Pfanners Augustus

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Der kolossale Augustuskopf aus Marmor von (etwa) 1984

In den Jahren 2017/2018 gab es in der Glyptothek zu München eine Ausstellung „Charakterköpfe – Griechen und Römer im Porträt“. Vor dem Eingang der Glyptothek war ein kolossaler Porträtkopf des Kaisers Augustus aufgestellt, der antik sei und den man 1994 „nach einem verheerenden Gewitterregen“ in einem Bach in Weiler im Allgäu aufgefunden habe.

Tatsächlich handelt es sich um eine Täuschung, freilich auch einen Scherz auf hohem handwerklichem und künstlerischem Niveau: Michael Pfanner, Hartmut Schmid und Steinmetze der Dr. Pfanner GmbH in Scheffau/Allgäu hatten eine auf das Fünffache vergrößerte Kopie eines Gipsabgusses des Kopfes der „Panzerstatue“ des Augustus von Prima Porta erstellt. Diese berühmte Statue befindet sich in den Vatikanischen Museen in Rom.

Augustus von Prima Porta, Marmorstatue nach einem Bronze-Original von etwa 20 v. Chr.

In der Literatur macht der einleitende Beitrag von Kathrin B. Zimmer es[1] deutlich, dass der Kopf ein Werk Pfanners sei, der „auch Kenner der römischen Kunst aufs Glatteis zu führen vermag.“

Aber der Beitrag Pfanners in derselben Veröffentlichung[2] schildert durchaus (mit Fotos) die angebliche Auffindung in dem Dorfbach … dennoch ist der Beitrag einigermaßen verräterisch: Pfanner schreibt nämlich, dass der „handwerkliche Entstehungsprozess [des Originals] nachgestellt werden sollte“. Dazu sei von Pfanner und Mitarbeitern eine vergrößerte Kopie hergestellt … und (was Pfanner aber nicht schrieb) schließlich der Öffentlichkeit als antikes Original vorgestellt worden.

Im Weblink hat Friederike Voigt eine Mitteilung der seinerzeitigen Pressesprecherin der Glyptothek, Astrid Fendt, wiedergegeben: „Herr Pfanner hat den Kopf gefertigt, hat sich aber eine Geschichte dazu ausgedacht, nämlich dass es ein antiker Augustuskopf sei und dieser in dem kleinen Ort Weiler im Westallgäu in einem Flussbett angeschwemmt worden sei.“ Die Hinweistafel am Werk soll bewusst irreführend sein: „Das ist die Intention des Künstlers“, so Fendt.

Gegenwärtig (2024) ist Pfanners Augustus-Kopf im Innenhof des Schlosses Hohentübingen aufgestellt. Das Schloss beherbergt u. a. das Museum der Universität Tübingen.

Hinweis auf den Augustus-Kopf der Glyptothek

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Die Glyptothek besitzt den Augustus Bevilacqua; auch dieser gehört zum Typ Prima Porta. In der Darstellung des Bavarikon[3] als "3D-Modell" lässt sich der Kopf mit Hilfe der Computer-Maus drehen und verschieden beleuchten.

  • Kathrin Barbara Zimmer (Hrsg.): Rezeption, Zeitgeist, Fälschung – Umgang mit Antike(n). Akten des Internationalen Kolloquiums am 31. Januar und 1. Februar 2014 in Tübingen. Verlag Marie Leidorf, Rahden (Westf.) 2015, ISBN 978-3-89646-998-4.

Einzelnachweise

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  1. S. 3.
  2. Seiten 9–25
  3. Kultur und Wissensschätze Bayerns | bavarikon. Abgerufen am 15. Juni 2024.