Portal:Kölner Dom/Chronik/Stilkunde
Die Romanik ist der in Köln vorherrschende Architekturstil bis um 1250. Jüngster Vertreter der großen romanischen Kirchen in Köln ist St. Kunibert, die 1247 - ein Jahr vor der Grundsteinlegung des Gotischen Domes - geweiht wurde.
Das älteste Ausstattungsstück des Gotischen Domes ist das aus Ottonischer Zeit stammende, frühromanische Gerokreuz. Der Dreikönigenschrein, die größte Goldschmiedearbeit des Mittelalters, zeigt in wensentlichen Teilen romanischen Stileinfluss; teilweise allerdings haben sich die Künstler von der Römischen Antike inspirieren lassen. Auch das älteste Glasfenster im Dom, das Ältere Bibelfenster in der Achskapelle, ist im spätromanischen Zackenstil gestaltet.
Die Gotik ist ein in Nordfrankreich im 12. Jahrhundert entwickelter Baustil. Er sollte dem Innenraum der Kathedralen zu einem Licht verhelfen, das als überirdisch empfunden wurde. Obwohl der Kölner Dom nicht die erste Gotische Kirche auf dem Gebiet des Deutschen Reiches war, wirkte er stilprägend. Der Kapellenkranz des Domes zeigt frühgotischen, die Bauornamentik des Hochchores bereits hochgotischen Stil. Dieser wurde prägend für die gesamte Bauzeit. Durch die Ausgewogenheit aller Bauteile im Innenraum gilt der Dom heute als “ideale gotische Kathedrale.” Die 1370 geplante Westfassade zeigt eine nachklassisch-hochgotische Bauornamentik; der Baukörper selbst hat eine spätgotische Plastizität.
Die Ausstattung und die Glasfenster des 1322 geweihten Chores gelten als beispielgebende hochgotische Kunst; die Chorpfeilerfiguren als hochgotisch-manieristische Meisterwerke. Die Skulpturen im Petersportal, die Einflüsse aus Prag mit der eleganten Formensprache des Rheinlands verschmelzen, zeigen die Entwicklung zum spätgotischen weichen Stil.
Die Spätgotik war in Köln der dominierende Kunststil bis weit in das 16. Jahrhundert hinein und nahm nur zögerlich Impulse aus der Renaissance auf. Ein Beispiel für die Blüte spätgotischer Glasmalerei sind die Anfang des 16. Jahrhunderts geschaffenen Glasfenster im nördlichen Langhaus. Als ein Hauptwerk spätgotischer Malerei aus der Kölner Malerschule gilt der Altar der Stadtpatrone von Stephan Lochner.
Der Barock hat der Gotischen Ausstattung des Kölner Doms in manchem geschadet. Das barocke Ideal, einen möglichst hellen und weißen Kirchenraum herzustellen, hat einige der gotischen Fenster, Ausmalungen und Ausstattungsstücke beseitigt. Von der ehemals glanzvollen, aber später wieder ausgeräumten barocken Ausstattung sind die Rubens-Teppiche, Teile des Schrein-Mausoleums, vier Kandelaber und die Rokoko-Chorgitter erhalten.
Die Neugotik hatte sich als historistischer Baustil bereits etabliert, als 1842 die Vollendung des Domes begonnen wurde. Da diese nach dem ursprünglichen - mittelalterlichen - Plan erfolgte, darf die Architektur dennoch als vorwiegend gotisch gelten. Vollständig neugotisch sind die rund 1000 neu geschaffenen Skulpturen, das Fußbodenmosaik und die neu eingesetzten Glasfenster, die Langhaus und Querschiff in ein farbintensives Licht tauchten. Die Malerei erhielt wesentliche Impulse durch die Nazarenische Kunst. In der Achskapelle verwirklichte die Neugotik ihr Konzept des Gesamtkunstwerks, das sich an einer idealisierten mittelalterlichen Gotik orientierte.
Die Moderne wurde in Anspruch genommen, um die doch erheblichen Dom-Schäden des Zweiten Weltkriegs zu beseitigen. Dies folgte einem gemilderten Konzept der “Schöpferischen Denkmalpflege,” die zwar die Architektur in historischer Form wiederherstellte, allerdings Ausstattungen bewusst in moderner Form ergänzte. Dadurch erhielten das Langhaus blaugräuliche Obergadenfenster, das Südquerhaus Türen von Ewald Mataré und das Dach einen modern verkleideten Vierungsturm, der jüngst als “Warze” verunglimpft wurde. Für die Gottesdienste wurden Orgeln, Volksaltar und Chorempore ergänzt. Als weithin anerkanntes Referenzwerk der Moderne wurde erst 2007 das Richter-Fenster geschaffen, das dem Südquerhaus einen historischen Farbklang zurückgab.