Okladnikow-Höhle

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Die Okladnikow-Höhle (russisch Пещера им. А.П. Окладникова) ist eine archäologische Fundstelle in Russland, in den Bergen des Russischen Altai in Südsibirien.[1] Sie wurde nach dem russischen Archäologen Alexei Okladnikow benannt. In der Höhle gefundene menschliche Überreste belegen, dass die Neandertaler bis nach Sibirien gelangt sind; 2 000 km weiter nach Osten als bisher angenommen.

Lage

Die Höhle befindet sich am südwestlichen Rand der Siedlung Sibirjatschicha, in der Nähe des Rajonverwaltungszentrums der Region Altai - des Dorfes Soloneschnoje, in einer Kalksteinformation am linken Ufer des Flusses Sibirka, einem schmalen Nebenfluss des Anui.

Beschreibung

Der Eingang der Höhle weist nach Süden und befindet sich 14 m über dem heutigen Niveau des Flusses. Sie besteht aus einem Komplex miteinander verbundener kleiner Höhlungen, einem Felsüberhang, einer Grotte und fünf Galerien.

Nach Andrei Kriwoschapkin, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Archäologie und Ethnographie der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften, wurden die Knochen bereits Mitte der 1980er Jahre, während Ausgrabungen unter der Leitung von zwei Mitgliedern des Instituts - dem Doktor der historischen Wissenschaften Sergei Markin und Valeri Petrin entdeckt.[2] Unter den, über alle sieben vorgefundenen Kulturschichten (strata) verteilten, dem Moustérien zuzuordnenden Artefakten waren drei große Knochenfragmente und fünf Zähne; ein Prämolar und vier Molare aus verschiedenen Unterkiefern. Diese menschlichen Überreste stammten nach den Ergebnissen der Radiokarbondatierung von zwei Jugendlichen und von einer erwachsenen Person, die bei ihrem Tod über 24 Jahre alt war.

Die Knochenfragmente des einen Jugendlichen waren nach den Ergebnissen der Radiokarbondatierung zwischen 40 400 und 32 250 Jahre alt und enthielten Neandertaler DNA. Die Knochen des Erwachsenen, deren Alter auf 27 180 Jahre v. u. Z. (+/-700 Jahre) bestimmt wurde, enthielten keine Hinweise auf Neandertaler DNA.[3]

Einordnung

Seit 1938 im Bergland von Usbekistan, in der Teschik-Tasch-Höhle, das Skelett eines acht bis zehn Jahre alten mutmaßlichen Neandertaler-Kindes geborgen wurde, galt diese Höhle als der östlichste Fundort von Neandertalerknochen.

Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig konnte 2007 in zwei der drei Okladnikow-Fossilien sowie in den Knochen aus der Teschik-Tasch-Höhle bereits von europäischen Neandertalern bekannte DNA-Sequenzen nachweisen. [4] Pääbo und seine Kollegen untersuchten DNA aus dem rechten Oberschenkelknochen des Neandertalerkindes aus der Teschik-Tasch-Höhle und aus den Oberarm- und Fingerknochen der in Sibirien gefundenen Fossilien und verglichen diese mit dem bislang entzifferten Erbgut 13 europäischer Neandertaler. Die Ähnlichkeit der Mitochondrien-DNA der sibirischen und europäischen Neandertaler wies darauf hin, dass sie noch nicht lange räumlich getrennt gelebt haben können. Der Junge aus Teschik-Tasch stand den europäischen Neandertalern verwandtschaftlich noch näher als den Frühmenschen aus Sibirien. Diese Forschungsergebnisse erweiterten das bisher bekannte Verbreitungsgebiet des Neandertalers um rund 2 000 km nach Osten. Ob die Neandertaler möglicherweise bis in die Mongolei oder nach China vordrangen, muss durch weitere Untersuchungen fossiler Knochen herausgefunden werden.

Literatur

  • Johannes Krause, Ludovic Orlando, David Serre, Bence Viola, Kay Prüfer, Michael P. Richards, Jean-Jacques Hublin, Catherine Hänni, Anatoly P. Derevianko, Svante Pääbo: Neanderthals in central Asia and Siberia. Nature, 449/18 Oktober 2007, S. 902-904
  • Thomas Bence Viola, M. Teschler-Nicola, K. Schaefer, A. P. Derewianko, H. Seidler: Postcranial remains from Okladnikov Cave, Siberia. American Journal of Physical Anthropology, Supplement 46 2008, S. 214-215.

Weblinks

Alexander Markow: Paläologische Forschungsergebnisse erweitern das Verbreitungsgebiet des Neandertalers um rund 2000 km nach Osten. Элементы, 9. Oktober 2007 (russisch)

Einzelnachweise

  1. Peter Neal Peregrine, Melvin Ember: Encyclopedia of Prehistory: Arctic and Subarctic. Springer Verlag, Dordrecht 2001, ISBN 0-306-46256-7
  2. Artjom Tunzow (2. Oktober 2007) Neandertaler eroberte Sibirien Gaseta (abgerufen 28. Juni 2009)
  3. Johannes Krause et al.: Neanderthals in central Asia and Siberia. Nature, 449/18 Oktober 2007 S. 902-904
  4. Sibylle Wehner-von Segesser Die Neandertaler – sogar in Sibirien zu finden - Vergleiche des Erbguts von asiatischen und europäischen Fossilien. Neue Zürcher Zeitung (abgerufen 28. Juni 2009)

Koordinaten: 51° 44′ N, 84° 2′ O