Osiris (Reaktor)

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Osiris (Reaktor)
Osiris (Reaktor) (Frankreich)
Osiris (Reaktor) (Frankreich)
Koordinaten 48° 43′ 44″ N, 2° 9′ 13″ OKoordinaten: 48° 43′ 44″ N, 2° 9′ 13″ O
Daten
Eigentümer CEA
Betreiber CEA
Baubeginn 1964
Inbetriebnahme 1966
Abschaltung 2015
Stilllegung 2015
Reaktortyp Schwimmbadreaktor
Thermische Leistung 70 MW
Stand 23.04.2023

Osiris ist ein ehemaliger französischer Kernforschungsreaktor (Schwimmbadreaktor), der 1966 beim CEA im Kernforschungszentrum von Saclay in Betrieb genommen und im Dezember 2015 abgeschaltet wurde. Er war Teil der Basic Nuclear Installation No. 40 (INB 40) der CEA welche per Dekret vom 8. Juni 1965 genehmigt wurde.[1] Mit einer thermischen Leistung von 70 MW wurde er aufgrund seines hohen Neutronenflusses zur Untersuchung von Materialien und Brennstoffen für Kernkraftwerke eingesetzt, insbesondere um diese im Rahmen der Lebensdauerverlängerung zu qualifizieren. Es wurden auch Radionukleide für die Industrie und medizinische Zwecke produziert. Darunter war Technetium 99m, für das er einer von nur sechs Herstellern weltweit war[2] und dotiertes Silizium für die Halbleiterproduktion.

Aufbau und Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1964 begannen die ersten Bauarbeiten an Osiris und seinem Modellreaktor Isis. Die Inbetriebnahme des Reaktors Isis erfolgte am 28. April 1966 und die von Osiris am 8. September 1966. Nach zweijährigem Betrieb mit 50 Megawatt (MW) wurde 1968 die thermische Nennleistung von 70 MW erreicht.[3] In den 1970er Jahren wurden Bouygues und Technicatome, beides CEA-Partner, beauftragt, den Osirak - Reaktor (eine Kopie von Osiris) im Irak zu bauen. Dieser wurde 1981 vor Fertigstellung von der israelischen Armee und erneut 1991 von der amerikanischen Armee zerstört.[4]

Kernbrennstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1966 bis Anfang 1980 wurde der Reaktor mit zu 93 % angereichertem Uran-Aluminium-Brennstoff betrieben. Von 1980 bis 1994 wurde Osiris mit einem mit 7 % angereichertem Uranoxid (UO2)-Brennstoff namens Caramel betrieben. Die allmähliche Umstellung des Reaktors auf einen anderen schwach angereicherten Brennstoff namens Siliciure (U3Si2-Al mit 19,75 % Uran -235) begann im Januar 1995 und wurde im April 1997 abgeschlossen.[5] Die Möglichkeit der Umstellung auf neue Kernbrennstoffe war das Ergebnis vorheriger Tests und Untersuchungen am Modellreaktor Isis.

Betriebsende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2008 schätzte die ASN, dass Osiris bis spätestens 2015 abgeschaltet werden sollte und forderte eine Reihe von Sicherheitsarbeiten.[6] Er sollte eigentlich durch den im Bau befindlichen Jules Horowitz Reaktor in Cadarache ersetzt werden. Von 2008 bis 2010 wurde Osiris in einem Projekt mit dem Namen Aménophis[7] einer Reihe von Renovierungsarbeiten unterzogen – 2,5 Monate Stillstand im Jahr 2008, 4 Monate im Jahr 2009 und 5 Monate im Jahr 2010 – die mit dem Neustart des Reaktors am 18. November 2010 endeten.[8][9] Im Jahr 2011 war ASN der Ansicht, dass die durchgeführten Arbeiten die gesetzten Ziele erfüllten, und stellte keine Faktoren fest, die gegen den Betrieb des Reaktors bis 2015 sprechen könnten.[10] Der Reaktor wurde dann Ende des Dezember 2015 endgültig abgeschaltet.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ASN: Auf ein Wort: Osiris und Isis, zwei Forschungsreaktoren auf dem Forschungsgelände in Saclay. 17. Mai 2022, abgerufen am 4. März 2023 (französisch).
  2. Vorschlag der ASN für eine schnelle Lösung, um einen Mangel von Technetium 99m zu verhindern. Website ASN.fr, 2. September 2008, abgerufen am 22. Juni 2018 (französisch).
  3. Virtueller Rundgang im Reaktor Osiris. Commissariat à l'énergie atomique (CEA), 2. August 2016, abgerufen am 22. April 2023 (französisch).
  4. National Security Archive: Israelischer Angriff auf Osirak 1981, ein Rückblick. 7. Juni 2021, abgerufen am 23. April 2023 (englisch).
  5. CEA: Der Reaktor Osiris in der Zeit. CEA, 2002, archiviert vom Original am 19. Oktober 2013; abgerufen am 22. April 2023 (französisch).
  6. Entscheidung Nr. 2008-DC-0113 der Nuclear Safety Authority (ASN). (pdf) 16. September 2008, abgerufen am 22. April 2023 (französisch).
  7. Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire (IRSN): Stellungnahme zur Umsetzung der verbesserten Sicherheitsvorrichtung für den Weiterbetrieb des Versuchsreaktors OSIRIS in Saclay. (pdf) Abgerufen am 22. April 2023 (französisch).
  8. CEA: Produktion von medizinischen Radioisotopen: Neustart des Osiris-Reaktors. 28. November 2010, archiviert vom Original am 23. Oktober 2013; abgerufen am 22. April 2023 (französisch).
  9. Agence France Presse (AFP): Neustart der Produktion von Radioisotopen am Reaktor Osiris Oktober 2010. 20min France, 18. November 2010, abgerufen am 22. April 2023 (französisch).
  10. IRSN: Stellungnahme Nr. 2011-AV-0121 der Nuclear Safety Authority zum Weiterbetrieb der Reaktoren OSIRIS und ISIS. 27. Mai 2011, abgerufen am 22. April 2023 (französisch).