Olympische Sommerspiele 1904/Leichtathletik – Marathon (Männer)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin Marathonlauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 38 Athleten aus 5 Ländern
Wettkampfort Francis Field
Wettkampfphase 30. August 1904
Siegerzeit 3:28:53 h
Medaillengewinner
Thomas Hicks (Vereinigte Staaten 45 USA)
Albert Corey (Vereinigte Staaten 45 USA)[1]
Arthur Newton (Vereinigte Staaten 45 USA)

Der Marathonlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1904 in St. Louis wurde am 30. August 1904 in St. Louis ausgetragen. Es nahmen 38 Athleten teil, von denen 14 das Rennen beendeten.

Die US-Athleten konnten einen Dreifachsieg feiern. Thomas Hicks gewann vor Albert Corey[1] und Arthur Newton.

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Marathonlauf wurden noch bis 2003 keine offiziellen Weltrekorde geführt, es gab inoffizielle Weltbestzeiten.

Weltbestleistung 2:29:23,6 h Jack Caffery Kanada 1868 Kanada 1901 gelaufen über 39 km[2]
Olympischer Rekord 2:58:50 h Spyridon Louis Königreich Griechenland Griechenland OS Athen, 10. April 1896

Anmerkung zur Marathondistanz:
Eine Einigung über die Streckenlänge gab es erst 1921, als das IOC die Distanz des Marathons der Olympischen Spiele 1908 in London als verbindliche Länge von 42,195 km festlegte.[3]

Gruppe von Marathonläufern vor dem Rennen: Félix Carvajal (Nr. 3), Geo. D Vamvakitis (25), John Furla (30), John Lugitsas (38), George Drosos (34), Georgios Louridas (37), Harry Janakas (32), Andreas Ikonomou (28), Christos D. Zehoouritis (6)
Start zum Marathonlauf, (vordere Reihe, v. l. n. r.): Thomas Hicks (Nr. 20), Frederick Lorz (31), Sidney Hatch (39), John Lordan, Félix Carvajal (3), Christos D. Zehouritis (6), Albert L. Cory (7), Frank Pierce (9), Sammy Mellor (10), Edward P. Car (11), Arthur Newton (12)
Spitzengruppe in der Anfangsphase: Frank Pierce (Nr. 9), Michael Spring (12), Charilaos Giannakas (32), Thomas Hicks (20), Sammy Mellor (10)
Thomas Hicks an der 20-Meilen-Marke

Ergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (h)
1 Thomas Hicks Vereinigte Staaten 45 USA 3:28:53
2 Albert Corey Vereinigte Staaten 45 USA[1] 3:34:52
3 Arthur Newton Vereinigte Staaten 45 USA 3:47:33
4 Félix Carvajal Kuba Kuba k. A.
5 Dimitrios Veloulis Königreich Griechenland Griechenland
6 David Kneeland Vereinigte Staaten 45 USA
7 Harry Brawley Vereinigte Staaten 45 USA
8 Sidney Hatch Vereinigte Staaten 45 USA
9 Len Taunyane Vereinigtes Konigreich 1801 Südafrika
10 Christos Zechouritis Königreich Griechenland Griechenland
11 Harry Devlin Vereinigte Staaten 45 USA
12 Jan Mashiani Vereinigtes Konigreich Südafrika
13 John Furla Vereinigte Staaten 45 USA
14 Andreas Ikonomou Königreich Griechenland Griechenland
Georgios Drosos Königreich Griechenland Griechenland DNF

nach

Kluge/
SportsReference/
IOC-Seite
Georgios Louridas Königreich Griechenland Griechenland
Ioannis Loungitsas Königreich Griechenland Griechenland
Petros Pipilis Königreich Griechenland Griechenland
Georgios Vamkaitis Königreich Griechenland Griechenland
Robert Harris Vereinigtes Konigreich 1801 Südafrika
Edward Carr Vereinigte Staaten 45 USA
Robert Fowler Vereinigte Staaten 45 USA
John Foy Vereinigte Staaten 45 USA
William Garcia Vereinigte Staaten 45 USA
Thomas Kennedy Vereinigte Staaten 45 USA
John Lordan Vereinigte Staaten 45 USA
Sammy Mellor Vereinigte Staaten 45 USA
Frank Pierce Vereinigte Staaten 45 USA
Guy Porter Vereinigte Staaten 45 USA
Michael Spring Vereinigte Staaten 45 USA
Charilaos Giannakas Königreich Griechenland Griechenland DNFSp.Ref./ IOC
Sidney Hatch Vereinigte Staaten 45 USA DNF nach IOC-Seite
Harry Jenakas Königreich Griechenland Griechenland DNF

nach
Kluge
K. Lantos Königreich Griechenland Griechenland
J. Thirla Königreich Griechenland Griechenland
D. Tsokas Königreich Griechenland Griechenland
J.J. Kennedy Vereinigte Staaten 45 USA
Frederick Lorz Vereinigte Staaten 45 USA DSQ

Wettkampfverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Streckenführung des Marathons

Der Marathonlauf war offiziell 40 Kilometer bzw. 24,85 Meilen lang, vermutlich war er aber fast 2 Kilometer länger. 32 Läufer nahmen um 15:08 Uhr die Strecke in Angriff, die durch die nördlich des Stadions gelegenen Vororte von St. Louis führte. Die Rennbedingungen waren hart: Die äußerst hügelige Strecke (sieben Steigungen mit 30 bis 100 Meter Höhendifferenz) führte über unbefestigte Straßen mit einer mehreren Zentimeter dicken Staubschicht. Begleitautos und -pferde wirbelten zusätzlich Staub auf, wodurch zahlreiche Läufer an starken Hustenkrämpfen litten. Obschon die Temperaturen durchwegs über 32 °C (90° F) lagen, stand nur eine einzige Wasserstelle zur Verfügung. Im Verlaufe des Rennens gab es zahlreiche Wechsel an der Spitze, die einzelnen Läufer lagen zum Teil sehr weit auseinander. Nach etwa der Hälfte übernahm Thomas Hicks die Führung und erreichte schließlich nach fast dreieinhalb Stunden das Ziel. Nur 14 Läufer bewältigten die gesamte Strecke.

Hicks’ Siegeslauf gibt einen Einblick in das mangelnde sportmedizinische Wissen zu jener Zeit. Auf Anraten seiner Begleiter durfte er kein Wasser trinken, sondern lediglich seinen Mund mit destilliertem Wasser ausspülen. Etwa bei Kilometer 28 erhielt er ein Milligramm Strychnin mit einem Eiweiß. Bei Kilometer 32 gab es ein zweites Eiweiß mit Strychnin sowie einen Schluck Brandy. Außerdem wurde ihm der ganze Körper mit warmem Wasser abgerieben. Auf der letzten Meile aß Hicks zwei weitere Eier und nahm etwas Brandy zu sich, seine Begleiter wiederholten das Abreiben mit Wasser.

Frederick Lorz hatte nach 15 Kilometern aufgegeben. Er stieg in ein Begleitfahrzeug, das mit einer Panne liegenblieb. Er begab sich zu Fuß zum Ziel und ließ sich dort als Sieger feiern. Obwohl er beteuerte, dass er sich lediglich einen Scherz erlaubt hatte, wurde er lebenslang für die Olympischen Spiele gesperrt. Der amerikanische Verband war nachsichtiger und ließ die Sperre im darauffolgenden Jahr auslaufen, woraufhin Lorz auf ehrliche Weise den Boston-Marathon gewann.

Angeblich soll der barfuß laufende Südafrikaner Len Taunyane mehr als eine Meile lang von einem Hund verfolgt worden sein, wodurch er etwa sechs bis sieben Minuten verlor. Der viertplatzierte Kubaner Félix Carvajal – in manchen Quellen auch als Andarín Carvajal bezeichnet[4] – lief das Rennen mit schweren Straßenschuhen. Da er keine Turnhose besaß, schnitt er vor dem Start die Beine seiner normalen Hose ab, um sich der Hitze anzupassen. Zur Erfrischung nahm er unterwegs frisches Obst zu sich, woraufhin er von Magenkrämpfen ausgebremst wurde.

Hier gibt es eine komplette Übereinstimmung der verwendeten Quellen bis auf die Läufer, die das Rennen aufgaben. Diese sind in der Tabelle oben aufgelistet mit entsprechenden Anmerkungen zur jeweiligen Quelle.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Albert Corey war eigentlich Franzose. Da er aber für die Chicago Athletic Association an den Start ging, führt ihn das IOC in den Statistiken als US-Amerikaner.
  2. Kluge gibt diese Leistung als bestehende Weltbestleistung an, obwohl die Laufstrecke offenbar nicht der des Marathonlaufes entsprach.
  3. Marathon Länge: Warum ist die Strecke immer 42,195 km lang? von Martin Maciej, 29. Oktober 2015 auf giga.de abgerufen am 30. Juli 2018
  4. The Trials and Tribulations of 1904 Olympic Marathon Runners, 6. Mai 2016 auf todayifoundout.com (englisch), abgerufen am 30. Juli 2018