Niehorst

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Niehorst
Wappen von Niehorst
Koordinaten: 51° 57′ N, 8° 21′ OKoordinaten: 51° 57′ 0″ N, 8° 20′ 50″ O
Höhe: 73 m
Fläche: 9,16 km²
Einwohner: 780 (1. Jan. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 85 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1970
Postleitzahl: 33334
Vorwahl: 05241
Karte
Lage von Niehorst in Gütersloh
Naturschutzgebiet Niehorster Heide
Naturschutzgebiet Niehorster Heide

Niehorst ['niːhɔʁstAudiodatei abspielen ist ein nördlicher Stadtteil von Gütersloh in Ostwestfalen-Lippe, welcher 1970 im Rahmen der kommunalen Neugliederung in die heutige Kreisstadt Gütersloh eingemeindet wurde.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niehorst liegt im Osten der Westfälischen Bucht.

Die Lutter bildet die südliche Grenze, der Lichtebach einen Teil der nördlichen. Ein weiteres über Ortsgebiet verlaufendes Gewässer ist der Krullsbach.

Die Landschaft um die Hauptsiedlung herum ist geprägt von Ackerflächen, Wiesen, kleinen Kiefernwälder und einigen Birken. Dazwischen liegen verstreut einige Bauernhöfe.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brockhagen GT-Hollen
Marienfeld GT-Isselhorst
GT-Blankenhagen GT-Nordhorn

Die westliche Grenze des Stadtteils zu Marienfeld ist nicht nur eine Gemeindegrenze, sondern historisch gesehen auch eine Glaubens- und Kulturgrenze. Bis Niehorst ging das protestantische Ravensberger Land, ab Marienfeld begann das katholische Münsterland.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1556 wurde im Ravensberger Urbar zum ersten Mal der Eigenbehörige Johann Nigehorster erwähnt. Zu jener Zeit ließ Johann der Friedfertige, Graf von Ravensberg, acht neue Höfe im Gebiet des heutigen Niehorsts ansiedeln (von denen bis heute noch sieben existieren). Dieses Gebiet wurde im Urbar nach Nigehorsters Hof als „in die Nigehorstere“ bezeichnet. Kurios: Heute liegt der namensgebende Hof (mittlerweile „Hof Niehörster“) nicht auf dem Gebiet des Gütersloher Stadtteils Niehorst, sondern rund 50 m jenseits der Grenze auf Harsewinkeler Stadtgebiet. „Schuld“ sind vermutlich Vorfahren der Niehörsters, die sich im 16. Jahrhundert weigerten, den protestantischen Glauben des Grafen von Ravensberg anzunehmen und beim katholischen Kloster Marienfeld blieben.

Im Jahr 1969 beschloss der Niehorster Gemeinderat den Anschluss an die Stadt Gütersloh und sprach sich damit gegen den möglichen Anschluss an die Stadt Bielefeld aus. Diese Zuordnung trat am 1. Januar 1970 in Kraft.[2] Durch die Gebietsreform von 1973 wurde Niehorst ein Teil des Kreises Gütersloh.

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niehorst gehört zum Kirchspiel Isselhorst. Eine eigene Kirche hatte Niehorst nie. Von den 607 Einwohnern mit Hauptwohnsitz in Niehorst (Stand Dezember 2000) sind 377 oder 62,1 % evangelisch und 116 oder 19,1 % katholisch. 114 oder 18,8 % gehören einer anderen oder keiner Religionsgemeinschaft an.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Niehorst
Wappen von Niehorst
Blasonierung: „In silbernem Schild unter rotem Sparren ein rotes Fachwerk-Bauernhaus mit großem Deelentor und Giebelschmuck; im Deelentor ein goldener Adler in rotem Schild.“
Wappenbegründung: Der rote Sparren steht für die frühere Zugehörigkeit zur Grafschaft Ravensberg. Der Adler zeigt das Wappen der Grafen von Rietberg, die hier einst einflussreiche Grundherren waren.

Parteien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste CDU-Ortsverband im Kirchspiel Isselhorst wurde am 3. Januar 1969 in Niehorst gegründet. Wenige Wochen später wurde der CDU-Ortsverband „Kirchspiel Isselhorst“ gegründet, dem sich der Niehorster Ortsverband anschloss.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baumallee in der Hakenheide

In Niehorst stehen einige zum Teil mehr als 500 Jahre alte Bauernhöfe mit kunstvoll verzierten Deelentorbögen. Insbesondere der Hof Diekmann zeichnet sich durch seinen äußeren Schmuck beim Fachwerk aus. Der Eichenhof von 1807 steht auf der Liste der Baudenkmäler in Gütersloh.

Die „Niehorster Heide“ rund um das ehemalige Nato-Tanklager gilt als „Kleine Senne“. Auf dem gesetzlich geschützten Biotop mit seinem Heide- und Sandmagerrasen ist eine große Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren nährstoffarmer Standorte zu beobachten. So kommen dort Stechimmen, Feldgrillen, Heidelerchen, Baumpieper sowie eine Vielzahl von Flechten, Moosen und typischen Pflanzen wie Heidekraut vor.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Windkraftanlage Niehorstwind

Niehorst ist geprägt durch Streubesiedlung. Ein Ortskern im klassischen Sinn fehlt.

Anfang der 1960er Jahre wurde in Niehorst ein Gewerbegebiet ausgewiesen. Hier haben sich kleine Industrie- und Handwerksbetriebe angesiedelt. Zu überregionaler Bedeutung hat sich allein die Firma Huxohl entwickelt, die von einer kleinen Mühle mit Sägegatter zu einem bundesweit operierenden Holzhandel und Sägewerk wurde. Ansonsten ist der Stadtteil wirtschaftlich von klein- und mittelbäuerlicher Landwirtschaft geprägt. Seit Anfang des neuen Jahrtausends bietet der Hof Birkenhake als erster und einziger Anbieter im Stadtgebiet Gütersloh Urlaub auf dem Bauernhof an und erschloss damit Niehorst für den Tourismus.

Seit dem Jahr 2000 steht an der Straße An den Sandgruben eine Windenergieanlage. Ihr Turm ist 85 Meter hoch.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gebürtig aus Niehorst stammen:

In Niehorst wohnte:

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Filmemacher Thilo Gosejohann (* 1971), Bruder von Simon Gosejohann, nutzte sein Heimatdorf als Filmkulisse für die Filme Operation Dance Sensation und Captain Cosmotic. Seine Filmgesellschaft nannte er entsprechend „Neverhorst Film Company“.
  • Gleich zweimal stürzten auf Niehorster Gebiet Flugzeuge ab: 1978 verunglückte ein britischer Düsenjäger an der Grenze zu Ebbesloh, 1988 stürzte ein Harrier ab und explodierte. Niehorst liegt unweit des Militär-Flughafens Gütersloh.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Kreis Gütersloh: Zahlen | Daten | Fakten 2022. (PDF; 7,34 MB) Abgerufen am 27. Oktober 2022.
  2. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 110.