Olympische Sommerspiele 1956/Leichtathletik – Marathon (Männer)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin Marathonlauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 46 Athleten aus 23 Ländern
Wettkampfort Rundkurs durch Melbourne
Start und Ziel:
Melbourne Cricket Ground
Wettkampfphase 1. Dezember 1956
Medaillengewinner
Alain Mimoun (Frankreich 1946 FRA)
Franjo Mihalić (Jugoslawien YUG)
Veikko Karvonen (Finnland FIN)
Der Royal Botanic Gardens von Melbourne (hier im Jahr 2010)

Der Marathonlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne wurde am 1. Dezember 1956 ausgetragen. 46 Athleten nahmen teil, von denen 33 das Ziel erreichten. Start und Ziel war der Melbourne Cricket Ground.

Olympiasieger wurde der Franzose Alain Mimoun. Er gewann vor dem Jugoslawen Franjo Mihalić und dem Finnen Veikko Karvonen.

Von den deutschen Startern erreichten zwei das Ziel: Lothar Beckert auf Platz neunzehn und Kurt Hartung auf Platz 28. Klaus Porbadnik musste das Rennen aufgeben. Der Österreicher Adolf Gruber erreichte als 23. das Ziel. Schweizer Athleten nahmen nicht teil.

Bestehende Rekorde/Bestleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offizielle Rekorde wurden damals in dieser Disziplin außer bei Meisterschaften und Olympischen Spielen aufgrund der unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten nicht geführt.

Weltbestzeit 2:17:39,4 h Jim Peters (Vereinigtes Konigreich Großbritannien) Chiswick, Großbritannien 26. Juni 1954[1]
Olympischer Rekord 2:23:03,2 h Emil Zátopek (Tschechoslowakei Tschechoslowakei) OS Helsinki, Finnland 27. Juli 1952

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Olympiasieger Alain Mimoun verfehlte ihn um 1:56,8 min.

Streckenführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Streckenführung in Melbourne

Nach zweieinhalb Stadionrunden führte die Strecke aus dem Stadion heraus und bog auf die Brunton Avenue ein. Danach ging es nach rechts in die Punt Road, auf der die Bahnlinie direkt beim Bahnhof des Stadtteils Richmond überquert wurde. Sofort danach verlief die Route nach rechts in die Swan Street. Auf der Swan Street Bridge wurde der Yarra River überquert. Über die Linlithgow Avenue ging es dann durch den Nordteil der Royal Botanic Gardens. Weiter führte der Weg auf die St. Kilda Road, wo es in südwestlicher Richtung entlang ging. Dann schwenkte die Route links nach Westen in die Dandenong Road. Im Stadtteil Malvern ging es dann südwestlich weiter über die Normanby Road. In Höhe der Pferderennbahn in Caulfield wurde auf der Queens Avenue wieder die Bahnstrecke überquert, anschließend ging es gleich nach rechts wieder in die Dandenong Road. Von da an verlief die Strecke wieder in südwestliche Richtung stetig leicht bergauf an Oakleigh vorbei. Kurz vor Clayton wurde der Wendepunkt erreicht und die Routenverlauf führte auf demselben Weg wieder zurück zum Stadion.[2]

Rennen und Endergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Ende seiner Laufbahn wurde Alain Mimoun Olympiasieger
Silber gab es für Franjo Mihalić
Bronzemedaillengewinner Veikko Karvonen (links) und Kurao Hiroshima (Rang 33)
Der Olympiasieger von 1952 Emil Zátopek erreichte Platz sechs

Datum: 1. Dezember 1956, 15.15 Uhr[3]

Platz Name Nation Zeit
1 Alain Mimoun Frankreich 1946 Frankreich 2:25:00 h
2 Franjo Mihalić Jugoslawien Jugoslawien 2:26:32 h
3 Veikko Karvonen Finnland Finnland 2:27:47 h
4 Lee Chang-hoon Korea Sud 1949 Südkorea 2:28:45 h
5 Yoshiaki Kawashima Japan 1870Japan Japan 2:29:19 h
6 Emil Zátopek Tschechoslowakei Tschechoslowakei 2:29:34 h
7 Iwan Filin Sowjetunion 1955 Sowjetunion 2:30:37 h
8 Evert Nyberg Schweden Schweden 2:31:12 h
9 Thomas Nilsson Schweden Schweden 2:33:33 h
10 Eino Oksanen Finnland Finnland 2:36:10 h
11 Arnold Vaide Schweden Schweden 2:36:21 h
12 Choi Chung-sik Korea Sud 1949 Südkorea 2:36:53 h
13 Paavo Kotila Finnland Finnland 2:38:59 h
14 Mercer Davies Sudafrika 1928 Südafrikanische Union 2:39:48 h
15 Harry Hicks Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:39:55 h
16 Hideo Hamamura Japan 1870Japan Japan 2:40:53 h
17 Albert Richards Neuseeland Neuseeland 2:41:34 h
18 John Russell Australien Australien 2:41:44 h
19 Lothar Beckert Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956 Deutschland 2:42:10 h
20 Nick Costes Vereinigte Staaten 48 USA 2:42:20 h
21 John J. Kelley Vereinigte Staaten 48 USA 2:43:40 h
22 Muhammad Havlidar Aslam Pakistan Pakistan 2:44:33 h
23 Adolf Gruber Osterreich Österreich 2:46:20 h
24 Aurèle Vandendriessche Belgien Belgien 2:47:18 h
25 Keith Ollerenshaw Australien Australien 2:48:12 h
26 Myitung Naw Birma 1948 Birma 2:49:32 h
27 Pavel Kantorek Tschechoslowakei Tschechoslowakei 2:52:05 h
28 Kurt Hartung Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956 Deutschland 2:52:14 h
29 Bashay Feleke Athiopien 1941 Äthiopien 2:53:37 h
30 Abdul Rashid Pakistan Pakistan 2:57:47 h
31 Arap Sum Kanuti Britisch-Ostafrika Kenia 2:58:42 h
32 Gebre Birkay Athiopien 1941 Äthiopien 2:58:49 h
33 Kurao Hiroshima Japan 1870Japan Japan 3:04:17 h
DNF Ali Baghbanbashi Iran 1925 Iran
Jan Barnard Sudafrika 1928 Südafrikanische Union
Ron Clark Vereinigtes Konigreich Großbritannien
Eduardo Fontecilla Chile Chile
Boris Grischajew Sowjetunion 1955 Sowjetunion
Albert Iwanow Sowjetunion 1955 Sowjetunion
Giuseppe Lavelli Italien Italien
Fred Norris Vereinigtes Konigreich Großbritannien
Les Perry Australien Australien
Klaus Porbadnik Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956 Deutschland
Juan Silva Chile Chile
Dean Thackwray Vereinigte Staaten 48 USA
Im Hwa-dong Korea Sud 1949 Südkorea
DNS Rudy Méndez Puerto Rico Puerto Rico
Demissie Gamatcho Athiopien 1941 Äthiopien
Zwischenzeiten[4]
Zwischenzeit-
marke
Zwischenzeit Führender 5-km-Zeit
5 km 16:25 min Arap Sum Kanuti 16:25 min
10 km 33:30 min Paavo Kotila 17:05 min
15 km 50:37 min Alain Mimoun 17:07 min
20 km 1:08:03 h Alain Mimoun 17:26 min
25 km 1:24:35 h Alain Mimoun 16:32 min
30 km 1:41:47 h Alain Mimoun 17:12 min
35 km 1:59:34 h Alain Mimoun 17:25 min
40 km 2:17:30 h Alain Mimoun 17:56 min

Der Tschechoslowake Emil Zátopek, vier Jahre zuvor dreifacher Olympiasieger auf den Langstrecken, startete hier in Melbourne nur im Marathonlauf und wollte hier seinen Olympiasieg von 1952 wiederholen. Doch Zátopek laborierte an den Folgen eines Leistenbruches und war nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Die Favoritenrolle fiel in erster Linie an den Franzosen Alain Mimoun, der allerdings bereits 35 Jahre alt war. Bei den Olympischen Spielen 1948 und 1952 war Mimoun über 5000 und 10.000 Meter dreimal von Zátopek geschlagen worden und hatte sich jedes Mal mit Silber begnügen müssen. Auch bei den Europameisterschaften 1950 war der Franzose dem Tschechoslowaken zweimal unterlegen gewesen. Zátopek hatte 1952 in Helsinki sein Marathondebüt gegeben, diesmal war es Mimoun, der diese Strecke zum ersten Mal in Angriff nahm.[5]

Das Rennen wurde am 1. Dezember um 15.15 Uhr gestartet.[6] Zum ersten Mal in der olympischen Geschichte gab es beim Marathon einen Fehlstart. Bei sonnigem Wetter (ca. 30° C) war das Anfangstempo hoch. Bei Kilometer fünf hatte sich das Feld in die Länge gezogen. In der Führungsposition lagen der Kenianer Arap Sum Kanuti, der Koreaner Lee Chang-hoon und der Südafrikaner Mercer Davies. Mimoun hielt sich in der Verfolgergruppe. Bei Kilometer zehn ging der Finne Paavo Kotila in Führung, gefolgt von den sowjetischen Athleten Iwan Filin und Albert Iwanow, dem Briten Fred Norris, seinem Landsmann Veikko Karvonen, Mimoun und Kanuti.

Das Rennen wurde im weiteren Verlauf zunächst von Führungswechseln bestimmt. Bei Kilometer fünfzehn lagen Mimoun, Filin und der US-Läufer John Kelley in Führung, eine dreizehnköpfige Verfolgergruppe war nahe hinter ihnen. Beim Wendepunkt griff Mimoun an und übernahm die Führung. Bei Kilometer 25 bestand die Verfolgergruppe nur noch aus Karvonen und dem Jugoslawen Franjo Mihalić, sie lagen knapp eine Minute hinter Mimoun. Weitere zwanzig Sekunden zurück folgten der Japaner Yoshiaki Kawashima, der Schwede Evert Nyberg und Zátopek. Bei Kilometer dreißig war Mimouns Vorsprung auf 72 Sekunden angewachsen. Karvonen, Kawashima und Mihalić bildeten die erste Verfolgergruppe, weitere fünfzig Sekunden dahinter lag Zátopek auf Rang fünf.

Bei Kilometer 35 hatte sich Mihalić ein wenig von Karvonen lösen können. Dreißig Sekunden dahinter kam Kawashima, gefolgt von Zátopek und Lee. Bei Kilometer vierzig lagen die vier Erstplätzierten jeweils knapp eine Minute auseinander. Mimoun lief vor Mihalić und Karvonen. Lee und Zátopek hatten die Plätze getauscht. Im Stadion konnte Mimoun seine letzte Runde vollenden, bevor Mihalić einlief. Auch dieser konnte seine Runde laufen, bevor Karvonen ins Stadion kam. Und wieder dauerte es einige Zeit, bis die nächsten Läufer eintrafen. Kawashima kam ins Stadion, gleich gefolgt von Lee, der ihn dann auf der Zielgeraden noch überholen konnte. Zátopek erreichte das Ziel als Sechster. Von den 33 Läufern, die das Ziel erreichten, brauchten 32 weniger als drei Stunden.[7]

Alain Mimoun gelang der erste französische Olympiasieg im Marathonlauf.
Franjo Mihalić gewann die erste jugoslawische Marathonmedaille.

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 132f

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. WELTREKORD ENTWICKLUNG BEIM MÄNNER MARATHON, abgerufen am 14. August 2021
  2. Official Report 1956, XVI OLYMPIAD MELBOURNE 1956 (englisch), S. 300, digital.la84.org (PDF; 33.358 KB), abgerufen am 14. August 2021
  3. Official Report 1956, XVI OLYMPIAD MELBOURNE 1956 (englisch), S. 301, digital.la84.org (PDF; 33.358 KB), abgerufen am 14. August 2021
  4. Official Report 1956, XVI OLYMPIAD MELBOURNE 1956 (englisch), S. 302, digital.la84.org (PDF; 33.358 KB), abgerufen am 14. August 2021
  5. Athletics at the 1956 Melbourne Summer Games: Men's Marathon, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 14. August 2021
  6. Official Report 1956, XVI OLYMPIAD MELBOURNE 1956 (englisch), S. 284, digital.la84.org (PDF; 33.358 KB), abgerufen am 14. August 2021
  7. Official Report 1956, XVI OLYMPIAD MELBOURNE 1956 (englisch), S. 272f, digital.la84.org (PDF; 33.358 KB), abgerufen am 14. August 2021