Paul Geister

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Senat im Trauerzug (1928)

Karl Herrmann Paul Geister (* 12. März 1874 in Weimar; † 25. April 1950 in Lübeck) war deutscher Jurist und Senator der Hansestadt Lübeck.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Geister studierte in München (1893 Mitglied des Corps Franconia München[1]) und Bonn (1893 Mitglied des Corps Hansea Bonn[2]). Er promovierte an der Universität Greifswald 1905 zum Dr. jur. und 1907 zum Dr. phil. 1909 wurde er Regierungsrat und Senatssekretär in Lübeck. 1918 trat er in die Lübecker Freimaurerloge Zur Weltkugel ein. In den 1920er Jahren kehrte er dem Staatsdienst den Rücken und wurde Rechtsanwalt in Lübeck. Als solcher wurde er Mitglied der Lübecker Bürgerschaft und 1926 zum nebenamtlichen Senator der Hansestadt Lübeck bestellt. In der Diskussion um die Reichsreform, die politisch nicht nur in Lübeck während der Weimarer Republik ein Thema war, erregte seine im Alleingang verfasste pro-preußische Schrift von 1931 Lübecks Zukunft: seine Stellung zur Reichsreform, zu Hamburg und Preussen im Vorfeld des dann von den Nationalsozialisten umgesetzten Groß-Hamburg-Gesetzes in Lübeck Aufsehen und Missbilligung von Seiten des restlichen Senats und der Verwaltung. Der von ihm am 6. März 1933 vorgeschlagene Gesamtrücktritt des Senats scheiterte nur am Votum des stellvertretenden Bürgermeisters Georg Kalkbrenner. Kalkbrenner sollte aber am 12. Mai 1933 „freiwillig“ sein Amt als Mitglied des Senates niederlegen und in den vorzeitigen Ruhestand treten.[3] Im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung wurde Geister mit Verfügung vom 11. März 1933 durch den Reichskommissar für die Hansestadt Lübeck Friedrich Völtzer seines Amtes als Senator auf der Grundlage der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 enthoben.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Liegt bei der Lebensversicherung zu Gunsten Dritter eine Verfügung von Todeswegen oder eine Schenkung unter Lebenden vor? : (ein Fall des Vindikationslegats im Bürgerlichen Gesetzbuch). Greifswald: Abel 1905 (Diss. iur.)
  • Die Türkei im Rahmen der Weltwirtschaft. Greifswald: Abel 1907 (Diss. phil.)
  • Richtlinien einer lübeckischen Verwaltungsreform, Coleman, Lübeck 1919
  • Reichsgericht gegen Reichsgericht : (Rechtsunsicherheit und Wirtschaft). Hamburg: Sachse [ca. 1930]
  • Lübecks Zukunft : seine Stellung zur Reichsreform, zu Hamburg und Preussen. Lübeck: Quitzow 1931

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen; Schmidt-Römhild, Lübeck 1986, S. 65–68 (zur Reichsreform), S. 79–82 (zu 1933) ISBN 3-7950-0452-7
  • Karl-Ernst Sinner: Tradition und Fortschritt. Senat und Bürgermeister der Hansestadt Lübeck 1918-2007, Band 46 der Reihe B der Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck herausgegeben vom Archiv der Hansestadt Lübeck, Lübeck 2008, S. 94

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 172, 546.
  2. Kösener Korpslisten 1910, 22, 333.
  3. Vaterstädtische Blätter. Nummer 72, Ausgabe vom 27. Mai 1933, S. 15.