Schuhbaum
Als Schuhbaum wird ein zumeist mit alten Schuhpaaren behängter Baum bezeichnet.
Ursprung
Der Ursprung von Schuhbäumen lässt sich historisch nicht bestimmen. Oft entstehen Schuhbäume als Resultat einer Aktion, in der eine Person ein Paar alte Schuhe, die an den Schnürsenkeln zusammengebunden wurden, in die Äste eines Baums schleudert. Animiert dadurch finden sich zumeist auch andere Personen, die ihrerseits auf dieselbe Art und Weise Schuhe hinzufügen. Häufig verbindet sich mit dieser Handlung der Wunsch, die individuellen Sorgen, zusammen mit den Schuhen, von sich zu werfen. Teilweise werden die Schuhe zu diesem Zweck auch mit Wünschen oder Grüßen beschriftet.
Schuhbäume sind kulturanthropologisch eine eher junge Erscheinung, der Brauch, Bäume und Büsche mit Stoffen oder Bekleidung zu schmücken, ist jedoch schon lange weltweit verbreitet. In Irland und Schottland kennt man beispielsweise die „rag trees“[1], mit Stoffstreifen behangene Bäume in der Nähe von Quellen (Clootie Well), denen Heilkräfte zugeschrieben werden, ein Brauch, der vermutlich bis in vorchristliche Zeiten zurückreicht. Auch aus dem Nahen Osten sind solche Bäume bekannt.[2]
Schuhbäume weltweit
Die meisten Schuhbäume gibt es in den USA, über 70 wurden dort dokumentiert[3]. Die „shoe trees“ sind dort seit den frühen 90er Jahren bekannt und insbesondere an entlegenen Landstraßen zu finden. Auch in Kanada entstanden einzelne Schuhbäume. In England ist der Schuhbaum von Armstrong Park in Newcastle upon Tyne bekannt.[4]
Schuhbäume in Deutschland
Ein bekanntes Beispiel für einen Schuhbaum befindet sich in Berlin am Landwehrkanal in Kreuzberg am Fraenkelufer, auch in Moabit (Ecke Birken-/Putlitzstraße) und in Steglitz (Ecke Bismarkstraße / Steglitzer Damm) ist ein Schuhbaum zu sehen. Weitere Exemplare finden sich in München (in der Studentenstadt neben Haus 14 und in der Nähe des Biedersteiner Studentenwohnheims am Englischen Garten)[5], in Peine nahe der Kolonie Stahldorf[6], in Hilwartshausen (Hann. Münden) an der B 80 und bei Bad Tölz im Oberland auf der Landstraße in Richtung Ellbach, außerdem in Konstanz am Bodensee, in Tittling am Skatepark[7], in Düren am Skatepark gegenüber der Feuerwehr und in Reutlingen in der Bismarckstraße 74.
Im Rahmen der schleswig-holsteinischen Landesgartenschau 2008 wurde von Ehler Schümann ein Schuhbaum errichtet, bei dem es sich allerdings um ein künstliches Objekt handelte, an dem gespendete und mit Blumen bepflanzte Schuhe aufgehängt wurden.[8]
Lage einiger Schuhbäume in Deutschland:
Schuhbäume | Koordinaten |
---|---|
Nördlich von Wiesbaden | 50° 9′ 34,7″ N, 8° 15′ 38,9″ O |
Schuhbäume in Literatur und Film
Das Phänomen des Schuhbaumes hat inzwischen auch Eingang in die Populärkultur gefunden. So trägt ein preisgekrönter Kurzfilm des Regisseurs Ian Cottage aus dem Jahr 1993 den Titel „The Shoe Tree“[9], inspiriert durch den Schuhbaum in Newcastle upon Tyne. In der zweiten Staffel der Fernsehserie Medium trägt die 10. Episode den deutschen Titel „Unter dem Schuhbaum“ (engl. Original „Still Life“)[10]. Ein Schuhbaum spielt auch eine zentrale Rolle in dem Buch The Taxi Driver's Daughter (2003) von Julia Darling.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Rag trees in Irland
- ↑ Why are rags tied to the sacred trees of the Holy Land? Amots Dafni, in: Economic Botany, Volume 56, Number 4 / Dezember 2002
- ↑ Roadside America zum Thema Schuhbäume in den USA
- ↑ Fernsehreportage zum Newcastle Shoe Tree
- ↑ Münchner Studentenwohnheim soll anonymisiert werden, Readers-Edition, 10. Juni 2008
- ↑ Bild des Schuhbaums der Kolonie Stahldorf
- ↑ Schuhbaum am Skatepark Tittling
- ↑ Schuhbaum auf der Landesgartenschau 2008
- ↑ The Shoe Tree, Kurzfilm von Ian Cottage
- ↑ Unter dem Schuhbaum
Weblinks
- Tracking the elusive Western Shoe Tree, Bryan Di Salvatore, Outside magazine, May 2001
- If the Shoe Fits, Fling It mit zahlreichen Aufnahmen verschiedener Schuhbäume
- Bild eines Schuhbaums an der Route 66, bei Amboy
- Schuhbaum in der Wüste von Nevada