971), S. 54–65.
  • Walter Hotz: Wehrhaftes Worms. Kunstgeschichte der Stadtbefestigung. 2) Türme und Tore der Spätgotik und der Renaissance. In: Wormser Monatsspiegel vom Juni 1982, S. 5–11. [zitiert: Hotz, Juni 1982]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sebastian Münster: Cosmographey. Hencicpetrina, Basel 1572, S. DCXCIII–DCXCVI. Stadtarchiv Worms: Abt. 217 Nr. 1478.
  2. Armknecht: Die Wormser Stadtmauern, S. 62.
  3. Hotz, Juni 1982, S. 5.
  4. Irene Spille: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 10 (Stadt Worms). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1992, ISBN 978-3-88462-084-7, S. 44.
  5. Hotz, Juli 1982, S. 21.
  6. Armknecht: Die Wormser Stadtmauern, S. 62; Wolfgang Grün: Die Stadtmauer von Worms. Stadtarchiv Worms, Worms 1998. ISBN 3-00-002765-3, S. 14.
  7. Hotz, Juni 1982, S. 5.
  8. Armknecht: Die Wormser Stadtmauern, S. 62.
  9. Hotz, Juni 1982, S. 5.
  10. Sebastian Münster: Cosmographey. Hencicpetrina, Basel 1572, S. DCXCIII–DCXCVI: Darstellung von Worms von der Ost-, also der Rheinseite gesehen, um 1550. Abgedruckt bei: Eugen Kranzbühler: Verschwundene Wormser Bauten. Beiträge zur Baugeschichte und Topographie der Stadt. Kräuter’sche Buchhandlung, Worms 1905, Tafel vor S. V. Stadtarchiv Worms: Abt. 217 Nr. 1478.
  11. Heribert Isele: Das Wehrwesen der Stadt Worms von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Masch. Diss. Heidelberg [1951?], S. 59.
  12. Erich Schwan: Die Straßen- und Gassennamen im mittelalterlichen Worms = Der Wormsgau. Beiheft 1. Stadtbibliothek, Worms 1936, S. 18.
  13. Georg Braun, Simon Novellanus und Franz Hogenberg: Beschreibung und Contrafactur der vornembster Stät der Welt. Heinrich von Ach, Köln 1574. Tafel zwischen den Seiten 35 und 36. Stadtarchiv Worms: Abt. 214 Nr. 1499.
  14. Detail aus dem Plan von Peter Hamman um 1690: Statt Wormbß wie selbige 1631 vor dem Schwedischen Ruin der Vorstätt [...] verblieben. Stadtarchiv Worms, Abt. 1B, Nr. 48.
  15. Matthäus Merian: Topographia Palatinus Rheni et Vicinarum Regionum. Hoffmann, Frankfurt 1645, Tafel zwischen S. 96 u. 97. Stadtarchiv Worms: Abt. 217 Nr. 1495. Abgedruckt bei: Eugen Kranzbühler: Verschwundene Wormser Bauten. Beiträge zur Baugeschichte und Topographie der Stadt. Kräuter’sche Buchhandlung, Worms 1905, Tafel vor S. V.
  16. Detail aus: Peter Hamman: Ansicht der Stadt Worms im Zustand vor 1689 von Osten (Rheinfront). Stadtarchiv Worms, Abt. 1B, Nr. 48.

Koordinaten: 49° 38′ 22″ N, 8° 22′ 19,8″ O