Pityriasis alba

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Klassifikation nach ICD-10
L30.5 Pityriasis alba faciei
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Pityriasis alba (auch als Pityriasis alba faciei oder als Pityriasis simplex bezeichnet) ist eine verbreitete, nicht ansteckende und meist harmlose Hautkrankheit, die vor allem bei Kindern auftritt. Sie manifestiert sich durch trockene, fein-schuppige, helle Flecken, die vor allem im Gesicht auftreten. Die Krankheit heilt von selbst wieder und erfordert meist nur den Gebrauch von Feuchtigkeitscreme.

Der Name der Krankheit leitet sich aus der fein-schuppigen Erscheinung (von altgriechisch πίτυρα / pityra: die Kleie) sowie aus der Blässe der Flecken ab (von lateinisch alba: die weiße, obwohl die Flecken nicht komplett depigmentiert, sondern hypopigmentiert sind[1]). Die Pityriasis alba gilt als Minimalvariante des atopischen Ekzems.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pityriasis alba tritt am häufigsten bei Kindern im Alter zwischen 3 und 16 Jahren auf, dabei häufiger bei Jungen als bei Mädchen.[2] Möglicherweise tritt sie häufiger bei hellhäutigen Menschen auf, ist jedoch bei Patienten mit dunklerer Hautfarbe besser sichtbar.[3]

Die Hautkrankheit tritt fast bei jedem dritten US-amerikanischen Schulkind bis zum 18. Lebensjahr mindestens einmal auf, die Periodenprävalenz ist also etwa 30 %. Bei einer Bestimmung der Verbreitung zu einem bestimmten Zeitpunkt (Punktprävalenz) lagen die Werte zwischen 8,4 % in Nordindien[4] und 31 % in Mali.[5] Andere Studien zeigten Punktprävalenzraten von 13,49 % in Ägypten,[6] 12 % in der Türkei,[7] wobei untersuchte Kinder aus schlechten sozio-ökonomischen Verhältnissen eine höhere Prävalenz zeigten, 9,9 % in Brasilien,[8] 5,1 % in Rumänien,[9] und nur 1 % bei Schulkindern in Hong Kong.[10]

Ursache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die genaue Ursache der Pityriasis alba ist nicht bekannt. Ein abgeheiltes atopisches Ekzem hinterlässt manchmal ebenfalls bleiche Haut. Diese Folge ist auch beim übermäßigen Gebrauch von Corticoid-Creme zur Behandlung von Ekzemen zu beobachten. Die bei der Pityriasis alba auftretende Hypopigmentierung (verminderte Pigmentbildung in der Haut) ist eine Folge der reduzierten Aktivität der Melanocyten, die weniger und kleinere Melanosome abgeben.[11]

Klinische Erscheinungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Winter tritt die trockene schuppige Erscheinung der Pityriasis alba infolge trockener Wohnungsluft am deutlichsten auf. Im Sommer ist hingegen die bleiche Färbung der Pityriasis-alba-Flecken durch die Sonnenbräune der umgebenden Haut besonders gut sichtbar.

Die einzelnen Flecken (Läsionen) entwickeln sich in drei Stadien und erzeugen dabei manchmal Juckreiz:

  1. Erhöht und gerötet – wobei die Rötung oft schwach ist, und durch die Eltern nicht bemerkt wird.
  2. Erhöht und blass
  3. Glatte und flache, blasse Flecken

Die Flecken sind rund oder oval, mit einem Durchmesser zwischen 0,5 und 2 cm. Flecken am Körper (im Gegensatz zu Flecken im Gesicht) können bis zu 4 cm groß sein. Die Anzahl der Flecken am gesamten Körper beträgt normalerweise 4 bis 5, kann jedoch auch mehr als 20 sein. Die Flecken sind trocken und fein-schuppig. Am häufigsten treten sie im Gesicht auf (besonders an den seitlichen Wangen), jedoch haben 20 % der Patienten auch Flecken auf den Oberarmen, am Hals oder auf den Schultern.

Behandlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Behandlung ist nicht notwendig, da die Flecken nach einiger Zeit von selbst abheilen.[12] Da die Pityriasis-alba-Flecken nicht der normalen Hautbräunung unter Sonneneinwirkung unterliegen und hell bleiben, ist ein effektiver Sonnenschutz der gesamten Haut die beste Methode, den ästhetisch nicht gewünschten Farbunterschied zwischen den Flecken und der umgebenden Haut zu minimieren. Gegebenenfalls können die Flecken kosmetisch abgedeckt werden.

Sollten Rötung, Schuppenbildung oder Juckreiz auftreten, so können diese mit einfachen Linderungsmitteln behandelt werden. Manchmal wird das schwache Steroid Hydrocortison (Handelsname u. a.: Fenistil Hydrocort®) eingesetzt.[13] Der Einsatz von Tacrolimus (Handelsname Protopic®) kann die Abheilung beschleunigen,[14] sollte jedoch wegen der Nebenwirkungen und des Verdachts auf Karzinogenität nur als Reservemedikament erfolgen. Die behandelten Patienten sollten außerdem älter als zwei Jahre sein, die Behandlung soll nur kurz oder in Intervallen mit kleinen Wirkstoffmengen erfolgen.[15] In besonders schweren Fällen kann die PUVA-Therapie angewendet werden, die langwelliges UV-Licht mit dem als Naturstoffe vorkommenden Psoralen kombiniert.[16]

Heilungsaussicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die durch Pityriasis alba verursachten Pigmentverschiebungen können zwischen einem Monat und zehn Jahren andauern. Flecken im Gesicht halten normalerweise ein Jahr oder länger an.

Geschichte und kulturelle Aspekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pityriasis alba wurde erstmals 1860 durch den französischen Arzt Camille-Melchior Gibert als schuppenartige Hautkrankheit beschrieben. Obwohl es keine klinisch schwerwiegende Erkrankung ist, ist die Pityriasis alba aus ästhetischen Aspekten bedeutend, da normalerweise das Gesicht von dieser Hautkrankheit betroffen ist, und junge Kinder die Hauptpatientengruppe bilden. Die Pityriasis alba wird seit dem 19. Jahrhundert untersucht, ihre Ätiologie gilt dennoch als nicht vollständig aufgeklärt.[17]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vitiligo, auch Weißfleckenkrankheit genannt, verursacht völlig pigmentfreie Flecken. Wenn das Gesicht betroffen ist, treten Flecken gehäuft um Mund und Augen auf.[1]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b F. J. Pinto, J. L. Bolognia: Disorders of hypopigmentation in children. In: Pediatr. Clin. North Am. Vol. 38, Nr. 4, 1991, S. 991–1017. PMID 1870914.
  2. M. Blessmann Weber, L. G. Sponchiado de Avila, R. Albaneze, O. L. Magalhães de Oliveira, B. D. Sudhaus, T. F. Cestari: Pityriasis alba: a study of pathogenic factors. In: Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology. Band 16, Nr. 5, 2002, S. 463–468. PMID 12428838.
  3. T. A. Laude: Approach to dermatologic disorders in black children. In: Seminars in Dermatology. Band 14, Nr. 1, 1995, S. 15–20. PMID 7742234.
  4. S. Dogra, B. Kumar: Epidemiology of skin diseases in school children: a study from northern India. In: Pediatric Dermatology. Nr. 6, 2003, S. 470–473. PMID 14651562.
  5. O. Faye, H. T. N'Diaye, S. Keita, A. K. Traoré, R. J. Hay, A. Mahé: High prevalence of non-leprotic hypochromic patches among children in a rural area of Mali, West Africa. In: Leprosy Review. Band 76, Nr. 2, 2005, S. 144–146. PMID 16038247.
  6. K. Abdel-Hafez, M. A. Abdel-Aty, E. R. Hofny: Prevalence of skin diseases in rural areas of Assiut Governorate, Upper Egypt. In: International Journal of Dermatology. Band 42, Nr. 11, 2003, S. 887–892. PMID 14636205.
  7. I. Inanir, M. T. Sahin, K. Gündüz, G. Dinç, A. Türel, S. Oztürkcan: Prevalence of skin conditions in primary school children in Turkey: differences based on socioeconomic factors. In: Pediatric Dermatology. Band 19, Nr. 4, 2002, S. 307–311. PMID 12220273.
  8. L. M. Bechelli, N. Haddad, W. P. Pimenta, P. M. Pagnano, E. Melchior, R. C. Fregnan, L. C. Zanin, A. Arenas: Epidemiological survey of skin diseases in schoolchildren living in the Purus Valley (Acre State, Amazonia, Brazil). In: Dermatologica. Band 163, Nr. 1, 1981, S. 78–93. PMID 7274519.
  9. R. Popescu, C. M. Popescu, H. C. Williams, D. Forsea: The prevalence of skin conditions in Romanian school children. In: British Journal of Dermatology. Band 140, Nr. 5, 1999, S. 891–896. PMID 10354028.
  10. W. K. Fung, K. K. Lo: Prevalence of skin disease among school children and adolescents in a Student Health Service Center in Hong Kong. In: Pediatric Dermatology. Band 17, Nr. 6, 2000, S. 440–446. PMID 11123774.
  11. F. Vargas-Ocampo: Pityriasis alba: a histologic study. In: International Journal of Dermatology. Band 32, Nr. (12), 1993, S. 870–873. doi:10.1111/j.1365-4362.1993.tb01401.x. PMID 8125687.
  12. R. L. Lin, C. K. Janniger: Pityriasis alba. In: Cutis. Band 76, Nr. 1, 2005, S. 21–24. PMID 16144284.
  13. J. Harper: Topical corticosteroids for skin disorders in infants and children. In: Drugs. Band 36, Suppl. 5, 1988, S. 34–37. PMID 2978289.
  14. D. Rigopoulos, S. Gregoriou, C. Charissi, G. Kontochristopoulos, D. Kalogeromitros, S. Georgala: Tacrolimus ointment 0.1% in pityriasis alba: an open-label, randomized, placebo-controlled study. In: British Journal of Dermatology. Band 155, Nr. 1, 2006, S. 152–155. doi:10.1111/j.1365-2133.2006.07181.x PMID 16792767.
  15. N. H. Cox, Catherine H. Smith, British Association of Dermatologists: Advice to dermatologists re topical tacrolimus. (Memento vom 1. April 2008 im Internet Archive) 2002.
  16. Di Lernia V, Ricci C: Progressive and extensive hypomelanosis and extensive pityriasis alba: same disease, different names? In: Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology. Band 19, Nr. 3, 2005, S. 370–372. PMID 15857470.
  17. Magda Blessmann Weber, Luiz Gustavo Sponchiado de Ávila, Tania Ferreira Cestari: Pityriasis alba: epidemiological, clinical, and therapeutic aspects. In: Anais Brasileiros de Dermatologia. ISSN 0365-0596. (Englische Ausgabe.) Vol. 75, Nr. 3. Artikel online verfügbar (Memento vom 1. Juli 2007 im Webarchiv archive.today) (Abgerufen am 29. Juni 2008.) Dort wird die Erstbeschreibung Gilbert (sic!) zugeschrieben.