Nowa Wieś (Sztum)

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Nowa Wieś (deutsch Neudorf, früher Neuendorff[1]) ist ein Dorf in der Stadt- und Landgemeinde (Gmina) Sztum (Stuhm) im Powiat Sztumski (Stuhmer Kreis) der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt im ehemaligen Westpreußen, etwa sechs Kilometer südwestlich von Stuhm (Sztum), zwölf Kilometer westnordwestlich von Niklaskirchen (Mikołajki Pomorskie) und vier Kilometer westnordwestlich von Pestlin (Postolin).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Handskizze des Burgwalls westlich des Dorfs am Flüsschen Bache und (untere Bildecke links) Handskizze eines auf dem Gelände gefundenen Spinnwirtels aus Ton[2]

Der Ort wurde urkundlich erstmals in der Handfeste für das Dorf Pestlin (1295) erwähnt, die jedoch verlorengegangen ist.[2] Ältere Ortsbezeichnungen sind das newe Dorff (1295), Nuendorff (1411), Nuwedorff (15. Jh.), Neuendorf (1498), Neundorf (1565) und Wieś nowa (1659).[3][2] Im Sommer 1868 wurden bei Königlich Neudorf auf dem Gelände des Landwirts Görschlag, an der Straße, die von Marienwerder nach Stuhm führt, unter einem flachen Stein etwa zwanzig Bestattungsurnen gefunden.[4] An weiteren Siedlungsspuren aus der Zeit vor Eintreffen des Deutschen Ordens weist der Ort etwa 1300 Meter westlich des Dorfkerns, am Flüsschen Bache, eine Burgstelle auf, die von einem aufgeschütteten Burgwall umgeben ist und eingangsseitig einen Burggraben hat.[2][5] Zwar sind in dem aufgeschütteten Wall Ziegelstein-Reste und Eisenteile gefunden worden, doch Toeppen mutmaßte, dass sich hier einst die Burg eines ranghöheren Preußen befunden haben könnte.[6] Auf dem Burggelände hat Schmid später einen Spinnwirtel aus Ton geborgen.[2]

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Montken in die Landgemeinde Königlich Neudorf eingegliedert;[7] die Gemeinde Königlich Neudorf wurde am 19. Dezember 1930 in Neudorf umbenannt.[8] Der Gutsbezirk Montken hatte im Jahr 1927 eine Flächengröße von 340 Hektar und 1925 fünfzig Einwohner gehabt.[9]

Im Jahr 1945 gehörte die Gemeinde Neudorf zum Landkreis Stuhm im Regierungsbezirk Marienwerder im Reichsgau Danzig-Westpreußen des Deutschen Reichs. Neudorf war dem Amtsbezirk Pestlin zugeordnet.

Im Januar 1945 wurde Neudorf von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region seitens der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit ganz Hinterpommern und der südlichen Hälfte Ostpreußens – militärische Sperrgebiete ausgenommen – der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Neudorf wurde unter der polnischen Ortsbezeichnung „Nowa Wieś“ verwaltet. Die einheimische deutsche Bevölkerung wurde von der polnischen Administration mit wenigen Ausnahmen aus Neudorf vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 Erbfrei-Dorf, Freischulzerei und vier bebaute Pestliner Pfarrhuben, 30 Feuerstellen (Haushaltungen), in Westpreußen[1]
1818 156 königliches Dorf[10]
1852 450 Dorf[11]
1864 412 Dorf, darunter 32 Evangelische und 373 Katholiken[12]
1885 495 am 1. Dezember, davon 46 Evangelische und 446 Katholiken[13]
1910 559 Landgemeinde, am 1. Dezember, darunter 67 Evangelische, 458 Katholiken und sieben Sonstige; 434 Personen mit polnischer Muttersprache[14]
1933 763 [15]
1939 812 [15]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Protestanten der hier bis 1945 anwesenden Dorfbevölkerung gehörten zur evangelischen Pfarrei Rehhof.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Königlich Neudorf, Dorf, Kreis Stuhm, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Königlich Neudorf (meyersgaz.org).
  • Montken, Gut, Kreis Stuhm, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, mit einer historischen Landkarte der Umgebung von Montken (meyersgaz.org).
  • Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Thorn 1868 (Google Books).
  • Bernhard Schmid: Die Bau- und Kunstdenkmäler Pomesaniens – 3. Kreis Stuhm (= Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreussen), Band 13, Danzig 1909, S. 301 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 145 (Google Books).
  2. a b c d e Bernhard Schmid: Die Bau- und Kunstdenkmäler Pomesaniens – 3. Kreis Stuhm (= Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreussen), Band 13, Danzig 1909, S. 301 (Google Books).
  3. Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Thorn 1868, S. 206 (Google Books).
  4. Altpreußische Monatsschrift, Band 6, Königsberg i. Pr. 1869, S. 560, Ziffer 83 (Google Books).
  5. Abraham Lissauer: Die prähistorischen Denkmäler der Provinz Westpreussen und der angrenzenden Gebiete. W. Engelmann, Leipzig 1887, S. 187–188 (Google Books).
  6. Max Toeppen: Ueber einige Alterthümer aus der Zeit des Heidenthums in der Nachbarschaft von Marienwerder. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Vierte Folge, Band 13, Königsberg i. Pr. 1876, S. 513–554, insbesondere S. 538–541 (Google Books).
  7. Amtsbezirk Louisenwalde (Territorial.de)
  8. Amtsbezirk Pestlin (Territorial.de)
  9. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 382 (Google Books).
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 265, Ziffer 633 (Google Books).
  11. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 416 (Google Books).
  12. Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868. Ortschaft-Verzeichnis des Regierungsbezirks Marienwerder, S. 200–201, Ziffer 87 (Google Books).
  13. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1885. Band II: Provinz Westpreußen, Berlin 1887, S. 70–71, Ziffer 46 (Google Books).
  14. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, 3. Kreis Deutsch Krone, S. 74–75, Ziffer 43 (Google Books).
  15. a b Michael Rademacher: Kreis Stuhm. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  16. Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 519–520 (Google Books).

Koordinaten: 53° 52′ N, 19° 0′ O