Paul Schottländer

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Grabstein

Paul Schottländer (* 14. Februar 1870 in Breslau; † 18. März 1938 in Wessig) war ein deutscher Rittergutsbesitzer,[1] Wissenschaftler und Mäzen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Schottländer war der Sohn von Anna und Julius Schottländer, ein Neffe von Salo und ein Enkel von Löbel Schottländer. Zusammen mit seinem Vater wurde er 1910 unter den 100 reichsten Menschen Preußens aufgeführt. Aus seiner Ehe mit Ludmilla Schlesinger (1877–1938) gingen die Söhne Alfred Leo (1899–1947) und Heinrich Schottländer (1907–1945) sowie eine Tochter hervor. Alfred Leo Schottländer heiratete in erster Ehe eine christliche Bankierstochter. Die Ehe wurde geschieden. Seine zweite Ehefrau brachte ihn in ein Konzentrationslager, um seinen Besitz an sich zu bringen. Zwei Jahre nach Kriegsende starb Alfred Leo Schottländer in Montreux. Paul Schottländers Tochter heiratete 1935 einen Adligen, der 1940 wegen dieser Eheschließung von Nationalsozialisten erschlagen wurde. Heinrich Schottländer kam mit Frau und Kind im KZ Theresienstadt um.[2] Paul Schottländer ist im Familiengrab auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Breslau bestattet.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Schottländer legte Ostern 1888 am Gymnasium St. Maria Magdalena in Breslau das Abitur ab[3] und promovierte 1892 mit der Arbeit Beiträge zur Kenntniss des Zellkerns und der Sexualzellen bei Kryptogamen[4] in Breslau zum Dr. phil. Er war Mitbegründer und Vorsitzender des Breslauer Universitätsbundes. Ferner gehörte er der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft an. 1913 war er Patron einer Expedition, deren Mitglieder den nach ihm benannten Schwamm Crella schottlaenderi entdeckten.[5] Die Meeresforschungsstation Rovigno erhielt von ihm nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern 1913 auch ein Glasbodenboot. Die Schenkung übergab er dem Kaiser persönlich während einer Audienz.[6]

Bereits 1911 spielte Schottländer mit dem Gedanken ein Unterseeboot für Forschungszwecke bauen zu lassen. 1912 wurde das Projekt umgesetzt und mit dem Bau des Druckkörpers eines 12 m langen U-Boots in der Danubius-Werft in Fiume begonnen. Ausgebaut wurde das Loligo (lat. Kalamar) getaufte Boot 1914 in der Whitehead-Werft. Es bot Platz für sechs Mann, drei Mann Besatzung und drei Forscher, war mit einem Elektromotor ausgestattet und konnte bis 50 m tief tauchen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte einen Einsatz, auch wenn die österreichisch-ungarische Marine darüber nachdachte, das Boot im Gardasee einzusetzen. Auch Italien hatte nach Ende des Krieges kein Interesse an dem U-Boot und gab es Paul Schottländer zurück, der es schließlich an einen Schrotthändler verkaufte.[7]

Bis 1936 war Schottländer Ehrensenator der Universität Breslau.[8] 1935 musste er aus dem Verwaltungsausschuss der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ausscheiden.[9] Zwischen 1917 und 1936 war er Mitglied des Senats der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Schottländer, Paul, in: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. München : Saur, 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 335
  • Schottländer, Paul, in: Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Band 5. Czernowitz, 1931, S. 462

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www.bankgeschichte.de/downloads/gb/gb_1920.pdf@1@2Vorlage:Toter Link/www.bankgeschichte.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. http://worldconnect.rootsweb.ancestry.com/cgi-bin/igm.cgi?op=GET&db=harzed&id=I18492. Hier ist hingegen von einer Tochter Dora, aber nicht von Sohn Heinrich die Rede. Lisbeth Ledermann wiederum führt zwei Söhne und eine Tochter und deren hier berichtete Schicksale auf. Den Grabsteininschriften nach hieß Paul Schottländers jüngerer Sohn Ard Heinrich und die Tochter, die mit einem Herrn von Tepper-Laski verheiratet war, Dora.
  3. http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=9238&page=4
  4. P. Schottlaender: Beitraege zur Kenntniss des Zellkerns und der Sexualzellen bei Kryptogamen. Univ. Breslau, 1892 (Google Books).
  5. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 29. Januar 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tmbl.gu.se. In dieser Quelle wird Wessig als Sterbeort angegeben, während im Rootsweb Berlin genannt wird.
  6. Lisbeth Ledermann: Die Schottländer’sche Familienstiftung. S. 10. – Ledermann gibt als Todesdatum den 21. März 1938 an, während auf Rootsweb der 18. genannt wird. Das Typoskript ist digitalisiert.
  7. Loligo: Aus der Werft zum Schrotthändler. So gingen die Pläne für das erste deutsche Forschungs-U-Boot der Geschichte unter in: Focus Online, abgerufen am 31. Januar 2018
  8. Jens Hoppe: Jüdische Geschichte und Kultur in Museen. Zur nichtjüdischen Museologie des Jüdischen in Deutschland. Waxmann, 2002, ISBN 978-3830911784, S. 270.
  9. Rüdiger Hachtmann: Wissenschaftsmanagement im »Dritten Reich«. Geschichte der Generalverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Wallstein Verlag, 2007, ISBN 978-3-83530108-5, S. 409.