Peter Müller (Jurist)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Peter Müller

Peter Müller (* 19. Juli[1] 1640 in Nordhausen; † 31. Mai 1696 in Gera) war ein deutscher Rechtswissenschaftler. Er lehrte von 1676 bis 1693 an der Universität Jena und bekleidete dort zweimal das Rektorat. Von 1693 bis zu seinem Tod war er Kanzler der Grafen Reuß.

Müller war der Sohn des Stadtschreibers in Nordhausen Andreas Müller und dessen Frau Catharina Barbara, der Tochter von Nicolai Rudolph. Nach dem Besuch der Schule in Nordhausen bezog er am 29. Februar 1656 die Universität Jena.[2] Hier absolvierte er anfänglich philosophische Studien und begann ein Studium der Rechtswissenschaften. Dazu besuchte er die Vorlesungen von Erasmus Ungebaur, Christoph Philipp Richter, Georg Adam Struve und Ernst Friedrich Schröter. 1658 verteidigte Müller an der Universität Erfurt unter Johann Hermann von Sode (1633–1702) zwei Abhandlungen und hatte die Vorlesungen von Hulderich von Eyben an der Universität Gießen verfolgt.

Nach absolvierten Studien wurde er 1663 Syndikus von Bleicherode und Lora. 1667 erwarb er an der Universität Helmstedt unter Heinrich Hahn (1605–1668) mit der Inauguralschrift de Foro Protestantium in indiciis Ecclesiasticis das Lizentiat und wurde im selben Jahr 1667 zum Doktor der Rechtswissenschaft promoviert. Nach Nordhausen zurückgekehrt, erhielt er 1670 eine Stelle als Rat der Grafen von Stolberg in Stolberg, bekam 1676 eine außerordentliche Professur der Rechte an der Jenaer Hochschule und übernahm 1680 die ordentliche Professur der Institute daselbst. Damit verbunden wurde er Beisitzer des Hofgerichts und Schöppenstuhls. Im Laufe der Zeit stieg er zur Professur der Pandekten, des feudalen Lehnrechts, der Novellen und der zweiten Professur des Staatsrechts auf.

Als Hochschullehrer der Salana beteiligte er sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Bildungseinrichtung. So war er sechs Mal Dekan der Juristenfakultät und in den Sommersemestern 1682 und 1688 Rektor der Alma Mater. Auch hatte er sich als Deputierter der Jenaer Landschaft an verschiedenen politischen Veranstaltungen beteiligt, wurde fürstlich sächsischer Rat und war unter dem Namen „Der Treumeinende“ Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft geworden. 1693 folgte er einem Ruf als Kanzler der gemeinsamen Regierung der Grafen Reuß von Plauen nach Gera, wo er am 13. Dezember 1693 den Amtseid ableistete[3], und wurde damit verbunden Aufseher des dortigen Gymnasiums Rutheneum, an dem er als Professor der Jurisprudenz lehrte, und Präsens des Geraer Konsistoriums. Diese Ämter übte er bis zu seinem unerwarteten Tod am 31. Mai 1696 aus.

Müller verheiratete sich 1663 mit Magdalena Pauland (1648–1699), der dritten Tochter des Kramers und Bürgermeisters in Nordhausen Martin Pauland (* 18. Februar 1609 in Sangerhausen; † 7. November 1684 in Nordhausen)[4] und dessen am 29. August 1636 geheirateten Frau Anna Kirchberger (* 1618 in Nordhausen; † 28. April 1676 ebd.).[5] Aus der Ehe stammen acht Söhne und vier Töchter. Von den Kindern kennt man:

  • Maria Catharina Müller († jung)
  • Friedrich Andreas Müller († jung)
  • Johann Gerhard Müller († 5. Juni 1724 in Jena), Protonotar am Provinzialgericht in Jena[6]
  • Johann Ludwig Müller (* Nordhausen), 15. August 1689 Uni. Jena, 15. April 1695 Kandidat med. ebd., Lic. med., Physicus Borna
  • Loysa Christina Müller verh. Elias Caspar Judelius († 1. Oktober 1712 in Jena), Arzt Schoenburg, Waldenburg, Syndicus Jena
  • Friedrich Wilhelm Müller (* Stolberg), 5. August 1679 Uni. Jena, Jurist
  • Christoph Ludwig Müller (* Stolberg), 5. August 1679 Uni. Jena, Advokat in Mitau/Kurland
  • Eleonora Magdalena Müller verh. Elias Heden
  • Clara Margaretha Müller
  • Peter Müller
  • Christian Friedrich Müller (* Jena), 27. November 1702 Uni. Jena (gratis)
  • Johann Wilhelm Müller († 27. Februar 1739 in Jena), Eisenachischer Rentsekretär[7]

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Johann Caspar Zeumer, Christoph Weissenborn: Vitae Professorum Theologiae, Jurisprudentiae, Medicinae et Philosophiae qui in illustri Academia Jenensi, ab ipsius fundatione ad nostra usque tempora vixerunt et adhuc vivunt una cum scriptis a quolibet editis quatuor classibus. Johann Felici Bieleck, Jena 1711, S. 214 (Juristen, books.google.de).
  • Johann Heinrich Kindervater: Nordhusa illustris oder historische Beschreibung gelehrter Leute, welche in der Käyserl. Freyen Reichs-Stadt Nordhausen geboren, und Theils daselbst, theils an vielen andern Orten, im Regiment, in der Kirchen, auch hohen und niederen Schulen, Gott gedienet haben, mit ihren Successoribus, wie auch Vilen raren, und theils niie gedruckten Epistolis, Luttheri, Melanchthonis, Gigantis und anderer berühmten Männer, zur Erläuterung der Historiae Literariae. Gottfried Freytag, Wolfenbüttel, 1715, S. 191, (books.google.de).
  • Müller (Peter). In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 22, Leipzig 1739, Sp. 259–263.
  • Müller (Petrus). In: Christian Gottlieb Jöcher (Hrsg.): Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band 3: M–R. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1751, Sp. 739–740 (Textarchiv – Internet Archive).
  • † Müller (Peter). In: Johann Christoph Adelung, Heinrich Wilhelm Rotermund: Fortsetzungen und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers allgemeinem Gelehrten-Lexiko…. Johann Georg Heyse, Bremen 1816, Band 5, Sp. 112–119 (books.google.de – Mit ausführlicher Werkliste 159 Einträge).
  • Johann Friedrich Jugler: Beyträge zur juristischen Biographie oder genauere litterarische und critische Nachrichten von dem Leben und den Schriften verstorbener Rechtsgelehrten auch Staatsmänner, welche sich in Europa berühmt gemacht haben. Paul Gotthelf Kummer, Leipzig, 1779, Band 5, S. 83–102, (books.google.at).
  • Johann Friedrich von Schulte: Die Geschichte der Quellen und Literatur des Evangelischen Kirchenrechts in Deutschland und Oesterreich und die evangelischen Kirchenrechtsschriftsteller. Ferdinand Enke, Stuttgart, 1880, S. 59 f.
  • Konrad Marwinski: Aufgaben und Pflichten eines reußischen Kanzlers. Zur Amtsübernahme durch den Jenaer Juristen Peter Müller im Jahr 1693. In: Jahrbuch des Museums Reichenfels-Hohenleuben. 59, 2014, S. 49–54.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. nach anderen Quellen 14. und 16. Juli; Marwinski (2014) gibt den 14. Juni als Taufdatum an.
  2. Reinhold Jauernig, Marga Steiger: Die Matrikel der Universität Jena. 1652 bis 1723. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1977, Band 2.
  3. vgl. Text der Eidesformel bei Marwinski (2014), S. 51.
  4. Historische Nachrichten von der Käyserl. und des Heil. Röm. Reichs Freyen Stadt Nordhausen, worinne von derselben Lage, Erbauung, Nahmen, öffentlichen Gebäuden, Privilegiis, Raths-Veränderungen und Verordnungen, vornehmsten Gesetzen, Bürgermeistern, Syndicis, Physicis, Secretariis, Officieren und denen daselbst geschehenen Vornehmen Geburten, Vermählungen, Zusammenkünfften, Thunieren, Huldigungen und wohlfeiler Zeit, auch sich allda zugetragenen Sterbens-Läufften, vornehmen Begräbnissen, Aufruhren, Kriegs-Troublen etc. Johann Heinrich Groß, Leipzig / Nordhausen 1740, S. 334 (books.google.de).
  5. Veronika Albrecht-Birkner: Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2006, ISBN 3-374-02136-0, Band 4, S. 534.
  6. Johann Christian Jacob Spangenberg: Handbuch der in Jena seit beinahe fünfhundert Jahren dahingeschiedenen Gelehrten, Künstler, Studenten und anderen bemerkenswerthen Personen, theils aus Kirchenbüchern, theils aus anderen Hülfsquellen gezogen und nach dem Jahre 1819 geordnet. August Schmid, Jena 1819, S. 107 (digital.slub-dresden.de).
  7. Johann Christian Jacob Spangenberg: Handbuch der in Jena seit beinahe fünfhundert Jahren dahingeschiedenen Gelehrten, Künstler, Studenten und anderen bemerkenswerthen Personen, theils aus Kirchenbüchern, theils aus anderen Hülfsquellen gezogen und nach dem Jahre 1819 geordnet. August Schmid, Jena 1819, S. 38 (digital.slub-dresden.de).